Dies Domini – Erster Fastensonntag, Lesejahr B
Seit dem vergangenen Mittwoch, dem Aschermittwoch, befinden wir uns wieder in der österlichen Bußzeit, oder auch der Fastenzeit.
„Fasten“ ist – wenn auch nicht im religiösen Sinne – aktuell wieder sehr modern, so befasste sich die Rheinische Post am Dienstag (13.2.2018) auf fast einer ganzen Seite mit dem Thema: Intervallfasten. Also 16/8 (16 Stunden nichts außer Wasser und ungesüßten Tee zu sich nehmen und 8 Stunden normal essen) oder 5/2 bzw. 4/3 Ess- bzw. Fasttage pro Woche. Angeblich tut dies dem Körper gut und entgiftet.
Könnte dies auch ein Erfolgsrezept für das vor-österliche Fasten sein? 2 Tage die Woche nur für Gott und ihn den Rest der Zeit außen vorlassen? Wohl eher nicht. Gott sollte – nicht religiös verklärt, sondern ganz alltäglich – seinen festen Platz in unserem Leben haben. So wie Valentinstag oder Muttertag nicht die einzigen Tage im Jahr sein sollten, an denen man seinem Partner bzw. seiner Mutter Zuneigung und Dankbarkeit entgegenbringt, sondern der Wertschätzung dieser wichtigen Menschen immer Raum gegeben werden sollte.
Die Vorbereitungszeit auf das Osterfest soll kein Verzicht, sondern ein „Mehr“ sein. So heißt es in einem Artikel auf katholisch.de zum Thema Fastenzeit:
„Fasten lässt sich nicht auf Einschränkung und Verzicht reduzieren. Im Gegenteil. Fasten bedeutet Freiheit. Die Freiheit, Gewohnheiten zu überdenken, die uns möglicherweise daran hindern, Gott zu finden.“ (http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/das-fasten-ist-kein-selbstzweck [Stand: 17. Februar 2018])
denn, so heißt es weiter in dem zitierten Artikel:
„Wer vor Ostern Selbstbeherrschung in den Vordergrund stellt, hat den Sinn der Fastenzeit nicht verstanden und muss das österliche Triduum von Leiden, Sterben und der Auferstehung eigentlich auch nicht feiern. Die 40 Tage Fastenzeit ab Aschermittwoch sind kein bloßer Verzicht oder Neujahrsvorsätze 2.0, sondern sollen – wie der Advent – eine Zeit der Vorbereitung sein. Die Bibel gibt sogar konkrete Anweisungen“.
So lautet eine dieser Anweisungen, die im heutigen Evangelium benannt wird und auch beim Bezeichnen mit dem Aschenkreuz oftmals gesprochen wird:
„Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15)
In diesem kurzen Satz steckt so viel drin. Es geht um ein bewusstes Besinnen auf das, was unser Leben im Kern trägt und ausmacht. Und um eine Umkehr, wenn der aktuell eingeschlagene Weg uns eher von uns, unseren Mitmenschen und Gott entfernt. Denn das, was das wesentliche unseres Lebens ins, ist das Beziehungsgefüge in dem wir leben. Die Beziehung zu mir selbst, genauso wie die Beziehung zu den Menschen, die mir nahestehen, die meinen Familien- und Freundeskreis ausmachen, aber eben auch die Beziehung zu Gott. Woher diese Beziehung zwischen Gott und den Menschen, und dadurch zu jedem einzelnen Menschen kommt und ihren Ursprung hat, hören wir in der heutigen Lesung aus dem Buch Genesis:
„Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen“ (Gen 9,9).
Weil Gott den Bund mit uns und der ganzen Erde geschlossen hat, kann diese Beziehung auch nie beendet werden. Aber wenn wir ihr keinen Raum in unserem Leben geben, kann sie auf standby gehen. Gott ist immer da, immer empfangs- und aufnahmebereit, aber den „Power“-Knopf müssen wir drücken. Und dafür ist diese Vorbereitungszeit geeignet, den Beziehungen in meinem Leben wieder Kraft und Tiefe zu geben.
Viele von uns haben das Leben sicher ausgiebig gefeiert an den vergangenen Karnevalstagen, – und das ist gut so. Dass aber die Freude über das Leben auch über die närrischen Tage hinaus bleibt und auf einem festen Fundament wurzelt – dafür hilft der Blick auf den, der den Bund, den Gott mit Noah am Sinai geschlossen hat, bekräftigt hat und der Mensch für uns geworden ist, dessen Tod und Auferstehung wir am Ende der vor uns liegenden Fastenzeit feiern werden. Der von dem es im 1. Petrusbrief heißt:
„Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen“ (1 Petr 3,18).
Dies sollten wir uns immer wieder vor Augen führen: Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, um uns – indem er uns sein menschliches Angesicht zuwendet – den Zugang zu ihm zu erleichtern. Nicht zum eigenen Machterweis, nicht zum eigenen Ruhm – dazu eignet sich der Weg ans Kreuz ja auch nicht – sondern für uns. Damit wir, wenn wir den Weg zu Gott oder auch den Weg zu uns selber nicht mehr finden, einen Wegweiser haben.
Ich wünsche uns allen eine Fasten-/Buß- und Umkehrzeit, die uns bestärkt auf Ostern zugehen lässt und möchte schließen, mit einem Text von einer evangelischen Theologin, der viel von dem aussagt, wie Fasten gewinnbringend umgesetzt werden kann:
Fasten
Sich unterbrechen
im alltäglichen Einerlei,
eingespielte Gewohnheiten ablegen
wie einen verschlissenen Mantel.Aussteigen aus dem
„Das war schon immer so“,
alte Denkmuster überprüfen,
ob sie noch taugen.Frei werden, Neues einlassen
in Herz und Hirn.
Das Unmögliche für möglich halten
und dem Himmel die Türen öffnen.
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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