Dies Domini – Hochfest Christkönig, Lesejahr C
Josaphat Kunzewitsch, ein Heiliger unserer Kirche, hatte vor wenigen Tagen seinen Gedenktag, auf den bei einer Feier zur Übergabe der missio canonica an neue Religionslehrer der Prediger einging; das war bereits einmal Gegenstand der Betrachtung hier. Am heutigen Sonntag feiern wir das Christkönigsfest, keine Ahnung, was das miteinander zu tun haben soll. Wie heißt der missing link? Nanu, ein Rätsel im Wort zur Woche?
Verehrte Leserinnen und Leser, ich will Sie nicht auf die Folter spannen, es ist das Vorgestern. Das, was wir heute kaum noch und wenn, dann nur mit Verrenkungen mit Sinn erfüllen können; es sind die Reste der ecclesia triumphans, die uns mit Stolz und Hochgefühl erfüllen können, wenn wir mit dem Haus voll Glorie weit ins Land hinausschauen, die aber mit unserer Gegenwart, Gott sei Dank nichts mehr zu tun haben. Nur leider, es haben noch nicht alle gemerkt.
Pius XI., nicht der erfreulichste unter den sowieso nicht einfachen Piuspäpsten des vor- und des vergangenen Jahrhunderts, hat uns diese sonderbare Hinterlassenschaft aufgehalst: Ein Märtyrer aus dem 16. Jahrhundert, der sich wundert, dass man ihn erst umbringt und dann in den Fluten versenkt, obwohl er bei seinen Missionsmethoden nicht mit wohlwollender Duldung rechnen konnte. Schließlich hatte er nicht nur für gewaltsame Niederschlagung von Aufständen der Orthodoxen plädiert, sondern sogar deren unkatholisch bestatteten Toten wieder ausgraben lassen. Eine irritierende Idee, damit für seine Glaubensweise werben zu wollen. Natürlich, dass er 1867 heiliggesprochen, mit der Enzyklika „Ecclesiam Dei admirabili“ 1923 geehrt und 1963 in den Petersdom überführt werden musste. Und ebenso verständlich, dass er ein Mosaikstein war, wie die Einführung des Christkönigsfestes 1925, mit der die strahlende Kirche dargestellt wurde, wie es in der zweiten Lesung des heutigen Sonntags heißt:
„Er (der geliebte Sohn des unsichtbaren Gottes) ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche.“ (Kol 1,18)
Damit stehen wir nun da, mit der ruinierten und ruinösen Hinterlassenschaft des wahren saeculum obscurum unserer Kirche, der Zeit von Papst Pius IX. bis Benedikt XVI., die aus der Vielfalt der Vergangenheit nur übriggelassen haben, was ihrem neuscholastischen und plattplatonischen Weltbild kompatibel war. Was machen wir damit? Wie gehen wir mit diesem sonderbaren Erbe um, das natürlich manchmal herzerwärmend ist:
„Ich freute mich, als man mir sagte, zum Haus des Herrn wollen wir gehen.“ (Ps 122,1)
Allerdings auch ein Erbe, das für uns heute keine Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung unserer Herausforderungen ist, sondern Ballast, von dem wir uns auch dann trennen müssen, wenn er so schön aussieht durch unsere buntglasige Brille mit den Spitzbögen der Neogotik.
Unsere Alternative sieht anders aus: Ich glaube, am vergangenen Martinsfest konnte man es mancherorts, so auch bei uns in Wuppertal, beobachten: wenn wir den Menschen zu den großen und den kleinen Anlässen ihres Lebens nachvollziehbare und liebenswürdige Feiern anbieten, in denen mit Anspruch und Anstrengung ihr Leben wirklich angenommen wird, dann werden wir mit unserer Botschaft von der Liebe Gottes in Jesus Christus als dem eigentlichen Lebensmittel, das wir anbieten können, auch angenommen werden. Denn die Leute vermissen uns. Sie vermissen eine Botschaft, die Halt und Orientierung bietet, die sie ernstnimmt, ihnen nicht Sexualmoral und Spiritualität aus vorwissenschaftlichen Zeiten aufzwingt, sie aber in ihrer Würde als Gotteskind wahrnimmt und annimmt. Deswegen wirkt diese alte Geschichte von dem Bettler und dem Soldaten so unmittelbar, so herzlich. Da ist einer stark und doch verletzlich, der von „dummen Gänsen“ gefunden werden muss, weil er Angst vor großen Ämtern hat. Und der andere, schwach und hilfsbedürftig, aus dessen Augen aber Jesus selber blickt. Mit solchen Festen können wir Ehre einlegen, damit können wir die Menschen erreichen. Auch mit Weihnachten und Nikolaus und Erntedank. Und mit vielen anderen Gelegenheiten, wenn wir uns nur Mühe geben, wenn wir es gut machen wollen und nicht vorgaukeln wollen, es sei Gottes Wille, dass Frauen unterdrückt, Laien nicht ernstgenommen und die Kirche schon hier das Himmlische Jerusalem sei, mit einem Papst als Oberbürgermeister, der mindestens ein schräges Frauenbild hat.
Dann kann wirklich Christus der Herr der Welt sein, helfen wir dazu.
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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