Dies Domini – Vierter Adventssonntag, Lesejahr A
Kurz vor Weihnachten, vier Kerzen strahlen schon Wärme und Licht in die Dunkelheit, spricht das Evangelium des vierten Adventssonntages schon von der Geburt Jesu.
Mit den Worten des Engels:
„Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,21)
ist dieser vollkommen unscheinbare Vorgang einer alltäglichen Geburt bei armen Leuten irgendwo im vorderen Orient in einen weltweiten Zusammenhang gestellt: dieser Sohn wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Das ist unerhört, aber wie uns die Lesungen dieses Sonntags im Zusammenhang klarmachen wollen, es ist glaubwürdig, weil es vorbereitet worden ist durch die Worte des Propheten Jesaja, der vor langen Zeiten schon den Menschen davon kündete:
„Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben.“ (Jes 7,14)
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Dies Domini – Dritter Adventssonntag, Lesejahr A
Gerüchte haben Konjunktur. Sie wurden in diesen Tagen gar geadelt. Das Wesen des Gerüchtes ist auf den Begriff gekommen: „postfaktisch“ ist von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres 2016 gekürt worden. Eine noble Auszeichnung für ein Adjektiv, ein Beiwort, das das „Wie“ eines Bezugsbegriffes beschreibt. Ohne diesen Bezug hängt das Wort genauso in der Luft wie diejenigen, die den Verlockungen des Postfaktischen anheimgefallen sind.
Das Wort hat eine kurze, aber steile Karriere hinter sich. Felix Stephan stellt in der „Zeit“ fest:
„Im März dieses Jahres hat die Harvard-Historikerin Jill Lepore erstmals darüber nachgedacht, wie es kommt, dass bei der Kandidatenkür der republikanischen Partei in den USA die Wahrheit offenbar keine Rolle spielt. Während der Fernsehdebatten diskutierten verschiedene Kandidaten nicht etwa darüber, mit welchen politischen Strategien man den Problemen des Landes am besten begegnen sollte. Sie stritten darüber, wer überhaupt die Wahrheit sagte. Weil es keine Instanz gab, die von allen Beteiligten anerkannt wurde, war es ihnen unmöglich, eine gemeinsame Basis zu finden, auf der sie diskutieren konnten. So blieb ihnen nur, sich gegenseitig zu diskreditieren.“ (Quelle: http://www.zeit.de/kultur/2016-12/postfaktisch-wort-des-jahres-post-truth-demokratie-jill-lepore [Stand: 10. Dezember 2016])
Das Postfaktische basiert also auf einem Konsensmangel, der sich nicht mehr der alten Pilatusfrage:
Was ist Wahrheit? (Johannes 18,38)
stellt. Die Frage des römischen Statthalters wird durch die Antwort Jesu im Verhör hervorgerufen, der auf die Frage, ob er doch ein König sei, antwortet:
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Dies Domini – Zweiter Adventssonntag, Lesejahr A
Das Gute hat in diesen Zeiten seine Schuldigkeit getan. Gutes tut man nicht mehr, man will es höchsten empfangen. Ein Gutmensch zu sein, ist zu einem Schimpfwort derer geworden, die tolldreist allem Glauben schenken, was sie hören wollen. Der tolle Mensch von heute schmäht den Gutmenschen als naiv. Der tolle Mensch hat ja die Wahrheit für sich gepachtet. Er ist die Mitte seiner Welt, jene Mitte, von der er Oben und Unten definiert, Rückwärts und Vorwärts und Seitwärts. Der tolle Mensch der Gegenwart betreibt ständig jene Selbstapotheose, die ihn über die Dinge erhebt. Er erschafft sich Reiche eigenen Wissens. Einem Gott gleich definiert er sein selbstkonstruiertes Wissen als alleine verbindlich. Die Huldigungen, die ihm die gefilterten Rückmeldungen der sogenannten „sozialen Netzwerke“ offerieren, bestätigen ihn, der in einer Blase sitzend in der eigenen heißen Luft räkelt. Im heißen Stream werberelevant gefilterter Meinungen nimmt er nicht mehr wahr, dass die Welt außerhalb der sogenannten „sozialen Netzwerke“ kälter wird. Dunkel wird es im Land des Abends, dunkel im Land der ehemaligen Dichter und Denker.
Es ist die Angst vor der inneren und äußeren Leere, die den tollen Menschen in die Filterblase treibt. Dort ist er zu Hause. Dort findet er die, die seines Sinnes gleichgeschaltet sind. Die Komplexität des leeren Raumes erträgt er nicht. Der tolle Mensch braucht die Vereinfachung. Er organisiert seine unterkomplexe Welt überschaubar, indem er polarisiert. Wo nur zwei Pole sind, braucht es keine bunte Welt mehr. Auf dem einen Pol sitzt er ja selbst, der tolle Mensch. Und wer auf dem anderen Pol sitzt, ist automatisch gegen ihn. Er ahnt wohl, dass es gut ist, dass da auf dem anderen Pol noch welche sind, die das Gleichgewicht halten. Die Gutmenschen stabilisieren ihn. Weil er in ihnen sein Spiegelbild sieht, erschrickt er aber ständig. Denn was er sieht, gefällt ihm nicht, dem tollen Menschen. Er erkennt in ihnen sein eigenes Nichtverstehen. Er nimmt seine Lüge wahr, will sie aber nicht wahrhaben. Der tolle Mensch mag niemanden, der möglicherweise Recht haben könnte. Denn dann kommt der Zweifel. Und Zweifel mag der tolle Mensch nicht. Er ist der Gott seiner selbsterschaffenen Welt. Was kümmert ihn die Realität. Er ist Gott!
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