Dies domini – 26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Nun? Ist es was geworden in den vergangenen vier Wochen mit dem „Schätzesammeln“ im Himmel?
Ich habe vor einigen Sonntagen in einem Nebensatz bei den Sonntagsmeditationen von Prof. Beinert, die er auch im Internet zugänglich macht, die Bemerkung aufgeschnappt, es seien jetzt rund 150 Jahre, die die Kirche mehr damit beschäftigt sei, um sich selbst zu kreisen, als die frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen. Ich glaube, da ist wieder einmal der Nagel auf den Kopf getroffen: seit dem neunten Pius dreht sich so vieles in der Kirche, vor allem aus der Leitung, um Dogmen, Herrschaft, Hierarchie, dass gar kein Platz mehr ist für Caritas, Gefangenenbefreiung, Willkommenskultur und Sorge um den Andern. Der „Sozialprophet“ des Alten Bundes, Amos, haut es den Machthabern um die Ohren:
„Ihr ….. faulenzt auf Euren Polstern ….., ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David, ….. aber über den Untergang Josefs sorgt Ihr Euch nicht.“ (Am 6,4ff.)
Wie würde Amos heute formulieren? Ihr wollt Hochschulen gründen wie Ignatius von Loyola die Gregoriana, aber über den Untergang der Kirche sorgt Ihr Euch nicht?
Es treibt bald den letzten Dulder aus der Kirche, wenn das Schifflein Petri immer nur vor die selbe Kaimauer donnert, am Ende eines toten Hafenbeckens, und keinen Kontakt mehr mit dem offenen Meer hat und niemand zu sehen ist, der das Ruder ruhig und entschlossen dahin ausrichtet, wo wieder frische Luft zum Atmen und frischer Wind zum Segeln wäre.
Aber wo wäre der zu finden? Woran könnte man ihn erkennen? Vielleicht an dem Charakteristikum derer, die die Lesungen des Sonntags und das Evangelium beschreiben: es fehlt ihm die Selbstgerechtigkeit.
„Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria.“ (Am 6,1)
Auch der Reiche im Gleichnis aus dem Lukasevangelium feierte glanzvolle Feste und kleidete sich in Purpur und feines Leinen, denkt aber nicht an die andern, an die, die seiner Hilfe bedürften. Wer seinen Glaubensschatz nicht besäße, sondern ihn als Geschenk, als unverdiente und flüchtige Gnade betrachtete, der würde ihn teilen, austeilen, verkündigen, so dass ihn alle als Geschenk erfahren dürften. Wer dann den ökumenischen Gottesdienst am Schützenfestsonntag boykottiert, macht sich lächerlich. Er hat die Wahrheit, er respektiert nicht der andren Freiheit; denn er weiß. Er will herrschen durch das, was er zulässt oder verbietet, er ist die Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit. Einen Dienst am Nächsten tut er damit nicht.
Es liegt so klar vor aller Augen, dass es fast lächerlich scheint, es immer wieder zu sagen: Wir haben so oft von den Propheten, von den Evangelisten und den anderen Autoren der Heiligen Schriften gehört: halte Dich dem andern nicht für überlegen, liebe ihn wie Dich selbst, kümmere Dich nicht immer nur um Dich und Dein Weltbild, sei offen, emphatisch und halte Dich nicht an Regeln, die für sich da sind und nicht für die Menschen:
„Sie werden sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“ (Lk 16,31)
Aber Christus ist doch von den Toten auferstanden und er kann uns mit dieser Liebe überwältigen, der nicht einmal die Macht des Todes widerstehen konnte. Hören wir auf ihn, dann ist der Abgrund nicht so tief, wie selbst Abraham meint.
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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