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< kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Gern fange ich diesen Beitrag mit einem Scherz oder einer wenigstens satirisch gemeinten Bemerkung an, wie sie sich derzeit ja auch binnenkirchlich durchaus anbieten. Aber jedes fröhliche Wort, ja selbst das Lachen der Verzweiflung bleibt einem im Halse stecken, wenn man die Forderung Jesu im heutigen Evangelium hört:

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst Deinen Nächsten lieben und Deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt Eure Feinde und betet für die, die Euch verfolgen, damit Ihr Kinder Eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,43ff.)

Wie kann man das angesichts des Einbruchs des Bösen in unsere Welt in Anschlägen wie in Hanau, Halle oder auf den Kassler Regierungspräsidenten? Wer wollte da in den Mund nehmen,

„seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48)?

Kann das eine vollkommene Schöpfung genannt werden, wo der Mensch zu solch bösen Taten in der Lage ist? Natürlich haben wir das Grauen in der menschlichen Geschichte schon oft erlebt, aber wenn es so akut durch Fremdenhass (obwohl, sind Menschen, die hier mit uns leben eigentlich „Fremde“, sind sie nicht vielmehr einfach Mit-Menschen?), Verschwörungswahn und Rassengift zu Tage tritt, wie soll man da an vollkommene Liebe, selbst in der abgespeckten Form des Respekts und der Anerkennung der Mitgeschöpflichkeit, denken?

Ich befürchte, dass an dieser Stelle, ob einfach oder nach theologischer Durchdringung und unter Einsatz aller philosophischer Weisheit, keine befriedigende Antwort zu bekommen ist. Wir haben nichts zu erklären, keine Hoffnung aufrechtzuerhalten, keine Worte des Trostes mehr zu vergeben, wir können nur bekennen, auch selbst nicht mehr weiterzuwissen. Sicher schreit alles in dieser Situation nach der Hoffnung auf ausgleichende Gerechtigkeit, aber was wäre das für ein Gott, der eines solchen Schreis bedürfte?

Sollten wir mehr für unsere Sicherheit tun? Aber wo bleibt dann die Freiheit zu denken, zu reden und zu handeln, ohne ständige Beobachtung? Sollen wir das Internet weiter verrechtlichen? Aber wo bleibt dann die Freiheit im Netz? Wie wird man der Wahnsinnigen Herr, schließlich haben wir ein Tat- und kein Gesinnungsstrafrecht – aber deswegen kommt es oft zu spät. Wir sitzen in einem Dilemma, was wir auch tun, wir werden unzuträgliche Begleiterscheinungen zu dulden haben, Patentrezepte gibt es nicht. Kann dann im Ernst die Kirche Feindesliebe fordern? Das meint ja nicht nur das wohlmeinende Gebet für den Täter in frommem Gedenken an die Opfer, sondern Jesus verlangt keinen Widerstand zu leisten, die andere Wange hinzuhalten – was soll das heißen, wenn es nicht um einen Wangenstreich und ein gestohlenes Hemd geht, sondern um Tod und Terror? Überfließend und ganz und gar großzügig in seiner Liebe mag der Herr sein, uns bleibt, mit seiner Sonne auch über den Bösen zurechtzukommen.

Wahrhaft Gott sein Dank zeigt uns ein Psalm aus der Vesper dieses Sonntags, dass wir nicht nur in der Feindesliebe vollkommen werden müssen, sondern dass Gott auch um unsere Verzweiflung weiß, wenn der Psalmist betet:

„Vom Zion streckt der Herr das Zepter Deiner Macht aus: Herrsche inmitten Deiner Feinde…Der Herr steht dir zur Seite, er zerschmettert Könige am Tag seines Zorns…Dein ist die Herrschaft am Tag Deiner Macht, wenn Du erscheinst in heiligem Schmuck.“ (Ps 110,2ff.)

Wir dürfen uns nicht an seine Stelle setzen, aber wir dürfen auch um diese Macht Gottes bitten.

Ihre Katharina Nowak

Author: kathcitykirche

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