5. Sonntag der Osterzeit Lesejahr C – Joh 13,31-33a.34-35
Liebe – Ein neues Gebot?
Was meint der Herr im heutigen Sonntagsevangelium aus den Abschiedsreden des Johannesevangeliums damit, sein Liebesgebot sei neu? Ist das Neue Testament nicht von Anfang an und auch das Alte Testament geradezu eine Ausfaltung dieses einen Liebesgebots? „Der Fremde, der sich bei Euch aufhält, soll Euch wie ein Einheimischer gelten“ heißt es im Buch Levitikus (19,34) „und Du sollst ihn lieben wie Dich selbst, denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“
Was meint er also mit der Kennzeichnung als „neu“? Dieses in der exegetischen Literatur viel diskutierte Thema ist nicht aus einer Antithese zum alttestamentlichen Gebot zu verstehen (Schnackenburg), sondern meint im Verständnis des Johannes die Liebe aus der Erfahrung der alles übersteigenden Liebe Gottes wie sie durch die Hingabe Jesu am Kreuz den Menschen erschienen ist: Jetzt ist alles neu, jetzt ist ein Licht erschienen, das nicht mehr der Finsternis weicht, jetzt ist das endgültige Siegel auf den Bund zwischen Gott und den Menschen gedrückt. Und in dieser neuen, alle vorherigen Erweise göttlicher Huld überbietenden Selbsthingabe Jesu, ist die Liebe selbst eine andere geworden. Eine, die nicht mehr kalkuliert, die nicht auf die Antwort des andern rechnet, die nichts mehr für sich selbst will und erwartet, sondern die nur noch alles verströmende Hingabe ist.
Wenn dies die neue Liebe ist und wenn auf diese Weise die Maßstäbe hochgehängt werden; dann ist wohl auch Überforderung nicht weit. Wie sollen wir denn, in unserer beschränkten und fehlerhaften Menschlichkeit, diese Liebe weitergeben können? Könnte es uns nicht vielleicht Ansporn sein, dieser Gestus des Herrn? Sollten wir nicht nur als eine Art Quittung seine Liebe als Gabe des „do ut des“ lieben, nicht weil man den Fremden zu lieben hat, weil man das so tut, schließlich war man selbst auch mal fremd, nicht, um auch einmal geliebt zu werden, nicht um ein Gebot zu erfüllen, sondern aus freier Hingabe den andern zu akzeptieren, wie er ist? Ist es vielleicht die Aufforderung, auch in der Kirche mal nicht die Unterscheidung der Geister an die erste Stelle zu setzen, nicht ernten zu wollen, sondern zu säen und wachsen zu lassen? Soll man vielleicht, wenn man in kath.net mal wieder einen Aufsatz gelesen hat, dem man so gar nicht zustimmen kann, auch diese Stimme gelten lassen, weil man schließlich auch eine Oboe im Orchester hat, auch wenn die für sich allein recht schauerlich quäken kann? Wie hört sich denn ein Orchester nur aus Harfen an?
Sicherlich ist es eine kleine Münze, mit der wir da auf die Liebestat Jesu antworten, aber würde es unsere Gemeinden nicht froher machen? Wenn wir die andern einfach gelten ließen in ihrem Weg? Es mag ja sein, dass uns vieles schwer zu verstehen erscheint, wie andere glauben, ihren Glauben leben zu sollen, aber es ist uns Sterblichen auch nicht gegeben, hier zu entscheiden und zu richten. Lassen wir das doch öfter den Herrn der Ernte machen. Akzeptieren wir vielleicht einmal den andern, nicht um selbst akzeptiert zu werden, nicht um ihn zu belohnen oder uns etwas zu erhoffen, sondern einfach, weil auch der andere mit seinen anderen Auffassungen und Gebräuchen von unserm Herrn geliebt ist, ganz und gar.
Ich wünsche Ihnen einen liebevolle Woche.
Ihre Katharina Nowak
Du kannst einen Kommentar schreiben.