Woher weiß man eigentlich, ob Bier im Kühlschrank ist? Der Physiker und Kabarettist Vince Ebert merkt hierzu an, dass der Naturwissenschaftler in den Kühlschrank schaut, während der Theologe sich mit dem puren Glauben zufrieden gibt. Da irrt Vince Ebert! In so einem simplen Fall sieht auch der Theologe einfach nach. Befindet sich der Kühlschrank aber außerhalb seines unmittelbaren Zugriffs – etwa in Bethlehem – dann prüft er erst einmal die Quellen, die sagen, im Kühlschrank sei Bier. Dann sucht er nach Hinweisen in der Wirklichkeit, die das bestätigen. Wird etwa überliefert, dass sich in der Nähe des Kühlschranks ein leerer Kasten Bier und dazu noch eine Quittung vom Getränkemarkt befindet, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass im Kühlschrank Bier ist. Steht außerdem auf der Homepage des israelischen Sportsenders „Sport5“, dass abends Fußball im Fernsehen kommt ist, dann – und erst dann! – sagt er: die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass im Kühlschrank Bier ist. Der Naturwissenschaftler muss trotzdem nachsehen, weil er dem Offenkundigen nicht traut …
Ähnlich ist es auch mit der Heiligen Nacht. Nächste Woche wird, nachdem der Klang der Engel erscholl und von der Geburt des Lichtes der Welt die Rede war, am Ende der Christmetten das Licht gedimmt, während die Orgel säuselnd „Stille Nacht“ intoniert. War sie still, diese Nacht, die heilig werden sollte? Ja, was glauben Sie denn?
Mirjam, hochschwanger, und Yosef kommen nach tagelangem Marsch aus Nazareth in Bethlehem an. Dort war, wie in anderen neu eroberten Provinzen Roms, eine Volkzählung angeordnet.
Eine Unterkunft ist rasch gefunden. Anders als oft dargestellt, boten die Häuser Raum. Gastfreundschaft ist Pflicht. Bloß in der Herberge, dem oberen Teil der Häuser, nur ein paar Stufen vom unteren Teil getrennt, in dem man die Haustiere hielt, war kaum Platz. Unten aber, bei den Tieren, konnte sich das Paar ein Fleckchen suchen.
Zwischen all den Tieren und Menschen setzen in der Nacht bei Mirjam die Wehen ein. Sie gebiert einen Sohn, wie Frauen eben Kinder gebären – lautes Leben, erster Schrei, Leben wird in diesem Menschlein.
Männer stürzen herein, dem Schafgeruch nach Hirten. Sie erzählen von Licht. Wie mächtiges Flügelrauschen sei es gewesen oder wie Donnergrollen. Sie wissen, dass eine Verheißung wahr wird – ein Grund zum Jubeln!
Die Hirten gehen, die Stille schweigt. Wieder wird die Tür aufgestoßen. Fremdländer treten ein. Man riecht Rauchwerk und Gewürz, vor allem das Geld. Einem Stern seien sie gefolgt, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Reiche Geschenke bringen sie: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Mirjam braucht bloß Windeln – und eine Decke für ihr Baby, das da zwischen den Tieren im Stroh liegt.
Wenn Gott Mensch wird, dann ganz und gar. Yosef gab dem Kind den Namen Joshua. Joshua aber lobte Gott, wie nur der Mund von Kindern und Säuglingen Gott loben kann: Er schrie, schrie vor Leben, wie alle Neugeborenen schreien. Nein – still war sie wirklich nicht, diese Nacht, die heilig geworden ist – aber voller Leben!
Was das alles mit Bier im Kühlschrank zu tun hat? Die Gewissheit, dass man auf Fälle vorbereitet sein muss! Eine gute Woche noch … Frohes Fest!
Dr. Werner Kleine
Erstveröffentlicht in der WZ Wuppertal vom 15. Dezember 2017
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
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