„Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden.“ (1 Kor 12,12)
Liebe Leserinnen und Leser,
ohne erneut auf die Geschehnisse der letzten Wochen, für die die heutige Lesung sicherlich auch Relevanz hat, eingehen zu wollen, ist in dieser Botschaft, die der erste Korintherbrief uns an dieser Stelle übermittelt, viel Ermutigung für unseren Alltag als Christen.
Die Kirche befindet sich in Deutschland in einer großen Krise und zwar auch, aber nicht nur wegen persönlichen Fehlverhaltens einzelner. Wenn wir aus dieser Krise herauskommen wollen wird dies nur gemeinsam gehen. Jedes Glied der Kirche hat denselben Wert und eine enorm wichtige Bedeutung für den Leib, aber nicht jedes Glied ist gleich. So wie ein Körper Arme, Augen und einen Kopf hat, so hat dies auch der Leib der Kirche. Jeder hat seinen Platz, den er nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen kann und soll. Warum ist aus so vielen Kommentaren in persönlichen Gesprächen aber auch Meinungsbekundungen zum Beispiel in den sozialen Netzwerken wie Facebook, immer wieder so eine große Sehnsucht der Laien zu spüren „wie Priester“ zu sein. Ist Laie, vielleicht sogar Mutter oder Vater zu sein, nichts wert? Hängt das persönliche Heil so sehr an der Erlaubnis Sakramente spenden zu dürfen?
Für mich ist diese Haltung unverständlich. Ich glaube, dass es grundsätzlich in der Kirche viele Möglichkeiten gibt sich einzubringen, unabhängig von einer Weihestufe. Natürlich ist es dafür aber wichtig, dass alle die Arbeit und das Engagement der Anderen wertschätzen. Das bedeutet natürlich auch, dass der Klerikerstand gerade von seinen Mitgliedern nicht als etwas übergeordnetes verstanden werden darf, sondern, dass auch dies nur ein Weg ist, sein Christsein zu leben. Unsere Kirche lebt vom Reichtum der Charismen und Charaktere. Geben wir allen eine Chance ihren persönlichen Teil beizutragen, die Botschaft Jesu, die von nichts übertroffen werden kann zu allen Menschen zu bringen. Grabenkämpfe zwischen verschiedenen kirchenpolitischen Flügeln, die es nicht geben soll, die es de facto aber gibt, werden sicher nicht zum Ziel führen. Es muss einen Weg geben, ohne die Wurzeln und das Zentrum unseres Lebens – Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden um als Mensch unter und mit uns zu leben – zu vergessen, der Welt eben diese Botschaft zu bringen. Machen wir uns immer wieder gemeinsam auf diesen Weg!
Vielleicht sehr einfach, aber einleuchtend beschrieben, wird das Phänomen „ein Leib, viele Glieder“ in einem Bilderbuch meiner Tochter. In diesem Buch geht es um einen kleinen Jungen, der ohne Sonnenschutz den ganzen Tag am Meer spielt und abends einen schlimmen Sonnenbrand hat. Daraufhin berufen die verschiedenen Körperteile eine Konferenz ein um diese Katastrophe zu besprechen. Jeder einzelne von ihnen hätte keine Chance den Folgen des Sonnenbrandes zu trotzen und sie wieder zu reparieren, aber gemeinsam schaffen sie es, weil jeder etwas aus seinen Erfahrungen dazu beiträgt und sie so zu einem gemeinsamen Ergebnis und der fast vollständigen Heilung kommen können. Lediglich auf der Nase bleiben ein paar weiße Punkte, da einige Bewohner des Nasenvolkes nicht zurückgekehrt sind…
Ich wünsche uns, der Kirche, dass wir gemeinsam wieder im Bewusstsein unserer Mitmenschen ankommen, nicht durch neue Skandalmeldungen in den Medien, sondern durch unser überzeugtes Christsein und die Botschaft Jesu Christi, die jeden auf seine Weise betrifft…und das mit möglichst wenig weißen Punkten…
Das wünscht
Katharina Nowak
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