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kath 2:30 Dies DominiEs ist eine radikale Situation, die das Evangelium vom 13. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres C berichtet. Die Anfangszeit war geprägt von großen Erfolgen. Die Speisung der Fünftausend (Lukas 9,10-17) aber auch die Erfahrung der besonderen Vollmacht Jesu, wie sie sich etwa in der Stillung des Sturmes auf dem See (Lukas 8,22-25) oder der Heilungen des Besessenen von Gerasa (Lukas 8,26-39) und der Tochter des Jaïrus (Lukas 8,40-56) erweist, dürften zu einer geradezu euphorischen Stimmung beigetragen haben. Der Ruf des Wundertäters hat sich verbreitet und Nachahmer gefunden (vgl. Lukas 9,49-50). Aber schon damals war die Halbwertzeit des Ruhmes kurz. Schon bald nach dem euphorischen Beginn, den die Exegeten den galiläischen Frühling nennen, folgt die Ernüchterung: Man nimmt die Jesusjünger in Samarien nicht auf. Jesus befindet sich auf dem Weg aus der galiläischen Provinz in die Metropole, in der das jüdische Herz schlägt, nach Jerusalem. Hier wird er zeigen, wer er wirklich ist. Hier und nirgendwo anders muss es sich erweisen – in dieser Stadt, in der der Tempel steht. Auf dem Zion und sonst nirgends soll die Herrlichkeit Gottes aufscheinen. Deshalb muss Jesus nach Jerusalem. Nur dort kann er seine Mission zu erfüllen.

Um von Galiläa nach Jerusalem in Judäa zu gelangen muss er Samarien durchqueren. Sicher, das zwischen Galiläa und Judäa gelegene Samarien ist den Nachbarprovinzen nicht freundlich gesinnt. Aber einen, über dessen außergewöhnliche Taten man auch hier gehört haben dürfte, sollte man doch mit Spannung erwarten. Aber nichts dergleichen geschieht. Die Jünger sind erbost. Sie wollen wie weiland der Prophet Jona unter dem Rizinusstrauch den Untergang Ninives zu erleben erhoffte nun Feuer vom Himmel auf die ungastlichen Städte fallen sehen. Eine kurze intensive Episode. Einen himmlischen Impuls. Ein abermaliger Beweis der besondere Kräfte dieses Mannes, den Petrus wenige Verse zuvor als Messias, also Gesandten Gottes bekannt hatte (vgl. Lukas 9,18-22).

Impulsivität ist aber die Sache Jesu nicht. Er hat einen Plan, einen Plan, über den er lange nachgedacht hat. Immer wieder hat er sich zurückgezogen, hat nachgedacht, meditiert. Selbst seine kleine Gemeinschaft hat er nicht dem Zufall überlassen. Gezielt hat er seine Begleiter ausgesucht und sie unterwiesen. Von all dem ist im Lukasevangelium vorher die Rede. Nein, dieser Jesus handelt nicht einfach nach einem inneren Impuls. Er handelt aus wohlüberlegter Überzeugung und Erfahrung.

Das bekommen auch die zu spüren, die sich in den Dunstkreis dieses Mannes begeben wollen. Auch von ihnen berichtet das Evangelium vom 13. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres C:

Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes. (Lukas 9,57-62)

Die Motivationslage ist jeweils anders, das Ziel gleich. Zweimal wird Jesus um die Zustimmung zur Nachfolge ersucht, einmal fordert er zur Nachfolge aus. In allen drei Fällen bleibt offen, ob das Ziel auch erreicht wird. In allen drei Fällen steht aber fest: Wer in die Nachfolge Jesu eintritt, muss wissen, was er tut. Aus einer bloßen Laune heraus kann die Nachfolge nicht gelingen. Wer in die Nachfolge Jesu eintritt, muss ein Überzeugungstäter sein.

Überzeugung ist ein Prozess – ein langer Prozess. Überzeugung setzt Nachdenken, Auseinandersetzung mit Argumenten, Ringen mit Zweifeln und auch Erfahrung voraus. Wer überzeugt ist, kann Rechenschaft von dem ablegen, was ihn treibt. Nur dann ist die Aufforderung des Petrusbriefes realistisch erfüllbar:

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. (1. Petrusbrief 3,15)

Die Gegenwart sieht heute oft anders aus. Das Internet ist voll von Angeboten spiritueller Häppchen. Wie Fast Food machen diese oft als Glaubensimpulse bezeichneten intellektuellen Schnellimbisse auch kurz satt. Aber sie tragen nicht. Sie tragen deshalb nicht, weil ihnen das argumentative Fundament fehlt. Man kann in 800 Zeichen keine Begründung liefern, warum Gott Mensch wird; man kann in 1 Minute und 30 Sekunden niemanden überzeugen, sein Leben zu ändern. Was soll man von sogenannten spirituellen Gedichten halten, die irgendwie immer nach dem Schema

Ich
DU
Stille
Schweigen
ER
Ach!

gebaut sind? Dabei ist das GROßGESCHRIEBENE offenkundig eine Hilfe für den als unkundig eingeschätzten Leser (hören kann man das GR0ßGESCHRIEBENE ja nicht), dass hier jemand ganz Besonderes gemeint ist. Warum man nicht Gott schreibt, ist wahrscheinlich der Poetik geschuldet.

Schöne Worte benutzt auch die Werbung, um Kunden einzufangen. Aber schon mancher Kunde hat sich betrogen gefunden, weil das Versprochene nicht der Realität entsprach. Es ist gut, wenn Jesus die Nachfolgenden radikal auf die Konsequenzen hinweist. Der Glaube ist nicht billig zu haben. Der Impuls mag der Haken sein, mit dem man den Menschenfisch fängt. Wenn der aber nicht in die Pfanne gehauen werden soll, muss man ihn in ein neues Lebenselixier geben und ihn dort ernähren. Schwarzbrot wird er brauchen statt Milchspeisen. Darauf wird er kauen müssen. Lange, sehr lange. Aber er wird satt sein. Und das braucht manchmal, wie dieser Beitrag 5.793 Zeichen.

Dr. Werner Kleine

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

1 Kommentar

  1. Mayra Carver schrieb am 1. Juli 2013 um 09:07 :

    Der Mensch, der Jesus folgen will, muss in diese Radikalität der Nachfolge eintreten. Nachfolge Jesu bedeutet auch, vor Leiden und Schmerzen nicht zurück zu schrecken, wenn sie unvermeidbar sind um der Liebe und der Wahrheit willen. An erster Stelle aber steht die Freude, welche die Frucht der ewigen Liebe ist. Und diese Freude sollen wir den Menschen bringen.