Dies Domini – 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Ratlos und etwas resignativ, so würde ich den ersten Eindruck beschreiben, den diese Woche und die Lesungen des heutigen Sonntags bei mir hinterlassen haben. Was mag es bedeuten, wenn Leute scharenweise von der Linken ohne Umwege zur AfD wechseln und die SPD in Sachsen bei 8 % und die CDU in Brandenburg auf Platz drei mit 15 % landet? Oder der ehemalige Papst Benedikt in der Herder Korrespondenz etwas selbstmitleidig bemängelt, dass er und seine Ausführungen überhaupt kritisiert werden, noch dazu unzureichend wahrgenommen und er einen kritischen Aufsatz auch gleich noch mit „ungenügend“ benotet? Er bemängelt dabei vor allem das Fehlen des Wortes „Gott“, welches doch in seinem Aufsatz der Zentralpunkt sei. Die Frage, ob nur dann von Gott die Rede ist, wenn das Wort Gott verwendet wird, muss dabei aber doch erlaubt sein. Oder Bischof Wilmer aus Hildesheim, der von mangelhaften Duftwässern in der Kirche spricht, da die vom Menschen stammende Erbsünde eben immer ihren Gestank verbreite, ohne dass man am Ende seines Beitrags in eben dieser Zeitschrift wüsste, wie denn nun konkret an den Duft des Höchsten zu kommen sei.
In meiner früheren Heimatgemeinde gab es zur Einführung dreier neuer Seelsorger einen Gottesdienst, an dem bald mehr hauptamtliche Teilnehmer am Altar als in den Bänken mitfeierten, in dem auch Lied 392 ausgewählt wurde, das Gott besingt, der „alles so herrlich regieret“, was nun nicht jedermann einleuchten wird, wenn er allein an die Opfer des Gondelabsturzes denkt oder an das grausame Schicksal der Mutter, deren Kind unter dem Zug starb, vor das ein wohl psychisch Kranker sie und das Kind gestoßen hatte.
Und dann die Texte unseres Sonntags? Paulus schreibt unverständliche Dinge über „sein Kind Onésimus“ an Philemon, den er zwar zu einem Verzicht auf den Sklaven drängt, aber damit nicht genug, er erwartet, dass dieser Verzicht auch noch freiwillig geschehe. Im Evangelium fordert Jesus die Vorausschau eines klugen Königs, der sich nicht mit zehntausend Mann gegen zwanzigtausend zur Wehr setzen soll und eines klugen Bauherrn, der zuerst seine Mittel berechnet und dann das Fundament legt. Daraus folgert er dann, dass keiner sein Jünger sein könne, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichte. Das erleichtert den Durchblick nun auch nicht gerade, sondern kann wohl als Rätsel des Evangelisten Lukas angesehen werden, wie da ein kausaler Zusammenhang bestehen mag.
Hilfreich mag uns da allenfalls die Lesung aus dem Buch der Weisheit trösten, die all diese Wirrnis zwar nicht auflöst, aber sich solidarisiert :
„Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; wer kann dann ergründen, was im Himmel ist?“ (Weish 9,16)
Es ist ja zweifellos zutreffend, wenn der Verfasser bemerkt:
„Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen und hinfällig unsere Gedanken.“ (Weish 9,14)
Eben.
Ich tröste mich in solchen Zeiten mit einer Bemerkung des schwarzen Schafs vom Niederrhein: „Manchmal sagen die Leut zu mir, wenn ich sach, ich bin noch in de Kirch: Wie? Sie sind noch in de Kirch? Das hätten wir grad von Ihnen nich angenommen. Das sind so Sätze, wo ich einfach nix mehr zu sach. Man muss auch zu n paar Sachen einfach ma nix mehr zu sagen.“
Tach zusammen.
Ihre Katharina Nowak
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
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