Dies Domini – Achter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Sehr eindringliche Worte richtete dieser Tage der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz an seine deutschen Mitbrüder: „Vermeiden wir die Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen wie die Abschaffung des Zölibats, das Priestertum der Frauen, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“, so der Erzbischof von Posen, Seine Exzellenz, der Hochwürdigste Herr Gadecki. Kurze Zeit später, nachdem der offene Brief offenbar zuerst der Öffentlichkeit, dann dem Adressaten zugegangen war, wie man das so unter Brüdern macht, erläuterte der Essener Generalvikar, schon durch seinen stets offenen Hemdkragen als Modernisierer und Zeitgeistapostel kenntlich, was von dem Schreiben zu halten sei: nämlich nichts. „Hochklerikaler Antimodernismus“ aus einer fernen, lange vergangenen katholischen Vergangenheit. Und flugs eilt der ebenso unverdächtige, allerdings des Modernismus, Görlitzer Bischof Ipolt herbei und springt seinem polnischen Sympathisanten bei: man solle doch nur ja die Stimme der Weltkirche hören, die sich da vernehmen lasse.
Tja. Eines schönen Tages verbietet der Papst den Alten Messritus, ein paar Tage darauf eröffnet er weitere Möglichkeiten dafür, wenn auch nur für die Petrusbrüder. Einmal entlässt er wegen einer lange zurückliegenden Petitesse den Pariser Erzbischof nach wenigen Tagen, dann verordnet er eine monatelange Hängepartie für Köln, obwohl der öffentliche Druck, soweit man sehen kann, wesentlich höher ist, als er in Paris war. Und das, obwohl es ja die Medien waren, die der Papst in Haftung nimmt. Was ist da los? Da stimmt doch etwas nicht. Da gibt es doch offenbar keine klare Linie, sondern ein sonderbares Hin und Her, nicht nur bei Personalfragen, sondern in den Grundlagen, wenn die einen Bischöfe dem Zeitgeist folgen, den sie als Ausdruck des Hl. Geistes verstehen, und die andern ihn für Ausdünstungen der Hölle halten und das Weltkind in der Mitten mal zu der einen, mal zu der andern Seite zu wanken scheint.
Was, um Himmels willen, sollen wir armen Schafe machen, die der Wirrsal der Hirten ausgeliefert werden? Ich befürchte, wir müssen uns an die Schrift halten und: selbst nachdenken. Kant sprach ja schon vor langem davon, heute auch das Buch Jesus Sirach:
„Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück; so entdeckt man den Unrat eines Menschen in seinem Denken. ….. Lobe keinen Menschen, ehe Du nachgedacht hast; denn das ist die Prüfung für jeden.“ (Sir 27,4ff.)
Ich befürchte, auch wenn es anstrengend ist, wir werden es wieder selbst unternehmen müssen, nachzudenken und zu prüfen, was man von den Gedanken brauchen kann, die uns da in einem fort unverlangt ins Haus geliefert werden. Aber der Kölner ist es ja gewohnt:
„Wie war in Köln es doch vordem
Mit Erzbischöfen so bequem.“
Sie wissen, wie die Geschichte ausging:
„Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
man muss nun alles selber tun.“
Trotz der weltpolitischen Katastrophen, die dieser Tage unsern Himmel verdüstern, und von den einen als barbarischer Völkerrechtsbruch bezeichnet werden, von andern als erwartbare Reaktion auf „unerträgliches Säbelrasseln der Ukraine“ (Gerhard Schröder), wünsche ich uns allen, dass wir erfahren dürfen, wie die guten Menschen aus dem Schatz ihres Herzens das Gute hervorbringen. Seien wir auf ihrer Seite.
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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