Die Frage, welche Weise des Kommunionempfangs die Angemessene ist – Hand- oder Mundkommunion – gehört zu den immer wieder sehr emotional diskutierten liturgischen Themen. Nicht selten führt diese Diskussion in starre Grabenkämpfe, in denen sich die Parteien entweder fundamentale Rückwärtsgewandtheit oder aber mangelnde Ehrfurcht vor dem Heiligsten vorwerfen.
Die Handkommunion ist in einigen Ländern erst nach der Liturgiereform 1970 zur allgemein üblichen Praxis geworden, während in anderen Bereichen nach wie vor die Mundkommunion geübt wird.
Vor wenigen Tagen hat einer der bedeutendsten Kirchenmänner, Kardinal Cipriani, in einer Predigt eine Empfehlung für die Mundkommunion ausgesprochen. Dabei sagte er:
Wir empfangen die Heilige Eucharistie auf der Zunge. Damit vermeiden wir, dass unsere schmutzigen Händen in Kontakt mit dem Leib Christi kommen.“ (Quelle: Kath.net)
Angesichts dieser Begründung fragt man sich unwillkürlich, ob es vor den Augen Gottes überhaupt Schmutziges geben kann. Ist nicht selbst der Dreck der Welt Teil der Schöpfung? Und ist die Zunge überhaupt reiner als die Hände (man denke nur an das Wort Jesu, das er den Pharisäern auf den Vorwurf, seine Jünger würden das Brot mit unreinen Händen essen, entgegnet:
„Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“ (Mk 7,15))?
Der Ansatz, die Handkommunion sei in sich unwürdig, führt meines Erachtens ins Leere und zieht wieder nur die üblichen Vorwürfe nach sich (s.o.). Vielleicht wäre es sinnvoller, nicht über das Zeichen der Mund- oder der Handkommunion zu streiten. Wer die Kommunion mit dem Mund empfangen möchte und so seine Ehrfurcht vor dem Heiligsten bezeugt, soll das tun. Wer sich das Allerheiligste in die Hand legen lässt, soll auch darin respektiert werden. Denn er bezeugt damit den Glauben an den Sohn Gottes, der sich erniedrigt und wie ein Sklave wurde (vgl. Phil 2,5-11), der sich eben nicht zu Schade für den Dreck der Welt war, sondern sich in die Hände der Menschen begeben und ausgeliefert hat. Ein bewusster Empfang der Kommunion mit der Hand kann gerade deshalb ein außerordentliches Zeugnis der eucharistischen Frömmigkeit sein.
Statt über die Form zu streiten, sollte das Bewusstsein um die reale Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie im Vordergrund stehen. Hand- und Mundkommunion sind Zeichen, nicht mehr und nicht weniger. Das reale Symbol ist der Sohn Gottes in den Gestalten von Brot und Wein. Und er bleibt es – egal in welcher Weise er empfangen wird. Wie können die Kinder des einen Gottes vor seinem Altar um die Frömmigkeit streiten?
Dr. Werner Kleine
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
Mit der Unterscheidung, was man vor Gott als rein oder unrein gelten läßt, sollte sehr vorsichtig umgegangen werden.
Was ist denn vor Gott schon wirklich rein?
Welchen Stellenwert hat denn noch die seelische Reinheit vor Gott? – Stichwort „Leere Beichtstühle“; Befolgen der ethischen Lehren?
Jesus Christus hat immer die Nähe der Ausgestoßenen, Unerwünschten, Kranken und „Unreinen“ gesucht.
Ihm würdig zu begegnen ist keine Frage von vermeintlich sauberen Mündern oder unsauberen Händen.
Ein würdige Kommunion ist eine Frage der inneren Haltung Jesu gegenüber.
Die Begegnung mit Jesus an irgendwelchen Äußerlichkeiten festzumachen, halte ich für einen sehr gefährlichen Weg.
Also die Handkommunion in der beschriebenen Weise als außerodentliches Zeugnis eucharistischer Frömmigkeit zu halten, erscheint mir doch etwas überinterpretiert.
Man wird jedenfalls empirisch einen gewissen Verfall der Eucharistiefrömmigkeit parallel zur Praxis der Handkommunion feststellen müssen. Insofern wäre schon im ‚Umfeld‘ der Einführung der Handkommunion nach Gründen für diesen Schwund zu suchen.
Für mich ist die Handkommunion das von mir beschriebene Zeugnis. Dass es ein außerordentliches Zeugnis ist, habe ich nicht behauptet. Ich stelle ja gerade fest, dass man die eucharistische Frömmigkeit nicht an der Form der Kommunion festlegen kann. Von daher sehe ich auch den „empirischen“ Zusammenhang zwischen Handkommunion und nachlassender eucharistischer Frömmigkeit nicht. Dieser Nachweis ist nicht nur zu behaupten, sondern zu führen. Hier mag es viele Ursachen geben. Die Handkommunion ist es m.E. nicht.
Nachdem ich nun schon so viele Webseiten zum
Thema Handkommunion gelesen habe, scheint mir Ihr Beitrag am besten zu sein.
Das Polarisieren ist nicht hilfreich.
Wieso vertraut man denn nicht einfach dem zelebrierenden Priester, wenn er die Handkommunion praktiziert?
Hätte er ernsthafte Bedenken, so würde er sie ja wohl nicht zulassen.
Wie empfängt man die Kommunion würdig?
Mit dem Mund? Oder mit der Hand?
Wer daraus eine Ideologie macht, ist nicht besser als die Pharisäer, denen Jesus – zu Recht – den Vorwurf der Heuchelei gemacht hat.
Meine Antwort auf diese Frage ist: man empfängt die Kommunion würdig mit einem aufrichtigen Herzen!