14. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C – (Jes 66, 10-14)
Der Lesungstext dieses Sonntags aus dem Buch Jesaja (dieses Kapitel gehört zum Tritojesaja – dem Propheten Jesaja selbst werden nur die Kapitel 1-39 zugerechnet) bietet einen Einblick in die Situation des Volkes Juda, welches sich im Babylonischen Exil befand und nun von dort heimgekehrt ist. Besonders auch der heutige Lesungstext berichtet die tröstenden Worte, die ein Prophet an das Volk richtet. Große Bilder werden gezeichnet, welche die Menschen auch aus ihrer eigenen Lebenssituation, vornehmlich der Kindheit, in der man des Schutzes und der Hilfe von außen, vor allem durch die Eltern bedarf, kennen: die tröstende Mutter, die Arme, welche einen tragen und die Brust an der man genährt wird.
All diese elterlichen Attribute werden hier der Stadt Jerusalem zugesprochen, sie wird trösten und ein Strom des Friedens und ein rauschender Bach des Reichtums aller Völker wird sie durchfließen.
Diese tröstenden Worte, in die Situation eines sehr stark belasteten Volkes gesprochen, können auch uns eine große Vision aufzeigen. Allen Menschen, die sich von der momentanen Lage ihres Lebens überfordert sehen, allen denjenigen, die eine große Sehnsucht nach etwas weiterweisendem empfinden, allen, die der Tröstung bedürfen, spricht diese Text eine große Hoffnung zu.
So wie das irdische Jerusalem hier dem Volk Juda beschrieben wird, so strahlt hier schon das himmlische Jerusalem auf. Dort erwartet alle – vielleicht auf Erden noch geknechteten – Menschen Frieden, Reichtum und Tröstung . Dort hat der Frieden keine Grenzen mehr und alles wird durchflossen sein von dieser göttlichen Kraft, die kein Aufhalten kennt.
Die Sehnsucht der Menschen nach Geborgenheit und Frieden und das Aufblühen des Herzens „wie frisches Gras“ wenn schließlich dieses himmlische Jerusalem sichtbar wird, ist hier in wunderschönen Worten beschrieben, die sich jedem ernstlich Suchenden erschließen können.
Zwar in menschlicher Unvollkommenheit, aber dennoch in sehr schöner Weise verbildlicht ist eine Vorstellung dieses himmlischen Jerusalems im Aachener Dom, der wie es in einem Kirchenführer heißt „begründet ist in einem auf biblischen Maßzahlen (50, 100, und 12×12=144) unter Verwendung antiker Architekturtheorie beruhenden Maßsystems, durch das dieses Kirchengebäude in besonderer Weise zu einem Bild des Zeltes Gottes unter den Menschen und in seiner Gleichheit von Höhe, Länge und Breite vor allem des himmlischen Jerusalems wird.“ Sicher einen Besuch wert.
Doch sollte auch der letzte Halbsatz dieses Lesungstextes – dem sich in den folgenden Versen noch ausführlichere Beschreibungen anschließen – nicht außer Acht gelassen werden: „aber seine Feinde wird er bedrohen“. Also wird auch hier, wie an zahllosen anderen Stellen ebenfalls, der Beliebigkeit sofort der Wind aus den Segeln genommen. Wer das Reich Gottes (endgültig) ablehnt, der wird es auch nicht erfahren. Wer aber um Einlass in das himmlische Jerusalem bittet, dem wird – wie es auch im Matthäusevangelium heißt „wer anklopft, dem wird geöffnet“ (Mt 7,8) – aufgetan. Nur anklopfen muss jeder selbst!
Ich wünsche uns allen eine Woche, in der wir dem Reich Gottes, den Visionen des himmlischen Jerusalems, ein Stück näher kommen und in der wir vielleicht einem anderen Menschen schon jetzt ein wenig den Himmel auf Erden bereiten.
Ihre Katharina Nowak
Du kannst einen Kommentar schreiben.