Dies Domini – 12. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Sind Sie schon einmal durch Ihren Ort oder Stadtteil gegangen und haben sich gefragt, wie das wohl wirken würde, wenn es die meist ja recht dominanten Kirchengebäude nicht mehr gäbe. Köln ohne Dom, Düsseldorf ohne St. Lambertus und Wuppertal ohne St. Laurentius. Wie wäre das? In unserer Gesellschaft sind wir auf dem Weg dahin. Wir säkularisieren. Christliche Symbole verwittern, weil wir ihren Inhalt nicht mehr alltäglich wahrnehmen. Viele Leute feiern Schützenfest, aber einen Bezug zum „Kirchweihfest“ oder Stadtpatron wird vielleicht noch gelegentlich erwähnt, aber nicht mehr gelebt. Es hat keine Bedeutung mehr. Wer in Kindergarten, Elternhaus und Schule keine Bindung an die Kirche aufbaut, der wird als Erwachsener keine Bindung mehr haben. Von Ausnahmen abgesehen.
Sicher, wir haben auch selbst dazu beigetragen, Kirche möglichst unattraktiv darzustellen; wer sich von den Menschen verabschiedet, und damit hat nicht erst Paul VI. in Humanae vitae begonnen, den werden sie verlassen. Aber es wird doch neben einer ignoranten Moraltheologie und einer verkrusteten Machtstruktur noch tiefere Gründe geben müssen, warum eine so befreiende Botschaft wie die von der Auferstehung Jesu nicht mehr gehört wird. Kein Interesse mehr findet.
Sehen wir in die Zeit, als die Evangelientexte entstanden, dann gab es, mit örtlichen Unterschieden, aber doch oft Verfolgung, Hass der Mehrheitsgesellschaften und Autoritäten, gegen die sich die junge Kirche durchsetzen musste. Es war natürlich eine Zeit, in der Erlösungsreligionen Konjunktur hatten, aber mancherorts gab es diesen Lebenssinn doch mit weniger gefährlichen Begleiterscheinungen. Lukas spricht die an, die sich um ihr Leben sorgen:
„Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“ (Lk 9,24)
Damit machte er Mut, Angriffen und den Angreifern zu widerstehen, sich mutig zu Jesus zu halten und das eigene Leben nicht zu wichtig zu nehmen. Durchhalteparolen, könnte man sagen. Aber wegen einer unglaublichen Botschaft:
„Da sagte er zu Ihnen: Ihr aber, für wen haltet Ihr mich? Petrus antwortete: Für den Christus Gottes.“ (Lk 9,20)
Heute muss in unserer Weltgegend niemand um sein Leben fürchten, wenn er sich zu Christus bekennt. Aber braucht es nicht auch heute „Durchhalteparolen“? Wie soll man standhalten gegenüber dem Sog der Gleichgültigkeit, der unsere Welt erfasst hat und es so bleiern schwermacht, überhaupt noch die Zeitung aufzuschlagen, um von kirchlichen Angelegenheiten zu lesen, die sich immerfort um Verfehlungen, Skandale und Leitungsversagen drehen und dabei auch noch so oft recht haben? Ich glaube, jetzt ist nicht die Zeit des Jubels, der Freude an unserer Kirche, der Feste, sondern des Ausharrens und des einfach nicht Aufgeben Wollens.
Es würde sich doch lohnen:
„Denn Ihr alle seid durch den Glauben Söhne und Töchter Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus.“ (Gal 3,26f.)
Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass auch über die Durststrecke unserer aktuellen Lage in Welt und Kirche diese Hoffnung Ihnen erhalten bleiben möge: „Ut unum sint“, dass eine Welt entstehen möge, in der wir eins sind und in der wir das wissen und danach handeln.
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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