Dies Domini – Vierter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
So fing alles an. Mit den Worten und Taten Jesu in der Synagoge von Kafarnaum beginnt im Markusevangelium das öffentliche Wirken Jesu. Markus kennt keine Weihnachtserzählung. Er beginnt mit dem Erzählung des Auftretens Johannes des Täufers und der Schilderung der Taufe Jesu am Jordan. Danach wird Jesus in der Wüste versucht – ohne dass, anders als in den anderen Evangelien, die Art der Versuchung näher beschrieben würde. Es ist wohl eine Zeit der inneren Annahme seines Auftrages gewesen, denn danach
„verkündete er das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,24b.15)
Nun, nachdem er die ersten Jünger in seine Nachfolge gerufen hat, schildert Markus, wie Jesus in der Synagoge von Kafarnaum öffentlich lehrt – und seinen Worten Taten folgen lässt: Die Heilung eines Menschen, der von einem unreinen Geist besessen war, ist die erste, von der Markus berichtet.
Was sich dort in der Synagoge von Kafarnaum ereignet, ist programmatisch. Die Menschen sind voll Staunen über seine Lehre, die so ganz anders ist, als das, was sie kennen. Es ist wohl auch die Art und Weise, wie Jesus lehrt – eben wie einer, der Vollmacht hat. Worte allein, so schön und wahr sie sein mögen, wirken nicht, wenn die Botschaft nicht durch die Leidenschaft des Boten aufrüttelt. Nur wer von der Botschaft wirklich begeistert ist, kann Begeisterung wecken.
Es muss aber noch etwas hinzu kommen. Auch eine leidenschaftliche Botschaft bleibt letztlich hohl, wenn Worten keine Taten folgen. Aber genau das wirkt Jesus: Er verkündet das nahe Reich Gottes und zeigt dessen Wirkkraft in der Heilung des von einem bösen Geist Besessenen. Dabei fällt auf, dass sich die Heilung durch ein Schweigegebot vollzieht: Der unreine Geist soll schweigen und den Menschen verlassen.
In der Gegenwart wird oft und viel geredet. Noch mehr wird gemeint und jede Meinung herausgeplappert. Dabei sollte eine Meinung eigentlich gebildet worden sein. Dazu müsste man sich Kenntnis erwerben. Die Wahrheit ist nämlich von flüchtigem Wesen. Viele glauben, etwas als Wahrheit erkannt zu haben, was einer näheren Überprüfung aber nicht stand hält – oft, weil die Fakten gegen das Gemeinte sprechen. Man erkennt das oft daran, dass dann viele Worte gemacht werden, die die eigentliche Leere und den Mangel an Wahrheit verbergen sollen. Eine solche leere Lehre gefällt vielen, manche sind sogar von ihr besessen. Aber führt sie auch zur echten Heilung?
Wer Jesus nachfolgt, sollte nicht auf falsche Heilsversprechen hineinfallen. Das entscheidende Kriterium ist nämlich, ob eine Lehre krank macht oder heilt und dem Heil der Menschen dient. Nichts aber kein heil werden, wenn auch nur einem Menschen Unheil droht.
Dr. Werner Kleine
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
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