Von Papst Franziskus wird erzählt, er sei nicht nur regelmäßig in den Armenküchen seines Bistums zu Gast gewesen, sondern habe diese Besuche auch sehr geschätzt, weil die Armen oft nicht nur das Essen mit ihm teilten, sondern auch ihr Herz. Vor nicht allzu langer Zeit durfte ich einem Gespräch lauschen, in dem ein deutscher Bischof sich über seine häuslichen Verhältnisse ohne regelmäßiges Mittagessen beklagte und dem Einwand seines Gesprächspartners, sicher könnten doch die Herren Prälaten – womit er offensichtlich auch die Weihbischöfe meinte – an den Angeboten der Kantine im Generalvikariat einer – nicht der Kölner – deutschen Diözese partizipieren, verständnislos begegnete: „Ja, die Prälaten sicherlich, aber die Bischöfe doch nicht?!“ Der völlig irritierte Gesichtsausdruck des hohen Würdenträgers unter der Last seiner Würde ist mir noch in Erinnerung.
Wie in einem Brennglas werden die momentanen Verhältnisse unserer Kirche hier sichtbar: die Ständeherrschaft in unserer Kirche, in denen ein Weihbischof Jaschke immer ins Fernsehen geschickt wird, wenn man von jemandem repräsentiert werden will, der nicht gleich im Hohngelächter der deutschen Medien untergeht, man aber im übrigen möglichst klar die Grenzen zieht zwischen denen, die das Charisma des Leitens, Führens und Lehrens erhalten haben und eben den andern, den Laien, die eine zwar manchmal lästige, aber eigentlich keineswegs notwendige Zutat des corpus christi mysticum darstellen.
Und dann wiederum erleben wir jetzt einen Papst, der vielleicht in aktuellen kirchenpolitischen Fragen zu Frauenpriestertum, Pflichtzölibat und Homoehe nicht weniger konservativ agieren wird als sein Vorgänger, der aber nicht nur – wie dieser – persönlich bescheiden zu sein scheint, sondern auch sein Amt so versteht.
Was kann daraus werden? Welch großartige Perspektive mag sich hier eröffnen, wenn da einer ist, der sich nicht für den Nachfolger der römischen Cäsaren als pontifex maximus hält, der nicht des Kaisers alte Pantoffeln und Hermelinbesatz braucht, sondern der mit seinem Volk in seinem Bistum und der Welt einen Weg der Achtsamkeit, des Respekts und der Barmherzigkeit gehen will? Mancher hat es kühn, ja tollkühn genannt, dass dieser Papst sich den Namen eines so großen Heiligen gegeben hat – sind wir nicht alle so tollkühn, wenn wir uns Christen nennen? Und ist das nicht dennoch die Antwort auf die andere Tollkühnheit, die unseres Gottes, der nicht daran festhielt, wie Gott zu sein, sondern sich entäußerte und zum Sklaven und den Menschen gleich wurde (vgl. die Lesung dieses Sonntags Philipper 2,7)? Vielleicht ist das die Botschaft dieses Papstes und dieses Sonntags: Preisen wir den Namen, der größer ist als alle Namen im Himmel und auf und unter der Erde und überlassen wir es Gott selbst, wen er denn über alle erhöhen will und setzen wir uns lieber an den Rändern der Gesellschaft nieder, bei denen, mit denen andere nichts zu tun haben wollen, die arm und krank, gefangen oder sündig sind. Dahin begab sich unser Herr und da ist auch unser Platz.
Ich wünsche Ihnen von Herzen eine segensreiche Karwoche.
Katharina Nowak
Sie sprechen mir aus der Seele!