Dies Domini – 3. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Die kirchlichen Medien, die Seiten katholischer „Player“ in den sozialen Netzwerken, auch die „normalen“ Tageszeitungen beschäftigen sich alle immer wieder in den letzten Tagen und Wochen mit der Frage: Führt der unterschiedliche Umgang mit Amoris Laetitia zum Schisma oder nicht? Werden die Grabenkämpfe, die es zweifelsfrei zwischen – sofern man es so bezeichnen kann – links und rechts in der Kirche (nicht im politischen, sondern nur im kirchenpolitischen Sinne gemeint) zu einem spürbaren Bruch in der römisch-katholischen Kirche führen? Und wie kann dem eigentlich vorgebeugt oder entgegengewirkt werden?
Eigentlich müsste spätestens die Lesung dieses Sonntags, dem ersten Korintherbrief entnommen, allen Beteiligten die Augen öffnen:
„Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung. Es wurde mir nämlich, meine Brüder, von den Leuten der Chloe berichtet, dass es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus — ich zu Apollos — ich zu Kephas — ich zu Christus. – Ist denn Christus zerteilt?“ (1 Kor 1,10-13)
Genau das ist der Punkt um den es auch hier geht, Diskussionen müssen möglich sein, unterschiedliche Positionen und Auslegungen auch – darauf legt ja auch allen voran Papst Franziskus großen Wert, in dem er eben keine Handlungsanweisungen gibt, sondern seine Richtung vorstellt und in seiner Diözese umsetzen lässt, aber an sich die Verantwortung in die Ortskirchen legt – ABER das Gemeinsame, das Einende, der Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen darf dabei nicht aus dem Blick geraten, als „Lesebrille“ für alle inner- und außerkirchlichen Themen. Natürlich ist dies den Gläubigen schwer zu vermitteln, wenn es einen offen ausgetragenen Konflikt auf höchster kirchlicher Ebene gibt, nämlich innerhalb des Kardinalskollegiums mit dem Papst, der, wie durch Inhalt und Duktus des offenen Briefes der vier Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner, und die sich daran anschließende Diskussion erkennbar wird, mehr ist als ein bloßer Austausch von verschiedenen Haltungen, wenn man beispielsweise das Zitat von Kardinal Caffarra liest, dass es „selbstmörderisch“ oder im Original „suicidal“ sei, wenn der Papst das Gewissen über die Offenbarung stelle. Hier geht es um die grundsätzliche Marschrichtung der Kirche.
Dabei ist die Basis der Marschrichtung ebenfalls in einem Text dieses Sonntags, im heutigen Evangelium, zu lesen:
„Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ (Mt 4, 19)
Menschenfischer werden wir ohne Barmherzigkeit aber nicht sein können. Denn anders als die Fische, die einmal gefangen, nicht mehr alleine zurück ins Wasser können, lassen Menschen sich nur freiwillig „fangen“. Dafür müssen wir aber Angebote machen, die dazu einladen. Grabenkämpfe sind da wenig attraktivitätssteigernd.
Sehr viel zielführender scheint die Berufungspastoral unseres Bistums unterwegs zu sein, die gerade mit einer neuen Kampagne online gegangen ist (www.berufen.de). Der offizielle Start durch den Erzbischof erfolgte im Kölner RheinEnergieStadion und das nicht ohne Grund. Wie der Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln, Pfarrer Regamy Thillainathan, in einem Interview des Domradios erläutert, soll dieser Ort zeigen, dass wir alle Teamplayer auf dem Rasen der Welt sind, um die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Keine Einzelkämpfer. Und schon gar keine „Gegeneinander-Kämpfer“.
Von Jesus heißt es am Schluss der heutigen Stelle aus dem Evangelium, dass er umherzog, seine Botschaft verkündete und die Menschen von Krankheiten und Leiden heilte. Vielleicht wäre es eine Überlegung den Fokus auf dieses „heilen“ zu legen. Die Menschen in ihren unterschiedlichsten und oftmals schwierigen Lebenssituationen ernst zu nehmen und ihnen ehrliche Hilfe anzubieten. Und zwar sowohl bedingungs- als auch absichtslos, einzig mit der Absicht dem anderen zu helfen und damit Gottes Botschaft ein Gesicht zu geben und Jesu Vorbild und Auftrag nach zu folgen. Das geht sofort. Bei jedem von uns. Jesus spricht die Fischer an und sie lassen alles stehen und liegen und gehen mit ihm mit.
„Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus.“ (Mt 4,20-22)
Ich wünsche uns allen den Mut und die Entschlossenheit für Gottes Botschaft einzutreten, offen für jede und jeden, barmherzig und geduldig mit den Brüchen und Unklarheiten im Leben des Anderen und im eigenen Leben und vor allem hoffnungsvoll, dass das Reich Gottes Früchte trägt und auch weiterhin tragen wird – wenn wir die Samenkörner nicht zertreten, sondern gießen.
Schließen möchte ich mit einem Spruch, den eine der Vertreterinnen der Berufsgruppe der Gemeindereferenten, Astrid Juchem, auf der eben schon erwähnten Seite www.berufen.de, von Frère Roger, dem Gründer von Taizé, zu ihrem Leitsatz gemacht hat:
„Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.“
Auf das Leben!
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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