Dies Domini – 7. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Der Alltag ist der Feind des Außergewöhnlichen. Nichts scheint der moderne Mensch mehr zu fürchten als die Tristesse des Alltäglichen. Bunt soll es sein das Leben und harmonisch, frei von Not, Kampf und Auseinandersetzung. Und wo man früher das Brot im Schweiße seines Angesichts zu verdienen hatte, da hält der Supermarkt des Lebens nun allerlei Zerstreuung bereit. Und immer schwebt über allem die Außergewöhnlichkeit der eigenen kleinen Existenz, die von nichts in Frage gestellt werden soll.
Vielleicht ist das das Geheimnis all der Katholiken und Kirchentage, der Parteikongresse und neuerdings auch Bloggerkonferenzen wie etwa re:publica. Unter Gleichgesinnten kann man sich ohne Gefahr die Köpfe heißreden und sich der Außergewöhnlichkeit der eigenen Gemeinschaft versichern. Wir sind besonders, weil wir wir sind. Sonst erkennt es ja keiner.
Aber auch der bunteste Kirchentag und die aufregendste Konferenz geht ihrem Ende entgegen. Und wer auf dem Katholikentag eben noch ein jubilierendes Halleluja gesungen hatte wird – wie der aus den Medien bekannte Franziskaner Bruder Paulus Terwitte twitterte – schon am Bahnschalter der gastgebenden Stadt schnell in die Realität zurückgeholt:
Kann http://ow.ly/i/5KuRa #bahn sagen, das in Rgbg #kt14 ist? Nur 2 von 5 Schaltern offen. (Quelle: Tweet Br. Paulus Terwitte)
Es ist schon bitter, wenn der Mülleimer zu Hause darauf wartet, entleert zu werden, wo man doch eindeutig zu Höherem berufen ist. Und so dürften nicht wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Katholikentages 2014 in Regensburg in wenigen Tagen den Kirchenkater verspüren, wenn sie feststellen, dass der Sonntagsgottesdienst in der Heimatgemeinde ist wie immer.
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Dies Domini – 6. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Kirchenklischees bestimmen die Gegenwart. Und es sind beileibe nicht nur die Vorurteile derer, die der Kirche kritisch gegenüber stehen, mit denen sich der Glaubende konfrontiert sieht. Nein, es gibt auch Klischees, denen die Kirche selbst erliegt. Ein solches Klischee, das schier unausrottbar in zahlreichen Predigten, Radioansprachen, Vorträgen und sonstigen Gelegenheiten christlich-selbstreferentieller Vergewisserung begegnet, ist der suchende Mensch. Das Klischee behauptet, dass die Menschen alle Suchende sind und nur darauf warten, dass ihnen jemand den Weg weist. Und natürlich ist die Kirche der Wegweiser schlechthin, denn sie ist im Besitz der Wahrheit. Allein: Die Wirklichkeit entlarvt das Klischee als das, was es ist – ein durch allzu häufigen Gebrauch abgenutztes Schema, das ohne individuelle Überzeugung unbedacht verwendet wird. Und gerade deshalb ist es unglaubwürdig. Würde das Klischee des suchenden Menschen auch nur annähernd der Wirklichkeit entsprechen, die Kirchen wären voller. Niemand würde vom Verdunsten des Glaubens reden.
Die Wirklichkeit indes sieht anders aus. Es besteht kein Zweifel, dass es einzelne suchende Menschen gibt. Aber die ganz große Sinnsuche hat die Gesellschaft nicht ergriffen. Es sieht vielmehr so aus, dass auch 2.000 Jahre Christentumsgeschichte nicht dazu beigetragen haben, dass Europa im tiefsten Inneren christlich durchtränkt ist. Wie ein Kieselstein im Fluss ist man vom Wasser der Taufe äußerlich benetzt worden; bricht man ihn aber auf, entdeckt man, dass er innen unberührt und trocken ist. Zu Recht stellt der Historiker Paul Nolte deshalb in einem Interview fest, das in der Zeitschrift „Christ & Welt“ veröffentlicht wurde:
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Dies Domini – 5. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Manch eine Beziehung leidet unter der zur Gewohnheit gewordenen Vertrautheit. Jede Geste, jedes Wort wird vorhersehbar. So braucht man einander gar nicht mehr wahrzunehmen oder zuzuhören. Man weiß doch, wie es ausgeht. Aus vollstem Vertrauen entsteht das Gefühl der Langeweile. Manch einer Liebe, die abenteuerlich begann, blüht in Ödnis. Weil die Vertrautheit keine Verheißung mehr bereit hält, geht dann manch einer auf der Suche nach Leben seine eigenen Wege.
Wer dieser Falle entgehen möchte, darf das Vertraute eben nicht zur Gewohnheit werden lassen. Das Vertraute immer neu zu entdecken die Herausforderung. Das Vertraute mit unvertrauten Augen anzusehen, so als würde man es eben zum ersten Mal sehen, die Aufgabe.
Es gibt nicht nur Menschen, die der Ödnis der Vertrautheit erliegen. Auch Texte teilen dieses Schicksal. Wie ein Reflex weiß man schon nach wenigen Worten, worum es geht. „Hat der alte Hexenmeister …“ – und schon klingt im Ohr „Walle! Walle!“ Und auch wenn manch einer bei Herrn Ribbeck an einen sakkotragenden Fußballtrainer denkt, die Birne werden viele trotzdem nicht aus dem Kopf bekommen.
Zu den Texten, bei denen man im allgemeinen schon weiß, worum es geht, gehört auch die erste Lesung vom 5. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr A. Es ist ein Text, der nicht nur dem Schicksal der Vertrautheit anheim fällt; auch die traditionelle Interpretation verhindert, ihn genauer zu betrachten, weil doch eigentlich schon alles bekannt ist. Es ist der Text von der Wahl der Sieben, die landläufig als die sieben Diakone beschrieben werden. Und genau an diesem Punkt erliegt der Leser bzw. die Hörerin dem Gift der Gewohnheit, mit dem man versucht, den Text zu zähmen.
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Anlässlich der Aktion „TalPassion“ wurde in Wuppertal eine Diskussion um die Frage eröffnet, wie öffentlich das Bekenntnis der Kirche sein darf. Zu einem wesentlichen Grundpfeiler der Demokratie gehört die Meinungsfreiheit. Untrennbar mit ihr verbunden ist die Bekenntnisfreiheit. Ein neutraler Staat hat beide zu schützen und die Ausübung von Meinungs- und Bekenntnisfreiheit zu fördern. Gerade an Orten, die dem demokratischen Diskurs offen stehen, müssen deshalb Meinungs- und Bekenntnisfreiheit. Keine Weltanschauung darf sie exklusiv für sich beanspruchen, keiner darf sie verwehrt werden. Auch wenn die Entscheidung für eine Religion oder Weltanschauung die private Angelegenheit des Einzelnen ist, die öffentliche Ausübung und die Ermöglichung des öffentlichen Bekenntnisses sind Grundwerte jeder Demokratie, zu der auch der kritische Diskurs der Weltanschauungen gehört.
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In Episode 32 äussern sich Dr. Werner Kleine und Matthias Nocke zur Kritik an der Kunstaktion TalPassion.
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Dies Domini – 4. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Das Glück ist eine scheue Gefährtin. Der Mensch sehnt sich danach. Wer es empfindet, kann es doch nicht halten. Glück zu haben, es zu besitzen, ist nicht möglich. Vielleicht ist die Sehnsucht nach der Glückseligkeit der Grund für die Suche nach dem Paradies auf Erden. Freilich muss jeder Versuch scheitern, ein solches Paradies zu schaffen. Allein die historischen Versuche der Errichtung solcher Paradiese zeigen, wie schnell die Glücksversprechen in der Hölle totalitärer Systeme enden. Allzu viele fielen denen zum Opfer, die ihr eigenes Glück im Feuer menschlicher Verheißungsgläubigkeit schmiedeten. Mit schmeichelnder Stimme versprechen sie das Paradies, rauben aber vielen Zukunft und Leben. Man muss schon wie Odysseus fest an den Mast unverrückbarer Prinzipien gebunden sein, um solchem Sirenengesang zu widerstehen.
Die Gegenwart ist wie manche Zeit zuvor von einem Gewirr der Stimmen geprägt. Einen Nachricht jagt die andere. Das Ende der Welt liegt im eigenen Wohnzimmer. Und über die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook lassen uns Freunde an jeder kleinen Banalität ihres Lebens teilhaben: „Bin gerade in den Zug gestiegen“, „Fahre los“, „Halte in Köln, viel los auf dem Bahnsteig“, „Fahre weiter“ usw. usw. Wer da nicht mitmacht, ist schnell als „tweetfaul“ verschrien.
Man fragt sich unwillkürlich, ob diese Menschen die reale Wirklichkeit noch erleben. Wer heute einen Film schaut, muss ihn per second Screen parallel kommentieren. Und so lesen viele, was sie doch gerade selbst sehen können. Pandemisch greift die Banalität dieser Paralelluniversen um sich. Verflucht – wer hier nicht mitredet, ist draußen. Es ist schon fast asozial, in den sozialen Netzwerken nicht mitzumachen. Und wer in der Timeline oben sein will, der muss ständig neu posten. Der Auswurf ist mächtig und die Logorrhöe greift um sich. Das Stimmengewirr schwillt zu einem großen digitalen Tinnitus an, einem pfeifenden Versprechen irdischen Glücks, dessen Symbol aus einem Doppelpunkt und einer Klammer besteht und so als Smiley in die Welt strahlt: :).
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Dies Domini – 3. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Die Glaubwürdigkeit einer Botschaft bedarf vieler Säulen. Zuvorderst ist es die Glaubwürdigkeit des Boten, der für die Botschaft einsteht. Bestehen an seiner Lauterkeit Zweifel, kann die Botschaft noch so gut sein – man wird ihm nicht glauben. Aber auch die Form der Präsentation einer Botschaft hat Einfluss auf ihre Glaubwürdigkeit. Enthält die Form der Präsentation ein Versprechen, dass der Inhalt nicht halten kann, wird sie als Mogelpackung entlarvt. Wer einmal lügt, dem glaubt man aber nicht mehr.
Die Werbewirtschaft lebt von solchen Versprechen. Dem Kunden wird etwas verheißen, dass er braucht, damit er ein glückliches und zufriedenes Leben hat. Bedürfnisse werden erzeugt, bevor sie befriedigt werden. Heerscharen von Kommunikationsdesignern beschäftigen sich tagein tagaus mit der Vermittlung solcher Botschaften. Dabei geht es nicht um Kommunikation auf Augenhöhe, wie die Berufsbezeichnung „Kommunikationsdesigner“ vermuten lassen könnte. Meist geht es eher um Manipulation.
Manipulation ist an sich ein durchaus erlaubtes Mittel in der Rhetorik. Den anderen von seinen eigenen Argumenten zu überzeugen, ist an sich nichts Ehrenrühriges. Die Textlinguistik sieht hierin die pragmatische Dimension von Texten. Der Autor möchte seine Leserinnen bzw. Hörer ja bewegen. Sie sollen sich etwas vorstellen, ihre Haltung oder Meinung ändern oder eben ein Produkt kaufen. Die Herstellung von Glaubwürdigkeit ist die eigentlich performative Kraft einer Botschaft. Performativ ist eine Botschaft, wenn die vom Autor beabsichtige Handlung oder das angezielte Verhalten auch wirklich erreicht bzw. umgesetzt wird. Erst dann ist das Ziel erreicht.
Die Mittel, die zur Erreichung dieses Ziels eingesetzt werden können, sind vielfältig. Logik und Argumentation gehören dazu, Leidenschaft mitunter auch – denn nur ein Mensch, der für seine Sache brennt, kann andere mitreißen.
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