Dies Domini – Pfingstsonntag, Lesejahr B
Das Christentum sei, so bemerkte der Benediktiner Elmar Salmann einmal, eines der unselbstverständlichsten Dinge überhaupt. Das wundert uns, wenn wir an Weihnachten denken, wo Krippe und Bescherung mit Tannenbaum und Kerzenschein für uns ganz natürlich dazu gehören. Wenn wir Ostern feiern und die Häschen in den Parks und Gärten allüberall Eier versteckt haben als Hinweis auf das wieder aufbrechende Leben im Frühling, wissen wir: so war es immer und so gehört sich das auch.
Pfingsten allerdings lässt es ein wenig merken: was ist das mit den Feuerzungen und dem Hl. Geist, das wirkt ja wirklich etwas fremd, wenn wir es denn überhaupt als etwas anderes als ein langes Wochenende wahrnehmen. Hier scheint das Christentum ein wenig von dem Widerständigen, Unselbstverständlichen, behalten zu haben, wir haben es noch nicht ganz gezähmt zum jahreszeitlichen Ritual mit Konsumgelegenheit.
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Die Freiheit steht auf dem Prüfstand. Es sind nicht die pandemiebedingten Einschränkungen, die vorübergehend notwendig sind, um die Verbreitung eines für nicht wenige tödlichen Virus einzudämmen. Es ist die Freiheitsdefinition der einzelnen, die mitunter dazu angetan ist, eine Freiheit für sich zu reklamieren, die man anderen nicht gönnt. Wie anders ist es zu erklären, dass – wie die Westdeutsche Zeitung am vergangenen Dienstag berichtete – es zu Sitzstreiks in Arztpraxen kommt oder man eine Pflegebedürftigkeit naher Verwandter konstruiert, um in den Genuss eines schnelleren Impftermins zu kommen. Die Politik ist daran nicht ganz schuldlos, verheißt sie doch jetzt schon für Geimpfte einen guten Sommer mit der Möglichkeit in Urlaub zu fahren. Da ist es schon erstaunlich, dass das urlaubswillige Volk seine spontane Solidarität mit den zahlreichen pflegebedürftigen Mitmenschen entdeckt, die die Pflegekassen sicher erschrecken lässt: Wer soll die ganzen vulnerablen Gruppen nur schützen, wenn die, die jetzt vor lauter Sorge um eine vorzeitige Impfung betteln, in Urlaub fahren? Was glauben Sie denn?
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Dies domini – Sechster Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Es ist auch schon in der Vergangenheit nicht immer vergnügungssteuerpflichtig gewesen, sich als Katholikin bzw. als Katholik in der Öffentlichkeit zur Rede zu stellen. Je nachdem, ob der Vatikan, der Papst oder einer oder mehrere Bischöfe meinten, die reine Lehre könne die gelebte Realität verändern, saß man als Mensch römisch-katholischer Provenienz mit im selben Sack. Wer jemals, wie es für die Arbeit der Katholischen Citykirche Wuppertal üblich ist, die schützenden Kirchenmauern verlässt und sich dorthin bewegt, wo die Menschen nun mal halt sind – auf die Straßen und Plätze der Stadt, in die Kaffeehäuser und in die sozialen Medien des Internets – kann da bisweilen was erleben. Wenn die Kirche dem Leben dient – und das kommt durchaus vor – dann ist man willkommen; dient sie aber eher sich selbst, wird der Glaube hart geprüft. Ob Päpste, Bischöfe und Priester das wissen, was sie da manchmal anrichten? Von der Kathedra lehrt es sich einfach, wo das Leben mit seinen Dilemmata komplexe Wirklichkeiten bereithält, die sich nur selten nach dem Muster schwarzer Striche auf weißem Grund ordnen lässt. Noch schlimmer aber wird es, wenn die behauptete Lehre keinen Widerhall im Leben und Handeln der Lehrenden selbst findet, wenn Wort und Tat sich sogar diametral entgegenstehen. Was etwa soll man von einer Kirche halten, die wiederverheiratet Geschiedene mit bebender Beharrlichkeit der Sünde zeihen, ohne sich auch nur einmal die Mühe zu machen, die dahinter liegenden Geschichten anzuhören, gleichzeitig aber Kleriker mit speziellen sexuellen Praktiken weiter hinter den Altären zelebrieren lässt, weil es nicht strafrechtlich Relevantes gegeben hätte. Was ist von einer Kirche zu halten, die die eigenen Brüder auch bei schwersten Verfehlungen mit dem nebulösen Mantel scheinheiliger Barmherzigkeit umhüllt und gleichzeitig jene Formen der Liebe, die nicht der eigenen Definition entsprechen, die man zwar voreilig als göttlich gegeben bezeichnet, sich aber bei näherem Hinsehen als doch menschengemachter entpuppt, als es den sich gottnah Wähnenden lieb ist, als Sünde verflucht – ja, verflucht! Wo nämlich der Segen versagt wird, nimmt der Fluch den leeren Platz ein …
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