Der Heilige Geist strömt in lebendigem Wasser
Pfingsten (Lesejahr C) – Apg 2, 1-11; 1 Kor 12, 3b-7.12-13 oder Röm 8, 22-27; Joh 20, 19-23
Pfingsten ist ein Fest, das wie kaum ein anderes das Geheimnisvolle unseres Glaubens deutlich macht, weil es so wenig greifbar zu sein scheint. Weihnachten – Gottes Sohn im Kreis der Heiligen Familie in der Krippe, Ostern – die Auferstehung nach Kreuz und Tod, aber Pfingsten? Hauch und Taube, Feuerszungen und Sprachenwunder, nicht viel zum „Begreifen“.
Hier setzt Paulus im Römerbrief an, wenn er als einen Zentralbegriff von „Hoffnung“ spricht, die keine mehr wäre, wenn sie schon sähe. Hoffen kann man nur auf das, was noch, in einem tiefen Sinn auch ungewiss, in der Zukunft verborgen liegt. Zwar steht es fest: „Wir sind gerettet, doch in der Hoffnung.“ Dieses Moment des gläubigen Vertrauens „Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.“ ist es ganz offenbar, was von uns, die wir noch nicht ins Schauen geführt worden sind, erwartet wird. Ausharren in Geduld, ohne schon genau zu wissen.
Wie oft geht uns das gegen den Strich. Wie sehr können wir das nicht aushalten, diese Ungewissheit, diese Spannung des in Christus erschienenen, aber noch nicht vollendeten Gottesreichs. Aber wo wäre denn unsere menschliche Freiheit, unsere Möglichkeit der Entscheidung, ja auch die Möglichkeit des sich Hingebens in eigener Verantwortung, wenn die Herrlichkeit Gottes schon klar und unverhüllt vor uns stände? Es scheint ein wesentlicher Aspekt unserer menschlichen Situation zu sein, ein Wagnis eingehen zu müssen, weil wir eben noch nicht unbezweifelbar wissen. Dann ist aber von uns vielleicht weniger erwartet, dieses Geheimnis zu begrenzen, zu definieren und exklusiv zu dogmatisieren, als es vielmehr auszuhalten. Nur die Ungewissheit erlaubt das Wagnis und dieses Wagnis führt uns erst in die Höhe der wirklich menschlichen Entscheidung.
Vielleicht sollten wir daran auch unsere Versuche messen, das Geheimnisvolle zu dogmatisieren, zu begrenzen, auszuschließen und festzulegen. Es scheint, als müssten wir stattdessen mehr aushalten, mehr in Geduld ertragen, vielleicht auch uns untereinander.
Wie wäre es denn, wenn wir uns alle etwas mehr in dieser geduldig zu ertragenden Situation der Hoffnung wüssten, wo noch niemand im Besitz der endgültigen Wahrheit sein kann, damit überhaupt Freiheit möglich ist. Ist da vielleicht die Möglichkeit doch naheliegend, auf Paulus zu hören, der im Brief an seine Gemeinde in Korinth betont: „Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ Könnte in unserer Zeit damit nicht gemeint sein, nicht den Schatz der seligmachenden Gnade zu leugnen, aber die andern, die es etwas anders sagen als wir selbst, auch als unsere Brüder und Schwestern zu akzeptieren, wenn wir nur gemeinsam rufen können: „Jesus ist der Herr!“
Ich wünsche Ihnen eine geisterfüllte Woche.
Ihre Katharina Nowak
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