In der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln zitierte der Chefredakteur vor einiger Zeit seinen Sohn, der gemeint hatte, die Situation der Kirche sei mit dem Ruf: „Merken die denn nicht, dass die Hütte brennt?“ zutreffend beschrieben. Manch einer aber lebt und schreibt so vor sich hin in unseren Diözesen, als stünde nicht das ganze Haus schon lichterloh in Flammen, sondern als seien es lediglich kleinere Rodungsfeuerchen, die zwar unsere volkskirchlichen Strukturen in Europa vernichten, aber doch nur, um auf deren Asche entweltlichte und damit seligmachende neue Gemeinden erstehen zu lassen, herrlicher, geistlicher und frömmer als je zu Menschengedenken.
Und auch die offiziellen Dankansprachen des Papstes an seine Brüder Kardinäle und all die Würdigungen der sich ergänzenden Pontifikate Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. müssen und dürfen sein, lassen aber, wenn es dabei bleibt, doch den Eindruck entstehen, als seien die Katastrophen der letzten Zeit (Missbrauchsaffären, Finanzkatastrophen, Vatileaks oder auch – um mal ein außereuropäisches Problem anzusprechen – die Lage in Südamerika, wo die Pfingstkirchen einen riesigen Zulauf haben, „wir“, also die römisch-katholische Kirche aber keine Antwort darauf finden und immer mehr Mitglieder verlieren…). und die damit verbundenen Auswirkungen mehr oder weniger nur Zephyrdüftchen und Windhauche gewesen, die zwar das Schiff bisweilen heftig angreifen, aber im Ganzen dann doch zum kentern wohl nicht ausreichen. Vor einer solcher Haltung warnt schon die neutestamentliche Lesung dieses Sonntags, wenn es dort heißt: „Wer also zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt“ (1 Kor 10,12)
Daher – statt allem Lamento: Lässt sich aus dieser Begegnung mit den Erschütterungen unserer Tage irgendwo ein Wegweiser sehen, der in eine fruchtbare Zukunft weist, in ein gutes und weites Land, ein Land, in dem Milch und Honig fließt? Die Lesung aus dem Alten Testament des heutigen Sonntags zeigt uns eine Begegnung des Mose mit dem Allmächtigen im brennenden Dornbusch. Auf dem Gottesberg Horeb und nicht einfach im Alltag, sondern in einer besonderen und herausfordernden Situation. Hier erklärt Gott seinen Plan mit Israel. Hier erweist sich die göttliche Führung des israelitischen Volkes: hinaus aus der ägyptischen Knechtschaft, den Verkrustungen längst vergangener Zeiten, der Befestigung unseres Lebens in all den Vorläufigkeiten und Kontingenzen unserer Welt, statt dessen zu sein bei dem, der ist. Selbstverständlich, umsonst ist das nicht zu haben, man muss aufgraben, arbeiten, Altes, das noch Frucht bringen kann, stehen lassen, ihm aber Luft zum Atmen verschaffen, neue Nahrung.
Unser einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn, dessen menschliche Bescheidenheit und Einfachheit so viele Menschen so tief berührt hat, hat den Spaten aus der Hand gelegt, weil die Kraft nicht mehr reichte.
Aber das heißt ja nicht, das nicht manche Wucherung noch mit Stumpf und Stiel ausgerissen werden muss; warum sonst hätte der emeritierte Papst noch in den letzten Tagen verfügen sollen, dass alle Kardinäle bevor sie in das Konklave einziehen um dort die wichtigste Wahl für die Zukunft unserer Kirche zu treffen, das Geheimdossier, welches im vergangenen Jahr von drei Kardinälen erstellt wurde und in dem es um die momentane Verfassung der Kurie und die dort herrschenden Zustände geht (und über dessen Inhalt bisher eisern geschwiegen wird), zur Kenntnis bekommen sollen?
Beten wir um ein wirkliches Wunder, mit dem der Heilige Geist uns zeigen mag, wie Gott auf krummen Zeilen gerade zu schreiben vermag. In der Welt und für die Welt. Damit der Boden auf dem wir stehen auch wieder erkennbar heiliger Boden ist!
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche.
Katharina Nowak
Vielen Dank, Ich lass mir das mal durch den Kopf gehen (im Herzen bewegen).