Die erste Adventswoche des Jahres 2012 liegt hinter uns. Bereits jetzt ist in vielen Zeitungen wieder davon zu lesen, wie sehr man doch in der Adventszeit nach Stille und Ruhe zu suchen habe. Bischöfe und andere Prominente mahnen das in der hektischen Zeit an – und auch in vielen Predigten ist wieder von der „stillen Zeit“ zu hören. Ich frage mich da immer wieder, wo das her kommt. Nirgendwo steht geschrieben, dass der Advent eine stille Zeit zu sein habe. Und die Menschen scheinen sich – allen Unkenrufen zum Trotz – auch nicht wirklich nach dieser Ruhe, die sie permanent anmahnen, zu sehnen. Denn was stünde einem Vorweihnachtsboykott im Wege? Man wird ja nicht gezwungen, auf Weihnachtsmärkte zu gehen und Geschenke zu kaufen.
Nein, ich glaube, dass die vorweihnachtliche Betriebsamkeit genau so dazu gehört, wie der himmlische Jubel am Weihnachtsfest selbst. Auch da war es nicht wirklich still. Oder haben die Engel das „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erde den Menschen seiner Gnade!“ etwa geflüstert? Sind die Hirten etwa langsam zum Stall in Bethelehm gelaufen? Kaum vorstellbar, dass das alt bekannte Weihnachtslied „Ihr Hirten erwacht“ eine unhaltbare Aufforderung überlieferte:
Ihr Hirten, erwacht, / vom Schlummer habt acht, / nach Trübsal und Leiden / verkündet er Freuden, / der Engel, der fröhliche Botschaft gebracht.
Jetzt eilet geschwind, / ihr findet das Kind, / ihr findet das Leben, / er ist euch gegeben, / der Heiland, der alle zur Liebe verbindt.
Nein, die lebendige Geschäftigkeit gehört zum Advent: Laufet, eilet, freut euch! Wenn Gottes Mensch wird, wer kann da still stehen? Wenn Gottes Sohn kommt, wer kann da schweigen?
Ich wünsche Ihnen eine frohe zweite Adventswoche,
Ihr Dr. Werner Kleine, PR
Katholische Citykirche Wuppertal
Lesen Sie zu diesem Thema auch den Beitrag „Bitte, schenken Sie jetzt nichts!“ in diesem Weblog.
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
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