Dies Domini – 11. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Das Evangelium dieses Sonntages beinhaltet einen der zentralen Kerngedanken unserer citypastoralen Arbeit, und eigentlich jeder seelsorglichen Arbeit, insbesondere der Sakramentenvorbereitung, ja eigentlich kirchlicher Arbeit überhaupt.
Unsere Textstelle lautet:
„Der Same sprosst und wächst, ohne, dass er es weiter wahrnimmt“ (Mk 4, 27)
Oft werden wir angesprochen, wer unsere Zielgruppe ist, für wen wir unsere Angebote machen, ob es Erfolgszahlen gibt und ob die Menge an „Werbematerialien“ wie Veranstaltungsflyer o.ä. verhältnismäßig ist. Die Antworten lauten immer gleich: für alle, es gibt nichts messbares und: Ja!
Ja, wir müssen viel aussäen und es wachsen lassen. Auch wenn einiges, so berichtet die Bibel an anderer Stelle, auch auf unfruchtbaren Boden fallen wird und verdorrt. Wir wissen aber nicht welcher Boden endgültig unfruchtbar ist oder auch uns nur so erscheinen mag. Auf manchen Boden fallen unsere verschiedenartigen Angebote vielleicht erst einmal ohne weiter aufzugehen, aber vielleicht bleibt der Kern eines Samenkornes lebendig, und erhält doch irgendwann die Möglichkeit zum Austrieb.
Diesen Ansatz sollten wir als Kirche immer bei all unserem Handeln haben. Natürlich kann man vordergründig den Eindruck haben, dass das Wissen, die Glaubenserfahrungen und persönlichen Zugänge, die wir jungen Erwachsenen während ihrer Firmvorbereitung zu vermitteln versuchen, auf wenig Interesse stoßen, dass wir als „von vorgestern“ belächelt werden und die Lebensrealität der jungen Menschen mit der Realität der Kirche, der Bibel und des Glaubens kaum Berührungspunkte hat. Aber vielleicht erinnert sich nur einer von 40 Firmlingen in ein paar Jahren noch an irgendwas oder irgendwen, vielleicht keimt etwas und lässt eine tiefe Sehnsucht spüren, die bisher verborgen lag. Dafür lohnt es sich!
Oft machen wir die Erfahrung, dass Menschen an unserem regelmäßigen Infostand im Vorbeigehen ein Paket Streichhölzer mitnehmen, auf dem innen unsere Visitenkarte abgedruckt ist. Und dass sich diese Menschen dann, manchmal Jahre später, aufgrund dieser Karte, dieses Streichholzbriefchens, an uns wenden mit einer Frage, einem Anliegen, dem Wunsch näher mit der Kirche, mit unserem Glauben und damit auch Gott in Kontakt zu kommen. Es wäre doch fatal, diese Möglichkeit nicht zu nutzen.
In einer sehr eindrucksvollen Predigt bei einem Firmgottesdienst vergangene Woche hat Weihbischof Puff den Blick auf genau diese Fragestellung gelegt und sehr realistisch eingeordnet: vielleicht sind einige hier, weil die Oma die Bezahlung des Führerscheins in Aussicht gestellt hat, wenn ihr euch firmen lasst; vielleicht möchten einige von Euch mit uns als Kirche gar nichts zu tun haben, aber es gehen alle aus der Klasse, also geht ihr mit. Deshalb ist der Heilige Geist auch nur ein Angebot. Ein Angebot, das zunächst im „stand by“ geschenkt wird. Erst wenn ihr aktiviert, wann auch immer, erst wenn ihr den „gefällt mir-Button“ drückt, der in Kirchensprache „Amen“ heißt, beginnt das Abenteuer. Genau darum geht es! Gott macht das Angebot seiner Liebe und seiner Lebensbegleitung. Ein immer offen bleibendes Angebot. Nur das vermitteln wir, wenn wir „aussäen“ ohne sofortige, ja ohne überhaupt „Ernte“ zu erwarten.
Ich wünsche Ihnen und uns eine gute Woche, in der eine Menge Saatgut der Glaubensüberzeugung ausgestreut wird und vielleicht auch manchmal etwas keimt und wächst. Vielleicht bei mir selber, vielleicht bei einem anderen. Die Wege des Herrn sind unergründlich, stellen wir uns Ihnen nicht in den Weg, sondern lassen uns von ihnen „beauftragen“.
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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