Dies Domini – Zweiter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Kennen Sie LOL? LOL ist ein Video-Format, das für Amazon Prime produziert wird und dort, inzwischen in der vierten Staffel, zu sehen ist. Für Ostern ist mit Staffel 5 zu rechnen. Dabei geht es um eine Gruppe recht bekannter „Comedians“, die sich gegenseitig zum Lachen animieren wollen, weil, wer zuerst lacht, fliegt als erster raus, Gewinner ist, wer zuletzt lacht. Falls überhaupt. Allerdings sind die Episoden bisweilen wirklich urkomisch.
Das Konzept stammt aus Japan und wird jetzt auch, nach meinem Eindruck, von höheren Kirchenkreisen adaptiert. Daniel Deckers von der FAZ nennt es „Mummenschanz“, was dort gespielt wird: zuerst tritt ein Problem auf, z.B. der Umgang der Kirche mit gleichgeschlechtlich empfindenden Paaren, das Problem nimmt an Virulenz zu, der Papst lässt seinen Glaubenshüter Fernández ein jüngeres Verbotsschreiben dessen Behörde mit blumigen Nebelkerzen einkassieren, woraufhin sich über diesen ein veritabler Shitstorm ergießt, angeführt von den Kardinälen Müller und Sarah. Daraufhin rudert der angegriffene emsig zurück, bekräftigt die alte Lehre und verkürzt mögliche Segnungsriten auf 10 Sekunden, wobei spätestens jetzt die meisten Betrachter sich wohl nicht mehr vor Lachen halten könnten, wenn das Thema damit nicht so ganz und gar den betroffenen Menschen nicht gerecht würde. Mummenschanz scheint da nur ein mildes Urteil.
Sicher ist das Thema ganz und gar nicht geeignet, eine gewisse Vielstimmigkeit zu fordern, wenn in manchen Ländern Afrikas von katholischen Bischöfen strenge und unmenschliche Strafen begrüßt werden. Menschenrechte müssen universal gelten. Aber dennoch muss man zur Kenntnis nehmen, dass man nicht alle Leute aus der Kirche werfen kann, die abweichende, wenn auch verblendete, Auffassungen vertreten. Schon die alte Kirche musste in manchen, auch gewichtigen, Fragen Unterschiede hinnehmen. Schon die Tatsache, dass wir vier Evangelien haben, die man teils durchaus nicht harmonisieren kann, zeigt doch an, dass manche Differenzen bestehen bleiben, auch, wenn wir letztlich alle versuchen, demselben Herrn zu dienen. Manche halt auf ihre Weise, manche, wie wir -hoffentlich-, auf die Seine.
Hinzukommt der weite Graben, der uns von den Urchristen trennt, und so mancherlei Verständnisschwierigkeiten mit sich bringt. Heißt es in unserem Johannesevangelium vielleicht deshalb „Kephas“ als Spitzname Jesu für Petrus, weil er damit sozusagen den Tempel zu seinem Haus machte, hieß doch der damalige Hohepriester „Kajaphas“ (M. Ebeling), was tatsächlich buchstäblich nur einen geringen Unterschied bedeutet? Was bedeutet es eigentlich, dass der Junge Samuel zwar dreimal geweckt wird von der Stimme des Herrn, wir aber nicht erfahren, was ihm eigentlich gesagt wird? Und warum nennt Johannes Jesus eigentlich das Lamm Gottes, folgt ihm aber selber nicht?
Mit lauter solchen Fragen kann man sich dem Inhalt unserer Lesungen nähern, ohne doch jemals an ein Ende zu kommen. Manches kann man aber auch einfach so, wie es geschrieben steht, als Appell an sich verstehen:
„Rede, Herr, denn Dein Diener hört.“ (1 Sam 3,9)
Dass Sie in den kommenden Monaten des neuen Jahres Gelegenheit haben, das Wort Gottes an sich heranzulassen und es dann auch wirklich hören können in all dem Getöse unserer Tage, das wünsche ich Ihnen von Herzen
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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