Man kennt das ja. Kaum hat man sich ein neues Smartphone zugelegt, erscheint schon die nächste Version. Dabei nutzen die allermeisten ohnehin nur die Basisfunktionen –Kalender, Messaging und natürlich Fotos; mit manchen Geräten soll man sogar telefonieren können. Hard- und Software sollen jedenfalls auf dem neuesten Stand sein. Man möchte ja nicht hinterherhinken. Was glauben Sie denn?
Auch Wuppertal schaut gegenwärtig nach vorn – und sogar nach oben. Dem Stadtrat jedenfalls hat es gefallen, am 26.5.2019 die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu befragen, ob eine Seilbahn vom Hauptbahnhof nach Küllenhahn gebaut werden soll; sogar an einen Park&Ride ist gedacht, auf dass die Cronenberger und Düsseldorfer auch parken können, wenn sie statt mit dem Auto direkt nach Elberfeld zu fahren, mit der Seilbahn an den auf Balkonen und in Gärten fröhlich winkenden Hahnerbergern vorbei abwärts nach Elberfeld gleiten. Man sollte ja meinen, dass man dafür gewählte Ratsfrauen und -männer hat, die sich sach- und fachkompetent machen, um dann zu einer fundierten Entscheidung zu kommen. So aber dürfen jetzt die Bürgerinnen und Bürger die Seilbahnfrage bekreuzigen.
Die Seilbahn wird von den Befürwortern freilich als einschneidendes verkehrspolitisches Update gepriesen. Es kann sich also nur um einen Prototyp handeln, dem viele Seilbahnen folgen werden – vom Alten Markt hinauf zum Sedansberg, vom Neumarkt bis nach Dönberg, vom Lienhardplatz bis zum Dasnöckel und vom Berliner Platz bis hinauf nach Nächstebreck. Das wäre doch was! Dann könnte man bald nicht nur durch, sondern im Liftkarussel sogar um Wuppertal herum schweben!
Während es sich hier eher um einen rein phantasiegetriebenen Tagtraum handelt, haben in der letzten Woche römisch-katholische Frauen ein ganz eigenes Update gewagt, das krass konkret unübersehbar war: Maria 2.0. Schon das Urbild, gewissermaßen Maria 1.0 – war ja bemerkenswert aufsässig. Entgegen landläufiger Meinung hat die spätere Gottesgebärerin dem engelsgleichen Eindringling ja kein banales Ja! auf die Ankündigung ihrer jungfräulichen Schwangerschaft entgegengehaucht, sondern ein „Mir geschehe nach Deinem Wort“. Das kann man je nach Diktion gegen den herkömmlichen Strich auch als mehr trotzige denn schicksalsergebene Reaktion lesen. In jedem Fall singt sie wenige Verse später von einem Gott, der die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhöht, der die Hungernden mit seinen Gaben beschenkt und die Reichen leer ausgehen lässt (vgl. Lukas 1,52f). Schweigsam war die junge Frau aus Nazareth offenkundig nicht. Und schweigsam waren und bleiben auch die Frauen heute nicht. Es hat sich ausgeschwiegen. Gott sei Dank!
Was das mit der Seilbahn zu tun hat? Ist sie wirklich das einschneidende Update? Updates als Verheißung funktionieren nicht. Sie müssen konkret aktiviert werden. Wer nur luftig in die Zukunft schaut, verpasst den Anschluss. Es ist ein wenig wie bei dem Fest, das am nächsten Donnerstag gefeiert wird. Für die einen ist es ein Tag, an dem viele, die vielleicht einst Vater werden, ihre potentielle Vaterschaft einüben, indem sie statt des Kinderwagens mit Nachwuchs schon einmal einen Bollerwagen mit Fässchen durch Wald und Flur bugsieren. Für Christen ist es Christi Himmelfahrt, jener Tag, an dem die Jünger nach oben schauend ein entscheidendes Update erhalten:
„Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,8)
Sie müssen jetzt selbst Verantwortung übernehmen. Die ist nicht delegierbar. Ach komm, Heiliger Geist, und besuche auch unser Rathaus. Da ist ein Update dringend nötig …
Dr. Werner Kleine
Erstveröffentlicht in der WZ Wuppertal vom 24. Mai 2019
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
Du kannst einen Kommentar schreiben.