Die Elberfelder Karfreitagsprozession, die „passione vivente“ der Italiener ist bekannt weit über Wuppertal hinaus. Bei schönem Wetter nehmen mehrere tausende Menschen teil. Viele schauen neugierig hin, andere gehen ein Stück oder ganz mit und viele andere sind mit dem Herzen und im Glauben dabei und beten.
Der Kreuzweg Jesu, seine Verhaftung, Verurteilung, Folterung und Kreuzigung werden mit großem Ernst und zugleich Freude an der religiösen Inszenierung gespielt. Manch einer denkt dabei an das eigene Leiden, an die unterschiedlichen Kreuze, die wir in unserem Leben zu tragen haben.
Das religiöse Spiel am Karfreitag zieht auch deshalb an, weil das Geschehen Teil irdischer Lebenswirklichkeit ist, nachvollziehbar und eben darstellbar. Der Tod erscheint sicher in dieser Welt. Mit Ostern ist das anders. Romano Guardini, ein großer Theologe im letzten Jahrhundert, hat es einmal so ausgedrückt: „Der Tod ist die uns zugewandte Seite des Geheimnisses, dessen andere Seite die Auferstehung ist.“ Die Auferstehung bleibt im Geheimnis, sie lässt sich nicht nachspielen. Selbst die Evangelien berichten nicht, wie die Auferstehung Christi vonstatten gegangen ist. Kein Mensch war dabei.
Alle biblischen Zeugnisse berichten jedoch auf unterschiedliche Weise, wie der am Kreuz Gestorbene als Auferstandener eine Zeit lang vielen Menschen erschienen ist. Keine Vision, keine Einbildung und auch nicht das Konstrukt von Menschen, die sich nicht mit dem Tod eines geliebten Menschen abfinden und seine Sache fortführen wollen. Eher Fragen und Zweifel, wie auch wir sie kennen vor dem Zeugnis der Auferstehung. Die Auferstehung Christi, die wir Ostern feiern, gibt dem Drama des Lebens eine Wende, eine Zukunft. Die verschlossenen Türen des Todes und der Hoffnungslosigkeit werden zu einem neuen Leben mit Gott aufgerissen. Der am Kreuz gestorbene und begrabene Jesus lebt. Gott hat ihn vom Tod erweckt. Was Menschen nicht können, Gott, der Schöpfer, kann es. Dass dies schwer zu glauben ist, berichten die biblischen Zeugnisse. Aber auch, dass der Auferstandene die Augen öffnet und die Herzen anrührt, damit wir glauben können.
Wir wünschen ihnen vom österlichen Licht erleuchtete Augen, die das Leben neu und anders sehen, wir wünschen Ihnen Hoffnung und Kraft, wo alles ausweglos scheint, und Liebe, die stärker ist als die Last der Kreuze dieser Welt. Wir wünschen Ihnen das Vertrauen, ihr Leben in Gottes Hände legen zu können, der es sogar dem Tod entreißen kann. Dieses Vertrauen relativiert die vielen irdischen Sorgen und macht unser Herz froher und freier.
Feiern Sie in Ihrer Kirchengemeinde Ostern.
Frohe und gesegnete Ostern wünschen Ihnen
Ilka Federschmidt, Superintendentin des Kirchenkreises Wuppertal
Dr. Bruno Kurth, Stadtdechant der katholischen Kirche
Veröffentlicht in der Wuppertaler Rundschau vom 7. April 2012.
Die Rubrik “Auf ein Wort” erscheint in unregelmäßigen Abständen in der Samstagsausgabe der Wuppertaler Rundschau. Autoren sind evangelische und katholische Theologen in Wuppertal, die sich zu aktuellen gesellschaftlichen oder kommunalen Themen äußern. Wir veröffentlichen auf kath 2:30 die Beiträge der katholischen Autoren. Die evangelischen Beiträge finden Sie hier.
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