Dies Domini – Sechster Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Erinnern Sie sich noch an – oder kennen Sie überhaupt noch – Adolf Tegtmeier? Dieses alter ego Jürgen von Mangers, dem Urvater des Ruhrpottkabaretts?
„Sicher, beim sonntäglichen Rasieren hört man dies Hafenkonzert aus Duisburg-Ruhrort – oder, hat man bisken länger geschlafen, ist schon Gottesdienst – kuckt man natürlich bisken ernster in en Spiegel.“
Haben Sie letzten Sonntag oder heute Morgen beim Rasieren das Hafenkonzert aus Düsburch oder die Gottesdienstübertragung im Radio gehört?
Wahrscheinlich nicht. Und wenn doch, dann werden Sie wohl nicht ernster gekuckt haben, als wenn irgendetwas anderes gelaufen wäre. Warum meinte Adolf Tegtmeier, man müsse bei Gottesdiensten ernster dreinblicken? Auch wenn bisher das Wetter nicht recht mitspielt, im Rheinischen wird Karneval gefeiert, trotz aller Krisen um uns herum und manch einer geht als Nonne oder Mönch durch die tollen Tage, ohne zuerst an Mäßigung und gelebte Keuschheit zu denken. Sollte das vielleicht manchmal auch in unseren Gottesdiensten zu spüren sein?
Michael Seewald gestaltet an den Kartagen bis Ostern in der Thomas-Morus Akademie Besinnungstage unter der Überschrift „Tod, wo ist dein Stachel?“ Wenn das wirklich Einfluss auf unser Leben haben darf, dass letzten Endes der Tod nicht vernichtet, sondern der Tod selbst durch Jesu Hinabsteigen in das Reich des Todes vernichtet worden ist, dann müsste etwas Heiterkeit doch auch in ernsten Momenten unseres Lebens erlaubt sein. Die ausgelassene Freude an Karneval ist sicher nicht in jedem Moment angemessen, der Tod ist ja noch nicht einfach verschwunden, aber letzten Endes hat er seinen Stachel doch verloren. Ein wenig auslachen werden wir ihn dann doch dürfen. Auch im Gottesdienst.
Die Überschrift dürfte dazu von Paulus kommen:
„Auch ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.“ (1 Kor 10,33)
Wenn wir mit Respekt und Toleranz auch auf die Rücksicht nehmen, die gerne Anstoß nehmen und sich über Karnevalskostüme oder den Papst oder den Bischof oder überhaupt gerne aufregen, dann wird unser Christsein ansteckender wirken, als wenn wir unsere Auffassung vom Seelenheil zum Maßstab für alle machen wollen. Denn
„Freut euch am Herrn und jauchzt, ihr Gerechten, jubelt alle, ihr Menschen mit redlichem Herzen!“ (Ps 32,11)
Dann dürfen wir auch für unsere derzeit recht malade Kirche in Europa wieder hoffen:
„Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.“ (Mk 1,45)
Stehen wir ihnen nicht im Weg.
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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