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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Achter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Sehr eindringliche Worte richtete dieser Tage der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz an seine deutschen Mitbrüder: „Vermeiden wir die Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen wie die Abschaffung des Zölibats, das Priestertum der Frauen, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“, so der Erzbischof von Posen, Seine Exzellenz, der Hochwürdigste Herr Gadecki. Kurze Zeit später, nachdem der offene Brief offenbar zuerst der Öffentlichkeit, dann dem Adressaten zugegangen war, wie man das so unter Brüdern macht, erläuterte der Essener Generalvikar, schon durch seinen stets offenen Hemdkragen als Modernisierer und Zeitgeistapostel kenntlich, was von dem Schreiben zu halten sei: nämlich nichts. „Hochklerikaler Antimodernismus“ aus einer fernen, lange vergangenen katholischen Vergangenheit. Und flugs eilt der ebenso unverdächtige, allerdings des Modernismus, Görlitzer Bischof Ipolt herbei und springt seinem polnischen Sympathisanten bei: man solle doch nur ja die Stimme der Weltkirche hören, die sich da vernehmen lasse.

Tja. Eines schönen Tages verbietet der Papst den Alten Messritus, ein paar Tage darauf eröffnet er weitere Möglichkeiten dafür, wenn auch nur für die Petrusbrüder.  Einmal entlässt er wegen einer lange zurückliegenden Petitesse den Pariser Erzbischof nach wenigen Tagen, dann verordnet er eine monatelange Hängepartie für Köln, obwohl der öffentliche Druck, soweit man sehen kann, wesentlich höher ist, als er in Paris war. Und das, obwohl es ja die Medien waren, die der Papst in Haftung nimmt. Was ist da los? Da stimmt doch etwas nicht. Da gibt es doch offenbar keine klare Linie, sondern ein sonderbares Hin und Her, nicht nur bei Personalfragen, sondern in den Grundlagen, wenn die einen Bischöfe dem Zeitgeist folgen, den sie als Ausdruck des Hl. Geistes verstehen, und die andern ihn für Ausdünstungen der Hölle halten und das Weltkind in der Mitten mal zu der einen, mal zu der andern Seite zu wanken scheint.


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – Sechster Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C/b>

Politik ist die Umsetzung einer Idee in die Tat. Damit das gelingt, braucht es überhaupt erst einmal eine Idee – und danach einen Plan, ein Konzept, das Ressourcen analysiert, Wege und Methoden erörtert und einen Plan entwickelt, der aus der ideellen Theorie in eine ebenso gelebte wie lebbare Praxis führt. Meist wird die reine Idee pragmatisch geläutert. Ohne die reine Idee aber gäbe es wahrscheinlich weder Motivation noch Orientierung, die einem Plan Gestalt geben könnten. Wer auf die Gegenwart von Politik, Gesellschaft, aber auch der Kirche in Deutschlang schaut, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es überhaupt noch eine Idee gibt, wohin man will. Es werden zwar hier wie dort viele Worte gemacht; gleichwohl erscheint die Tatkraft, den Worten auch Wirklichkeit zu verleihen, umgekehrt proportional zum Quantität der Worte. Neben dem Fehlen einer klaren Idee trägt dazu aber auch bei, dass die verfügbaren Ressourcen, seien sie personeller, finanzieller oder materialer Art, weder analysiert, noch berücksichtigt werden. So wird zwar allenthalben nach mehr Personal gerufen – in der Pflege, in den Schulen, für die öffentliche Sicherheit; allein die Frage bleibt unbeantwortet, woher denn die Menschen kommen sollen, die die zweifelsohne vorhandenen personellen Lücken füllen sollen. Selbst wenn es sie der Zahl nach gäbe, stünde die Frage nach der Qualifikation, die an sich ja Zeit und entsprechende Ausbildungsressourcen erfordert, vor einer offenen Antwort. Da kann man zwar träumen und Luftschlösser bauen, nur in der relevanten Wirklichkeit ändert sich nichts – schon gar nicht zum Besten.


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kath 2:30 Dies DominiEs war schon leichter, katholisch zu sein. Nicht erst seit der Veröffentlichung des Gutachtens zu sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese München und Freising ist der Rechtfertigungsdruck groß. Bereits die sogenannte MHG-Studie im Jahr 2018 hatte den Missbrauch von mindestens 3677 Kindern und Jugendlichen durch 1670 Kleriker zutage gefördert. Sie war der Anlass für weitere Untersuchungen auf der Ebene der (Erz-)Bistümer. In Aachen, Köln, Berlin und nun in München wurden erste Studien veröffentlicht. Das Ausmaß an Leiden, das Betroffenen zugefügt wurde und das offenbar wird, ist erschreckend. Erschreckend ist vor allem aber auch, wie klerikale Täter von klerikalen Vorgesetzten – Bischöfen, Generalvikaren, Personalchefs und Offizialen (so die Bezeichnung für die obersten Kirchenrichter in einem Bistum) – geschützt wurden, während die von Missbrauch Betroffenen oft bis heute darum kämpfen müssen, überhaupt Gehör zu finden. Die römisch-katholische Auffassung, dass Männer durch die Weihe eine „seinsmäßige Erhöhung“ (die sogenannte ontologische Superiorität) empfangen, erweist sich in dieser Krise als fatal. Führt ein solches Übermaß an Heiligkeit nicht zu jener sakralen Sepsis, die ein Eingeständnis des eigenen Versagens, der eigenen Verantwortung und der möglichen eigenen Schuld so schwierig, wenn nicht gar unmöglich macht? Was glauben Sie denn?


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