Dies Domini – Sonntag nach Pfingsten/Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr A
Vielleicht waren Sie in den letzten Wochen einmal im Kino oder haben sich einen Spielfilm im Fernsehen oder auf DVD angeschaut. Am nächsten Tag im Büro wollen Sie Ihren Kollegen erzählen, was sie gesehen haben, und versuchen, den Inhalt des Films möglichst kurz und prägnant zusammenzufassen. Haben Sie das schon einmal versucht? Wenn ja, dann wissen Sie, wie schwierig das ist. Schließlich darf nichts Wichtiges fehlen. Und es soll zudem so kurz wie möglich sein, denn langweilen wollen Sie Ihre Kollegen ja auch nicht.
Und so verwunderlich es klingt: Eine solche Zusammenfassung versucht der Evangelist Johannes im Evangelium des Dreifaltigkeitssonntages des Lesejahres A. Nur, dass es hier nicht um einen Film geht, sondern um die Botschaft des Evangeliums. Wo wir sonst eine schön ausgeschmückte Geschichte erwarten, beschränkt Johannes sich auf das Wesentliche. Klar und einfach, ohne originelle Verpackung, ohne Umschweife:
„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.“
Johannes wagt es, die Quintessenz des Evangeliums in diesen drei Sätzen zusammenzufassen: Gott liebt diese Welt und er hat seinen Sohn gesandt, damit sie durch ihn gerettet wird. Das ist die Botschaft, auf die alle Erzählungen der Evangelien hinauslaufen. Und damit ist auch schon alles gesagt.
Wenn wir uns den ersten Satz des Evangeliums einmal genauer ansehen, dann sticht uns sofort der erste Satzteil ins Auge:
„Gott hat diese Welt so sehr geliebt, (…)“
Gott liebt diese Welt und er hat sie aus Liebe geschaffen. Er liebt jeden einzelnen Menschen, so wie er jeden einzelnen Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat. Selbst wenn wir Gott in die Ecke schieben, nichts mit ihm zu tun haben wollen oder ihn leugnen: Wir werden es nicht schaffen, dass er uns nicht mehr liebt.
Gott IST die Liebe, das ist die Grundbotschaft, aus der alles andere erwächst. „Liebe“ ist somit eine Wesenseigenschaft Gottes und darum wird Gott es auch nicht zulassen, dass sein Werk, die Schöpfung und der Mensch, zu Grunde geht, aus welchem Grund auch immer. Gott sagt „Ja“ zu jedem Menschen, auch wenn er ein Sünder ist, aber er wird niemals die Sünde seine Schöpfung zerstören lassen.
„(…) dass er seinen einzigen Sohn hingab, (…)“
Und so hat Gott zum Radikalsten gegriffen, das wir uns nur vorstellen können: Die Erlösung von der Sünde war für Gott so wichtig, dass er das Liebste, was er hatte, seinen eigenen Sohn, ans Kreuz hingegeben hat. Kein Mensch soll in seinen Augen verloren gehen, sondern Jesus ist am Kreuz gestorben,
„(…) damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“
Und dennoch scheint immer noch die Möglichkeit zu bestehen, dass der Mensch nicht gerettet wird und auf ewig verloren geht, wenn er sich nicht Gott zuwendet und nicht an ihn glaubt, dass er die Zusage Gottes, Teil am ewigen Leben zu haben, ablehnt:
„Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.“
Das Angebot Gottes allerdings besteht weiterhin und durch alle Zeiten hindurch: Seine Liebe ist so groß, dass er sich uns immer wieder nähert, sich immer wieder anbietet. Den größten Teil hat Gott bereits dazu getan, indem er seinen Sohn hingegeben hat. Das einzige, dass wir tun müssen, ist, an ihn zu glauben, uns zu Gott zu bekennen und zu sagen: Ich glaube an Gott, der den Erlöser gesandt hat, an Jesus Christus, den Erlöser, der für meine Sünde am Kreuz gestorben ist, und an die Liebe, den Heiligen Geist. Dieses Geschenk Gottes darf ich dankbar annehmen.
Das ist die Botschaft des gesamten Evangeliums. Mehr braucht es nicht als diese unglaubliche Botschaft. Und es ist gut, wenn man diese Zusammenfassung des Glaubens in- und auswendig kann, falls man einmal danach gefragt wird. Nach dem Kino, im Büro oder anderswo.
Dipl. theol. Nicole Hoffzimmer
Author: Nicole Hoffzimmer
Nicole Hoffzimmer ist katholische Theologin und Liturgiewissenschaftlerin. Ihr Interesse gilt besonders der Verbindung zwischen Kirche und Kunst.
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