Dies Domini – Hochfest Christkönig, Lesejahr B
Wer derzeit auch nur ein wenig die Weltlage verfolgt, kann nur die Haare raufen angesichts der Gewalt und des Hasses, der sich in den Anschlägen von Paris, aber auch in zahlreichen der Postings in den sozialen Medien Bahn bricht. Hat denn das alles nichts genutzt, was menschlicher Fortschritt seit Kain und Abel zum Guten hin bewegen wollte und was doch nach dem Zusammenbruch des Ost-/West-Gegensatzes so guten Weg nahm? Folgt den Jahrzehnten des kalten Krieges zwischen den Systemen nun die Zeit der heißen Auseinandersetzungen zwischen den Religionen? Kann das denn wahr sein?
Und welche Tröstung hält unsere Kirche da bereit, wenn Sie am heutigen Sonntag den Christkönigssonntag feiert, der das Kirchenjahr beendet und abrundet, bevor dann am 1. Advent das neue Jahr mit der Erwartung des Herrn beginnt? Zwei Schlüsselsätze sind es, die mich gefangen nehmen und in ihren Bann ziehen:
„Sein Reich geht niemals unter!“ (Dan 7,14)
lesen wir in der ersten Lesung aus den Visionen des Buches Daniel und die Antwort Jesu auf die Frage des Pilatus:
„Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36)
im Evangelium nach Johannes. Es ist wohl beides nicht ohne einander zu bekommen, das ewige Reich des Friedens und des Wohlergehens aller Völker eben aber nicht in dieser Welt, sondern in der erhofften, geglaubten und geliebten Welt, in der jeder sehen kann, wie Gott alles in allem sein wird, das Alpha und das Omega.
Hier in unserer Welt ist allenfalls einmal ein „Vorgeschmack“ auf die ewige Herrlichkeit zu bekommen, wenn uns ein Kind anlächelt, ein geliebter Mensch mit uns ist oder ein wunderbarer Ton uns auf den Schwingen der Musik in andere Sphären zu tragen vermag. Und als hätte es ein wunderbarer Zufall gefügt, feiert die Kirche am Christkönigsfest zugleich den Namenstag der heiligen Cäcilia, der Patronin der Musik, die wie keine andere Kunst uns so gefangen nehmen kann und auch nüchterne Gemüter zu Staunen und Freude führen kann. Darf man aber das, angesichts der schrecklichen Herausforderungen und dem Schmerz in die Idylle oder doch mindestens in die andere Welt der musikalischen Empfindungen fliehen? Muss es dann nicht mindestens auch die Apokalypse des Franz Schmidt sein, damit uns die Reiter des Untergangs auch akustisch unsere Welt in Trümmern um die Ohren fliegen lassen können, damit wir uns nicht spießbürgerlichen Eskapismus vorwerfen lassen müssen? Ich glaube, anders können wir den Schrecken unserer Welt gar nicht aushalten, wenn wir bei allem Bemühen um Verbesserung und politische Lösungen und bei aller Anteilnahme doch den Glauben daran, dass eines Tages alles gut werden wird, wenn er alles in allem sein wird, nicht verlieren und die Schönheiten dieser unserer heutigen Welt als das nehmen, was sie sind: ein kleiner Spalt in den Himmel.
In diesem Sinne darf man dann auch mit dem ersten Farbfilm der Bundesrepublik „Schwarzwaldmädel“ und dem Domkapellmeister Paul Hörbiger voller Inbrunst beten: Sancta Cäcilia, ora pro nobis. Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der Sie davon etwas merken.
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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