Eine Zeit lang konnten Zeitungsleser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu den hohen christlichen Festen von Umfragen lesen, die vor allem das eine vermittelten: Viele Zeitgenossen, selbst Christen wissen nicht mehr, was denn an welchem Fest gefeiert wird. Ostern ist so ein Fall. Viele Menschen freuen sich an arbeits- und schulfreien Tagen, an Frühlingsgefühlen und Schokoladenhasen etc. und begnügen sich damit. Für gläubige Christen gibt es unendlich mehr zu feiern. Ostern ist das Fest des neuen Lebens und der Hoffnung schlechthin. Wir gedenken des Leidens und Sterbens Jesu Christi und feiern seine Auferstehung.
Dass in einer Kirche, in diesem Falle der Laurentiusbasilika, Ostern tatsächlich als Fest des Glaubens gefeiert wird, hat aktuell für Verwunderung gesorgt, bis in die Stadtverwaltung hinein. Diese jüngste Folge in der Quiz-show „Was Sie vom christlichen Glauben (noch) wissen “ hätte auch vor einer evangelischen Kirche spielen können. Die Konfession spielte weniger eine Rolle als der schöne und begehrte Platz. Die Frage in Gestalt einer Platz-Reservierungsanfrage an die Stadt lautete: Was tun, wenn zu Ostern vor der Kirche ein nicht christliches Frühlingsfest gefeiert werden soll? Dass die Verantwortlichen einer muslimischen Gemeinschaft, die diese Anfrage stellten, nicht genau Bescheid wissen müssen, was und wie Christen Ostern feiern, sei zugestanden. Dass sie unmittelbar ihre Anfrage zurückzogen, als sie es erfuhren, verdient Respekt. Hut ab.
Der Laurentiusplatz ist als Kirchplatz gebaut worden, gehört aber der Stadt. Das war schon immer so. In jüngster Zeit wird das zum Problem, weil die offensichtliche Tatsache immer weniger berücksichtigt wird. Warum? Die Laurentiuskirche gibt dem Laurentiusplatz sein einzigartiges städtebauliches design und macht ihn zu einem der schönsten Plätze Wuppertals. Und – was glauben Sie denn? – die Kirche ist keine Fassade, kein Monument einer vergangenen Zeit, sondern eine Kirche, in der der Glauben an Gott gefeiert wird und Leben ist. Jeden Tag sorgen Wuppertalerinne und Wuppertaler dafür, dass die Kirche geöffnet ist, jeden Tag besuchen sie über hundert Menschen einfach so, die vielen Gottesdienste nicht gezählt. An Ostern, unserem höchsten Fest, geht die Feier sogar aus der Kirche heraus. Seit Jahrzehnten spielt die zweite Station der passione vivente der italienischen Katholiken, an der auch viele Nichtkatholiken teilnehmen, am Karfreitag auf dem Laurentiusplatz. Der Karsamstag ist dann Tag der Grabesruhe und des Gebetes. Und in aller Öffentlichkeit beginnen in der Nacht die Auferstehungsfeiern am Osterfeuer vor der Kirche auf dem Platz.
Der Laurentiusplatz steht natürlich allen Bürgerinnen und Bürgern und Besuchern Wuppertals offen. Es findet Wochenmarkt statt, im Sommer wird er mit den Wuppertalern Sinfonikern zu einem der schönsten Konzertplätze. Eine Kirmes ist möglich. Das Wort kommt ja von der Kirchmess, die zum Patrozinium einer Kirche gefeiert wurde. Fröhlich wurde nach der Feier in der Kirche draußen weiter Kirmes gefeiert, mit Karussell, mit Tanz, mit Trinken und Essen und Handel. Alles gut möglich, wenn die Kirche dabei als Kirche respektiert wird, als ein Gotteshaus, in dem viele Bürgerinnen und Bürger ihren Glauben ungestört feiern können.
Lasst also die Kirche in der Stadt und auf dem Platz. An die Christen in Wuppertal: Seien Sie selbst lebendige Kirche! Kommen Sie und füllen die Kirchen mit ihrem Leben, besonders wenn wir das Fest des Lebens feiern, das den Tod überwindet. Ostern!
Dr. Bruno Kurth
Stadtdechant Wuppertal und Pfarrer an St. Laurentius
Erstveröffentlichung in der WZ vom 22. März 2019
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