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kath 2:30 Dies DominiDer Eismann meines Vertrauens ist ein standhafter Katholik. Angesichts der immens hohen Austrittszahlen, die am 28. Juni 2023 veröffentlicht wurden, stellt er lapidar fest, dass er bleiben werde. Damit gehört er zu einer Mehrheit der Katholiken – noch, denn die Austrittszahlen entwickeln sich seit einigen Jahren inflationär. Im Jahr 2022 traten deutschlandweit über 520.000 Katholiken aus der Kirche aus, über 380.000 verließen die evangelische Kirche. Die Verantwortlichen sind routiniert betroffen – und machen weiter wie bisher. Synodale Wege laufen ins Nichts, Strategiekongresse entwickeln utopische Visionen – so oder so: der ewige Stuhlkreis dreht sich nur eine Runde weiter, ohne dass sich etwas ändern würde. Die Selbstverständlichkeit in einer christentümlichen Gesellschaft zu leben, ist hingegen längst verschwunden. Was Statistiker erst für das Jahr 2060 prognostiziert hatten, nämlich die Halbierung der Zahlen der Kirchenmitglieder, wird viel früher eintreten. Dafür sind die Kirchen zu einem großen Teil selbst verantwortlich. Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Elfter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Die Versuchung ist immer groß, sich Gott nach eigenem Bilde zu erschaffen. Das ist die wohl größte Versuchung des Glaubens – und Zeugnisse für diese Versuchung gibt es gerade in der jüngeren Vergangenheit einige. Gerne wird Gott nach eigenem Gusto mit Attributen belegt: Gott ist dann lieb, arm oder queer. Weit entfernt davon, sich wenigstens an den Schriften, die Glaubende als Wort Gottes bezeichnen, zu orientieren, wird Gott so verfügbar gemacht und zu einem rhetorische Stilmittel degradiert, dem man scheinbar kaum widersprechen kann – zumindest dann nicht, wenn man übersieht, dass Gott als Ursache allen Seins immanent dialektisch ist. Die so bedingte coincidentia oppositorum, der Zusammenfall der Gegensätze in Gott, bringt mit sich, dass ein allmächtiger Gott immer auch ohnmächtig ist, ein lieber Gott die Auseinandersetzung mit dem vermeintlich bösen herausfordert, die göttliche Armut wahrer Reichtum ist und auch queer, trans und cis in Gott vereint sind. Wer die Komplexität der Gott innewohnenden Paradoxie übersieht, macht sich seinen Gott. Vorsicht ist also ebenso geboten, wenn ein Satz mit „Gott ist …“ beginnt, oder Verkünderinnen und Verkünder im Brustton der Überzeugung glauben zu wissen, was Gott will. Freilich scheint das Problem schon zu Zeiten der Propheten virulent gewesen zu sein, so dass Gott, der Herr, selbst durch deren Mund mahnt:

Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. (Hosea 11,9)

und

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des HERRN. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken. (Jesaja 55,8f)

Diese Dialektik übersehen freilich nur allzu schnell auch jene, die sofort mit Kritik bei der Hand sind und die göttliche Verfügbarkeitsrhetorik mit dem Verweis einhegen wollen, Glaube und Religion seien gerade nicht politisch. Da sind die Schriften sowohl des Neuen wie des altehrwürdigen Bundes freilich anderer Ansicht. Die Dialektik des göttlichen Paradoxons gebietet geradezu, dass Gott Partei ergreift für die unter seinen Geschöpfen, die von anderen seiner Geschöpfe unterdrückt werden. Das Beispiel des von ihm erwählten Volkes, von dem die erste Lesung des elften Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres A erzählt, bezeugt dies:


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kath 2:30 Dies DominiJede Zeit kennt ihre eigenen Herausforderungen. Die gegenwärtigen liegen im wahrsten Sinn des Wortes auf der Straße. Das Klima ändert sich – in jeder Hinsicht. Viel Kohlendioxid in der Atmosphäre führt zu dem altbekannten Treibhauseffekt und die Erde erwärmt sich. Das ist in der Erdgeschichte an sich nichts Neues. Neu ist, dass sich die Erwärmung innerhalb weniger Jahrzehnte ereignet. Neu ist auch, dass der Mensch die Erwärmung durch seine Art zu leben, wohl mitverursacht hat – sonst wäre die rasante Erwärmung kaum zu erklären. Vor allem aber ist neu, dass die Menschheit von den klimatischen Veränderungen in bisher kaum bekannter Weise betroffen ist. Kann es da noch Hoffnung geben? Was glauben Sie denn?

Die Menschheitsgeschichte ist geprägt von klimatischen Veränderungen. Nicht selten haben sie zu Wanderungsbewegungen geführt. Große Dürren, sintflutartige Niederschläge, aber auch unwirtliche Kältephasen haben die Menschen genötigt, sich neue Lebensräume zu suchen. Das wird auch jetzt wieder so sein! Wenn durch die globalen Klimaveränderungen ganze Klimazonen unbewohnbar werden, werden sich die Menschen auf den Weg machen und nach neuen Räumen, in denen Leben möglich ist, suchen. Das hat den Menschen in der Geschichte überleben lassen: Seine Fexibilität!


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr A

Dieser Tage las ich in einer katholischen Verbandszeitschrift den Aufsatz eines emeritierten Pastoraltheologen zur Missbrauchsproblematik, der es sicher herausforderte, sich eingehender damit zu befassen, aber eins sticht doch bei solchen Wortmeldungen regelmäßig heraus: Ganz am Anfang wird betont, wie sehr doch andere an den Pranger zu stellen sind:

„offensichtlich interessiert nur der „katholische Missbrauch“, die Missbrauchsfälle in anderen Institutionen aber (wie zum Beispiel in der evangelischen Kirche oder in weltlichen Internaten – die Odenwaldschule ausgenommen – oder in Sportvereinen oder in Familien – und das vor allem –  in Nahbeziehungen) werden nur marginal wahrgenommen, obwohl diese nach den bislang veröffentlichten Zahlen weit über 98 % ausmachen dürften.“

Warum muss das sein? Warum können Kirchenvertreter nicht einfach aushalten, einer Institution anzugehören, der zu Recht vorgeworfen wird, es habe in ihrer Verantwortung tausendfachen Missbrauch gegeben und das Führungspersonal habe jämmerlich versagt und tue es oft immer noch? Wem ist damit geholfen, immer auf andere zu zeigen, wenn es der Haltung christlicher Demut entspräche, die Schuld zu akzeptieren, aufzuklären und soweit wiedergutzumachen wie möglich? Was soll eine Gesellschaft von uns halten, wenn wir – auf frischer Vertuschungstat ertappt – nur rufen: nebenan ist es aber auch nicht in Ordnung? Man fragt sich, warum wir unser sowieso dunkles Bild bei unseren Zeitgenossen nur immer noch mehr verdunkeln müssen. Es ist zum Haareraufen.


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