Dies domini – Hochfest der Geburt Johannes des Täufers
Der heilige Johannes der Täufer ist einer der wenigen, dessen Festtag sogar einen Sonntag verdrängt und auch einer von nur sehr wenigen, dessen Geburtstag die Kirche feiert, die ja sonst den Todestag bevorzugt. Uns heutigen steht er aber nicht nur auf den ersten Blick etwas quer im Blick: Fellrock, sehr magere Kost, radikale Reden und unbekömmliche Lebensweise in der Wüste: eher nicht als Vorbild geeignet. Auch eigentlich nicht so richtig anziehend: wahrscheinlich nicht sehr reinlich und jedenfalls von einer Ernsthaftigkeit und Kompromisslosigkeit des Redens, dass wir ihn heute eher als apokalyptischen Spinner in die Ecke stellten, als uns ernsthaft mit seinen „Rufen aus der Wüste“ auseinanderzusetzen. Zwar geht von ihm auch eine gewisse Faszination des radikal anderen Lebensentwurfs aus, aber seine Forderungen zu befolgen, kommt uns heute eher nicht in den Sinn. Die Kirche konfrontiert uns an diesem Sonntag auch nicht so sehr mit seinen Worten, sondern mit dem, was andere, z.B. Paulus, aus ihm gemacht haben:
„Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte, sagte er: Ich bin nicht der, für den Ihr mich haltet; aber seht, nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin.“ (Apg 13,25)
Und auch für Lukas ist er die Vorläufer-Gestalt, vor dessen apokalyptischer Predigt sich die frohe Botschaft Jesu vom nahen Gottesreich wirkungsvoll absetzt. Dennoch wird der Täufer geschickt und wirkungsvoll in die junge Kirche adaptiert – mitsamt seiner Anhängerschar, was die erhebliche Integrationskraft dieser jungen Kirche aufweist. Und so geschieht es archetypisch mit so vielen Gedanken und Errungenschaften, die die Kirche im Laufe ihrer Zeit aufgenommen und überformt hat. Jungfrauengeburt der ägyptischen Pharaonen? Wintersonnenwende der paganen Hirten als Weihnachten? Totenerweckungen und Krankenheilungen von Wanderpredigern? All dies ist mit dem Neuen Testament nicht vom Himmel gefallen, sondern aufgegriffen wie die Gottesvorstellungen des Pantheon durch Paulus. So kommen auch die Menschenrechte und liberale Demokratie in die Kirche, auch wenn wir das im 19. Jahrhundert noch nicht so wussten. Heute wissen wir es und können uns danach richten: Prüfet alles, das beste behaltet. Natürlich ist das nur als Folge von Streit und Auseinandersetzung zu haben, im Schlafwagen gibt es keinen Fortschritt; aber die Sache lohnt: Wandel ist möglich und lohnt sich und es sollten sich – auch in der Kirche – die mit den besseren Argumenten durchsetzen, nicht die, die von ihrer Autorität reden müssen, um die mangelnde Kompetenz zu verhüllen.
Ich wünsche uns, dass unsere Kirche dann mit dem ganzen Volk Israel rufen kann:
„Ich danke Dir, dass Du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß, staunenswert sind Deine Werke.“ (Ps 139,14)
Damit es wieder seine Berechtigung hat, wenn wir uns sagen lassen:
„Ich mache Dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.“ (Jes 49,6)
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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