Dies Domini – 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
In der ersten Lesung des heutigen Sonntags spricht aus dem letzten Buch des Alten Testaments der Prophet Maleachi zu uns und zeigt in apokalyptischen Bildern, dass man schon damals – auch ohne Trump und Klimakatastrophe – das Ende der Welt nahen sah:
„Seht der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere.“ (Mal 3,19)
Heute würden wir sicher nicht so exklusiv zwischen den Überheblichen und Frevlern, und denen, die den Namen des Herrn fürchten, trennen wollen, weil uns einerseits mehr bewusst geworden ist – und immer mehr wird – , dass wir selbst vielleicht auch als Frevler, mindestens an unserer Umwelt und oft auch an unseren Mitmenschen, gelten müssen. Und wir würden wohl auch nicht mehr so exklusiv für uns die Nähe zu Gott in Anspruch nehmen, weil ja auch in Menschen anderen Glaubens durchaus eine ehrliche Gottesfurcht herrschen kann, wenn die sich auch von der unseren unterscheiden mag.
Denn uns heute ist wohl die umstandslose Berufung auf eine alleinseligmachende Kirche in dem direkten Weg wie beispielhaft in der Gegenreformation des 17. Jahrhunderts versperrt. Vor einigen Tagen durfte ich in dem beeindruckenden Hochchor des Kölner Doms unter den wachsamen Blicken zahlreicher Heiliger an den Säulen und ganz nah am Schrein der Heiligen Drei Könige an einem Gottesdienst aus Anlass der Verleihung der Missio-Urkunden an junge Religionslehrer teilnehmen, den der Zelebrant in roter Farbe feierte zu Ehren des Hl. Josaphat Kunzewitsch, der 1623 in Witebsk als katholischer Bischof das Martyrium erlitt, welches ihm orthodoxe Christen wohl nicht wegen seines beherzten Eintretens für die Religionsfreiheit und den interreligiösen Dialog bereiteten. Der Gedanke, dieser doch wohl auch seinerseits recht unduldsame Heilige begegnete als Religionslehrer einer heutigen Schulklasse des 21. Jahrhunderts mit Kindern mit und ohne Migrationshintergrund, lässt nicht ohne weiteres ein friedliches Zusammenleben in gegenseitigem Respekt und Verständnis erwarten. Vielleicht wäre der als Wuppertaler – und damit Kölner Diözesan – auch örtlich näherliegende Bernhard Letterhaus der angemessenere Tagesheilige gewesen, der als Widerstandskämpfer ins Martyrologium unserer Kirche gehört, ohne aber zuvor seinerseits Andersgläubige verfolgt zu haben. Jedenfalls wäre er auch für heutige Verkünder des Glaubens ein Fürsprecher und Vorbild, der die Mahnung Jesu aus dem heutigen Evangelium ernstgenommen hat und mit seinem Leben dafür bezahlt hat:
„Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem was ihr hier (am Tempel) seht, kein Stein auf dem andern bleiben, alles wird niedergerissen werden. … Und doch wird Euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ (Lk 21,6ff.)
Auch für uns heutige Christen vermögen die starken Bilder der apokalyptischen Lesungen einen Trost bereithalten, weil die Bedrängnis, die unsere Umwelt und uns durch die allgegenwärtigen Katastrophen im Kleinen wie im Großen zu bedrängen scheint, letztlich keine Macht haben wird, wenn wir standhaft bleiben und uns an der Gerechtigkeit orientieren:
„Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht, die Nationen so, wie es recht ist.“ (Ps 96,13)
Es wird kein Willkürakt unverständlicher Herrschaft sein, wenn uns am Tag des Gerichts unser eigenes Leben offenbar werden wird: was uns gelungen ist; wo wir hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben sind und wie oft wir auch unverdient Liebe empfangen durften. Und es wird keine Hinrichtung sein, sondern ein Aufrichten:
„Für Euch aber, die Ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung.“ (Mal 3,20)
Diese Zuversicht wünsche ich Ihnen von Herzen
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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