Dies Domini – 3. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Wer dieser Tage die offenbar von einem um die Auflage besorgten eifrigen Verleger inszenierte Boulevardkomödie von den beiden Buchautoren, dem im weißen und dem im roten Gewand, die sich irgendwie einig waren und doch nicht einigen konnten, miterleben durfte, der weiß, dass brüderliche Idylle zwar irgendwie wie in der Lesung aus dem Korintherbrief angestrebt werden sollte, aber doch nicht immer schon vorausgesetzt werden kann:
„Es wurde mir nämlich, meine Brüder und Schwestern, von den Leuten der Chloe berichtet, dass es Streitigkeiten unter Euch gibt.“ (1 Kor 1,11)
Gut, dass der Herr Erzbischof Gänswein dazwischen vermitteln konnte und mithilfe des bekannten Vera-Prinzips das tatsächliche Einvernehmen der beteiligten Herren mit dem wirklichen Mann in Weiß beschwören konnte. Dieses Vera-Prinzip, wissenschaftlich-theologisch von dem Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke eindrucksvoll beschrieben, bedeutet, dass gerade dann kirchenamtlicherseits eine besondere Betonung auf das wahrhaft Gegebene („Vera“) erfolgt, wenn es der ahnungslosen Welt verborgen ist: so z.B. die umfassende Transparenz in den vatikanischen Finanzen, die rückhaltlose Aufarbeitung des Missbrauchsskandals oder die Gleichberechtigung der Frau in der Kirche. Man müsste lachen, wenn es nicht auch sehr traurig wäre.
Bei dieser etwas bizarr anmutenden Veranstaltung kann leicht untergehen, dass es inhaltlich aber durchaus lohnend sein kann, wie Johannes Röser in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ dargestellt hat, sich mit dem Aufsatz Joseph Ratzingers zum Zölibat zu befassen. Zwar ist sein wesentlicher Gedanke – der Priester muss ehelos leben, denn die Ehe „nahm den Menschen als Ganzen in Anspruch, und der Dienst für den Herrn beanspruchte ebenfalls den Menschen ganz, so dass beide Berufungen zugleich nicht realisierbar erschienen.“ – wohl durch seine eigene weitere Argumentation zusammengebrochen, wonach die alte Kirche verheiratete Männer dann zu Priestern weihte, wenn sie sich daraufhin zu sexueller Enthaltsamkeit verpflichteten. Denn diese mussten sich ja weiterhin um ihre Familie sorgen, sich mit Hingabe um sie kümmern. Demnach geht es Ratzinger also doch lediglich um kultische Reinheit, mithin Magie und Opferkult, den wir doch schon durch Christus überwunden haben sollten, jedenfalls aber heute als Menschen nach der Aufklärung nicht mehr überzeugend finden können.
Hat man diese doch etwas sonderbare Argumentation verlassen, bleibt aber auf den folgenden Gedankengang hinzuweisen, der geradezu auf moderne Weise das geburtshilfliche, das Hebammenartige des priesterlichen Dienstes hervorhebt: „Es ist nicht mehr Verwaltung der Tempelopfer, sondern Einbeziehung der Menschheit in die weltumspannende Liebe Jesu Christi.“ Genau damit könnte der Priester auch heute als notwendend beschrieben werden: er ist derjenige, der als Wachender die Welt wachhält auf Gott hin, der das Profane und Materielle durchsichtig werden lässt, auf Gott selbst hin.
Dann könnte auch wieder mehr Platz sein für die Besinnung auf das Vorbild der Apostel, wie sie uns im Evangelium in ihrer Berufung begegnen:
„Er rief sie und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach.“ (Mt 4,21f.)
Dazu braucht man keinen archaischen Opferkult, sondern Männer und Frauen des Geistes, die glaubwürdig bezeugen:
„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Mt 4,17)
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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