Herzlich Willkommen bei kath 2:30, dem Blog der Katholischen Citykirche Wuppertal.
Hier geht es zum Videopodcast von kath 2:30.
Besuchen Sie auch die Mystagogische Kirchenführung.
Oder die Seite des Heiligen Laurentius, unter Stadtpatron Wuppertal.

kath 2:30 Auf ein Wort Logo50 Tage liegen zwischen dem niederschmetternden Scheitern und dem Aufbruch. Der Aufbruch muss reifen. Wie ein Samenkorn in dunkler Erde, wie eine Frucht verborgen im Innern der Blüte muss der Aufbruch reifen. Wer vor der Zeit aufbricht, kann sich leicht verirren. 50 Tage warteten sie damals in Jerusalem hinter verschlossenen Türen, angstvoll trotz der Gewissheit, dass der Gekreuzigte wieder lebt. 50 Tage im Grau zwischen Tod und Leben. Und dann dieser Aufbruch.

Wuppertal ist eine Stadt im Aufbruch. Die Zeit ist reif für diese Stadt, die immer noch nicht weiß, ob sie noch bangen oder schon hoffen soll. Nach der Schließung des altehrwürdigen Schauspielhauses blüht ein kleines Hoffnungszeichen hinter dem Engelsgarten. In einer Stadt mit wunderschöner, aber eher fahrradfeindlicher Topographie nimmt die Umgestaltung einer Bahntrasse in einen Fahrradweg eine quasi-religiöse Dimension an. Senior- und Junioruniversität erweitern generationsübergreifend den Horizont und machen den alten Industrie- nun auch zu einem exzellenten Bildungsstandort. Hoffnung wider alle Hoffnung – eines Tages werden viele ebenso einträchtig den neuen Döppersberg feiern, wie die vielen stolzen Väter der Nordbahntrasse damals in Wichlinghausen gemeinsam das Zeichen auf grün stellten.

Werner Jacken und Doktor Werner KleineEs sind nicht nur diese neuen Leuchttürme, die über die Stadt hinaus strahlen. Es sind die Menschen, die sie lebenswert machen – ungeschminkt und ungekünstelt, ehrlich und eigenwillig. Genau so war es damals an Pfingsten auch, bei diesem Aufbruch nach 50 grauen Tagen. Es heißt, die Apostel seien vom Geist erfüllt gewesen, als sie Angst und Sprachgewirr überwanden und aufbrachen. Die vielen Kirchtürme, die das Stadtbild Wuppertals schon lange prägen, bezeugen konfessionsübergreifend, dass sich dieser Aufbruch gelohnt hat. Wenn Wuppertal was anders machen will, dann kann es aus diesen Erfahrungen schöpfen. Nur wer aufbricht, kann ans Ziel gelangen.

Pfr. Werner Jacken, Öffentlichkeitsarbeit im ev. Kirchenkreis Wuppertal
Pastoralreferent Dr. Werner Kleine, Katholische Citykirche Wuppertal


Veröffentlicht in der Wuppertaler Rundschau vom 23. Mai 2015.

Die Rubrik “Auf ein Wort” erscheint in unregelmäßigen Abständen in der Samstagsausgabe der Wuppertaler Rundschau. Autoren sind evangelische und katholische Theologen in Wuppertal, die sich zu aktuellen gesellschaftlichen oder kommunalen Themen äußern. Wir veröffentlichen auf kath 2:30 die Beiträge der katholischen Autoren. Die evangelischen Beiträge finden Sie hier.

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

2 Kommentare

  1. Bernd Kehren schrieb am 24. Mai 2015 um 08:40 :

    Nur ein kleines Detail: Am Ostermorgen waren die Jünger voller Angst. Aus dem jüdisch-christlichen Dialog werden wir auf unsere Bibel verwiesen und wissen: Zu Pfingsten waren die Jüngerinnen und Jünger voller froher Erwartung! Einfach mal nachlesen!
    Frohes Pfingstfest!

    • Dr. Werner Kleine schrieb am 24. Mai 2015 um 13:15 :

      Von Erwartung erzählt der Text streng genommen nichts, lieber Herr Kehren. Da muss man schon genau hinschauen. Der Geist Gottes kommt eher wie ein Naturereignis über die Jüngerinnen und Jünger und völlig unerwartet. In der Parallelerzählung der Geistverleihung im Johannesevangelium wird sogar ausdrücklich erwähnt, dass die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten (siehe Johannes 20,19 – von daher wäre die in Ihrem Blog aufgestellte These, dass sich „nirgends ein Beleg dafür [findet], dass die Jüngerinnen und Jünger vor Pfingsten verzagt gewesen seien“, vielleicht doch noch einmal zu überdenken). Ähnlich darf man sich wohl die Situation auch zu Beginn der Pfingsterzählung der Apostelgeschichte vorstellen, wenn es heißt, dass sich alle am gleichen Ort befanden (vgl. Apostelgeschichte 2,1). Da steht nichts von Erwartung. Im Gegenteil! Es heißt, dass sich „plötzlich“ ein Brausen erhob – also unerwartet. Das lese ich zumindest in meiner Ausgabe der Heiligen Schrift.
      In Ihrem Blogeintrag verweisen Sie auch darauf, dass die Juden an Shawuot die Thora lesen. Aber war das auch damals schon so – oder ist das erst eine Folge der rabbinischen Tradition, die nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels entstand. Man muss vorsichtig mit den Übertragungen heutiger jüdischer Traditionen auf die Zeit damals sein. Im Übrigen hätte gerade Lukas, der auch sonst die Gesetzestreue Jesu betont (siehe etwa den Hinweis bei der Darstellung Jesu im Tempel, dass die Eltern Jesus alles taten, was das Gesetz vorschreibt – vgl. Lukas 2,22-24), diesen Punkt betont. Gerade davon steht aber nichts im Text.
      Man wird angesichts des neutestamentlichen Befundes auch vorsichtig sein müssen, ob der Heilige Geist wirklich erst an Pfingsten kam. Bei Johannes geschieht die Geistanhauchung schon am Abend des Ostersonntags. Aber gerade daher gewinnt das Bild Kontur: Erst durch den Geist geschieht der Aufbruch aus der Zeit zwischen Bangen und Hoffnung.
      Da stimmt ich Ihnen wirklich zu: Einfach mal nachlesen! – Sonst liest man schneller etwas in die Texte hinein, als tatsächlich dort steht.

Hinterlasse einen Kommentar