Dies Domini – 12. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Sind Sie schon einmal durch Ihren Ort oder Stadtteil gegangen und haben sich gefragt, wie das wohl wirken würde, wenn es die meist ja recht dominanten Kirchengebäude nicht mehr gäbe. Köln ohne Dom, Düsseldorf ohne St. Lambertus und Wuppertal ohne St. Laurentius. Wie wäre das? In unserer Gesellschaft sind wir auf dem Weg dahin. Wir säkularisieren. Christliche Symbole verwittern, weil wir ihren Inhalt nicht mehr alltäglich wahrnehmen. Viele Leute feiern Schützenfest, aber einen Bezug zum „Kirchweihfest“ oder Stadtpatron wird vielleicht noch gelegentlich erwähnt, aber nicht mehr gelebt. Es hat keine Bedeutung mehr. Wer in Kindergarten, Elternhaus und Schule keine Bindung an die Kirche aufbaut, der wird als Erwachsener keine Bindung mehr haben. Von Ausnahmen abgesehen.
Sicher, wir haben auch selbst dazu beigetragen, Kirche möglichst unattraktiv darzustellen; wer sich von den Menschen verabschiedet, und damit hat nicht erst Paul VI. in Humanae vitae begonnen, den werden sie verlassen. Aber es wird doch neben einer ignoranten Moraltheologie und einer verkrusteten Machtstruktur noch tiefere Gründe geben müssen, warum eine so befreiende Botschaft wie die von der Auferstehung Jesu nicht mehr gehört wird. Kein Interesse mehr findet.
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Es ist Sommer. Der Laurentiusplatz entfaltet sein mediterranes Flair. Die Basilika, die spielenden Kinder, die Straßencafés – die Sonne lockt das Leben auf den Platz. Warum sollte man in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist? Und das Gute ist doch seit der Einrichtung der Umwandlung der Friedrich-Ebert-Str. zwischen Laurentiusstr. und Auer Schulstr. in eine Fußgängerzone noch ein bisschen besser geworden. 85 Meter pures Wuppertaler Glücks- und Lebensgefühl. In diesen Tagen findet jedenfalls eine erneute Befragung statt, ob aus dem vorübergehenden Zustand ein dauerhafter werden soll. Wer jedenfalls jetzt, am Beginn des Sommers auf die entspannte Atmosphäre des Platzes schaut, kann kaum einen Zweifel haben, dass die Bürger es doch gut finden, ungestört von Autoposern und kopfsteinplasterrhythmisiertem Straßenlärm in der Wuppertaler Sonne entspannen zu können. Was glauben Sie denn?
Im Geklapper der Kaffeetassen, dem Läuten der Glocken und der chilligen Atmosphäre auf dem Platz fällt allerdings nicht auf, was – besser: wer fehlt! Man sieht kaum Menschen mit Behinderung. Rollstuhlfahrerinnen und Gehbehinderte sind nicht da – oder sie tauchen nur auf, wenn sie direkt am Platz wohnen. Für Leute jedenfalls, die nicht gut zu Fuß sind, sind die Wege zum vermeintlich schönsten aller Plätze weit geworden. Die Parkplatzsituation ist im Luisenviertel jedenfalls nicht besser geworden. Dabei befinden sich gerade hier viele Arztpraxen. Man mag sich das, wenn man nicht selbst betroffen ist, kaum vorstellen: Aber es gibt Menschen, die können keine weiten Wege gehen – und Wege können schon weit sein, wenn auch nur 50 Meter zu überwinden sind.
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Dies Domini – Pfingstsonntag, Lesejahr C
Es sind chaotische Zeiten. In der Gesellschaft, aber auch in der Kirche scheint gegenwärtig alles aus den Fugen zu geraten. Das Gewohnte ist so gewöhnlich geworden, dass der Mensch sich weder hier noch dort in der Lage sieht, die Herausforderungen zu bewältigen. Unzweifelhaft erleben wir gerade eine Zeitenwende. Sehnte man sich etwa am Anfang der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 noch nach einer raschen Rückkehr zu jenem Zustand, den man damals als „Normalität“ bezeichnete, ist spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine genau das in weite Ferne gerückt. Die frühere „Normalität“ ist Geschichte. Nichts ist mehr normal in der Gegenwart – auch in einer Kirche, in der das Volk Gottes sich endlich ermächtigt, die Stimme zu erheben. Wo früher die Worte jener Männer, die sich als Hirten wähnten, hingenommen wurden, werden nun Fragen gestellt. Noch ist unklar, ob die vielfältigen Initiativen und Aufbrüche wirklich zu neuen Zielen führen. Noch ist die rechtliche Struktur der Kirche so, dass ohne das Placet Roms nichts geschieht. Schon seit längerem ist klar, dass die alte Regel des „Roma locuta, causa finita est“ nicht mehr gilt: Rom mag sprechen, die strittigen Angelegenheiten sind damit noch lange nicht erledigt. Das Volk ist eben keine Herde mehr, die blind-blökend folgt und zufrieden ist, solange nur die pastoralen Weidegründe sattes und wohliges Gras versprechen. Das Volk ist mündig geworden. Es blökt nicht mehr, es fordert. Das ist Pfingsten, wenn aus Schülern und Jüngerinnen mündige Zeuginnen und Zeugen werden. Sooft der Stifterwille bemüht wird, wo die Schrift keinen Stifterwillen kennt – hier gibt es ihn und die Zeit scheint erfüllt in der der Auftrag des Auferstandenen Wirklichkeit wird:
Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. (Apg 1,8)
Die Kraft des Heiligen Geistes – sie wird immer gerne beschworen, wenn es schwierig wird. Sie muss herhalten als autoritäre Begründung lehramtlicher Entscheidungen, aus der heraus Argumente überflüssig sind. Sie muss es dulden, selbst von jenen immer wieder in Anspruch genommen zu werden, die eine besondere Weihecharisma zu haben glauben, durch das der göttliche Geist beständig durch sie wirkt. Kritik ist dann nicht nur nutzlos, sondern wird gemäß der neunten Seligpreisung sogar als Ausweis der eigenen Erwählung gedeutet, heißt es doch im Anschluss an die berühmten ersten acht Seligpreisungen:
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