20. Sonntag im Jahreskreis – Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel – Lesejahr C – Lk 1,39-56
Das Evangelium am heutigen Sonntag, am Tag, den die Kirche als Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel feiert, erzählt uns eingebettet in die Geschichte des Besuchs Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth, das Magnificat, das Loblied Mariens auf ihren Herrn.
Dieses Magnificat wird noch heute in der ganzen Welt täglich gebetet, wenn es beispielsweise in der Liturgie des Stundengebets, genauer der Vesper, fester Bestandteil jedes Tages ist.
Dietrich Bonhoeffer schreibt über das Magnificat: “Dieses Lied der Maria ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Adventslied, das je gesungen wurde. Es ist nicht die sanfte, zärtliche, verträumte Maria, wie wir sie auf Bildern sehen, sondern es ist die leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht … ein hartes, starkes, unerbittliches Lied von stürzenden Thronen und gedemütigten Herren dieser Welt, von Gottes Gewalt und von der Menschen Ohnmacht.“
Der Text dieses Liedes der Maria hat wirklich eine große Kraft, denn es stellt das Geschehen in der Welt und das Geschick jedes einzelnen Menschen in den großen Kontext der göttlichen Heilsgeschichte mit seinem Volk. Es werden eine Vielzahl von Aussagen über Gott gemacht (er hat Großes an ihr – Maria – getan, er erbarmt sich über alle, die ihn fürchten, also alle, die an ihn glauben, er vollbringt machtvolle Taten, weist jene zurecht, die im Herzen voll Hochmut sind, stürzt die Mächtigen und erhöht die Niedrigen, beschenkt die Hungernden und lässt die Reichen leer ausgehen…); und diese Aussagen haben auch für uns eine große Bedeutung. Denn hier wird viel von dem deutlich, was göttliche Gerechtigkeit bedeutet, die unser Maßstab sein sollte. Ruhm, Ansehen und Reichtum spielen vor Gott keine Rolle, es kommt auf die innere Einstellung und den tiefen Glauben an den Schöpfer der Welt, der am Einzelnen – wie an Maria – Großes tut, der aber auch das ganze Volk im Blick hat, so stellen es auch spätere Verse des Magnificats heraus: „Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“
Lassen wir uns dieses Lied zusagen, und machen wir es – wie oft wir es auch beten – zu unserem Eigenen. Unser Gott ist zwar der, der Macht hat zu zerstören und aufzurichten, zu beschenken und leer ausgehen zu lassen, aber er hat Erbarmen und ist die Gerechtigkeit, sodass uns dieses Wissen und dieses Bekenntnis nicht erschrecken muss, sondern in vertrauensvoller und nicht verängstigter „Furcht“ vor der Größe Gottes verbleiben lässt, zu dem wir aber mit Jesus Abba-Vater sagen dürfen und der an jedem Einzelnen von uns Großes vollbringt.
Magnificat anima mea Dominum – Meine Seele preist die Größe des Herrn. Amen.
Ihre Katharina Nowak
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