Nein, nicht über die gute Stimmung oder über den Haussegen, weil man zum Glück den richtigen Elektrohit als Geschenk unter den Weihnachtsbaum gelegt hat.
Weihnachten geht es um eine sehr viel weitreichendere Entscheidung. Sie betrifft unser ganzes Leben und sie bedeutet Segen für die Welt.
Gott entscheidet sich – für uns Menschen, für diese Welt.
Wir fragen und diskutieren eher, ob man sich in heutiger Zeit denn noch für den Gott der Bibel entscheiden kann. Pro und Contra: Was spricht für ihn, was gegen ihn.
Die Kirchengemeinden sind froh, wenn sich am Heiligen Abend so viele Menschen entscheiden, einen Gottesdienst zu besuchen. Oft scheint es, als entscheide der aufgeklärte, moderne, freie Mensch für oder gegen – und damit über Gott, seine Existenz, seine Bedeutung für diese Welt.
In jener Nacht in Bethlehem, in dem bescheidenen Provisorium eines Stalles, auf Heu und auf Stroh, entscheidet sich Gott für uns Menschen – mit allen Konsequenzen für sich selbst. Jesus wird geboren. In einzigartiger Weise und weit über menschliches Verstehen hinaus finden wir Gott selbst in diesem Menschenkind. Gott lässt sich in diesem Kind und später in dem Mann Jesus selbst hineinziehen in unser Leben, in alles menschliche Leid und in den Tod. Er lässt sich davon betreffen in seinem innersten Wesen.
„Gott will im Dunkel wohnen“, dichtete Jochen Klepper 1938 in einem Adventslied. Als Ehemann einer Jüdin in der nationalsozialistischen Diktatur erlebte er das Dunkel bis in den eigenen Suizid. „Gott will im Dunkel wohnen“, das ist die große Entscheidung an Weihnachten. Jesus hat diese Entscheidung bis in seinen Tod gelebt, die Menschen gesucht, sie nicht aufgegeben. Dem Leid und dem Bösen auf der Welt hat er die Liebe Gottes entgegen gesetzt und den Weg beschritten, das Böse mit dem Guten zu überwinden, den Tod mit dem Einsatz des eigenen Lebens. Dieser Segen ist wie eine Saat, die aufgehen will und wird, auch wenn sie so leicht zu zertreten scheint.
„Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt“, so leuchtet die Weihnachtshoffnung durch Jochen Kleppers Lied.
Gott entscheidet sich für Menschen, wie wir sie in der Weihnachtsgeschichte selbst finden: Menschen, die nach Macht über andere trachten, die irren und wirren, die aneinander schuldig werden, die mit ihrem Glauben und ihrer Liebe an Grenzen kommen, die an den Rand gedrängt werden, die Flüchtlinge sind, die den Tod fürchten.
Weihnachten wird entschieden.
Darum steht in vielen Häusern unter dem Baum eine Krippe. Sie lädt die Betrachter ein, den Segen Gottes, an den sie uns erinnert, weiterzugeben, und uns von Gottes Entscheidung in Bewegung setzen zu lassen.
In diesem Sinn wünschen wir Ihnen gute und gesegnete Weihnachtstage!
Ilka Federschmidt, Superintendentin
Dr. Bruno Kurth, Stadtdechant
Der Beitrag ist als Weihnachtswort der evangelischen und der katholischen Kirche in Wuppertal im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung vom 24. Dezember 2011 erschienen.
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