Dies Domini – Zweiter Sonntag der Osterzeit/Weißer Sonntag, Lesejahr B
Bischof Oster, der nicht als Modernist verschrieene Passauer Bischof, hat bei YouTube einen Lauf: er lacht sich über einen zwecks Hervorrufens des risus paschalis, des Osterlachens, von ihm selbst erzählten Witz dermaßen kaputt, dass er damit die ganze Gemeinde und Hundertausende von Internetusern ansteckt. Der Witz selbst kann nicht ausschlaggebend sein, er ist wohl eher etwas schlicht. Es geht um die nicht ganz naheliegende Verwechslung eines WCs mit einem Waldcapellchen. Aber sein umwerfender Vortrag macht den Bischof sympathisch und zum Internetstar. Mir gefällt ja besser die Geschichte von dem Mann, der ein seit Jahrzehnten überwuchertes und verwildertes Grundstück am Dorfrand erbt und es in monatelanger Arbeit wieder auf Vordermann bringt. Als der Pfarrer vorbeikommt, spricht der ihn an: „Na, da haben Sie ja mit Gottes Hilfe einen schönen Garten hergerichtet.“ Worauf der Mann erwidert: „Also, Herr Pfarrer, da hätten sie das Gelände mal sehen sollen, als der Herr es noch alleine bewirtschaftet hat.“
Darf man das? Darf man, wenn auch im Gewand der Ironie, sich über Gottes Schöpfung lustig machen? Darf man überhaupt mit Gott auf Augenhöhe verkehren? Hanns Dieter Hüsch hat in einem wunderbaren Gedicht den lieben Gott mit Kurt Tucholsky an einem Tisch sitzen lassen: „Der liebe Gott sitzt mit ihm zusammen und macht ein faltenreiches Gesicht, der Mann gegenüber sagt: „Reiss Dich zusammen, komm, wir spielen Mensch ärgere Dich nicht.“ Ist das dem erhabenen Gott und Schöpfer gegenüber der richtige Ton?
Selbst der Psalmist schimpft in einer dunklen Stunde:
„Ich bin zu den Toten hinweggerafft, wie Erschlagene, die im Grab ruhen; an sie denkst Du nicht mehr, denn sie sind Deiner Hand entzogen.“ ….. „Wirst Du an den Toten Wunder tun, werden Schatten aufstehen, um Dich zu preisen? Erzählt man im Grab von Deiner Huld, von Deiner Treue im Totenreich?“ (Ps 88, 5f; 11f.)
Was hast Du, das ist wohl der Hintergedanke des Beters, davon, wenn Du mich hier so leiden lässt und dem Tod preisgibst? Ich würde Dich ja für Deine Huld und Treue preisen, aber dazu müsstest Du sie an mir mal erweisen. Kümmer Dich doch um mich, sonst haben wir doch beide nix davon.
Selbst der Apostel Thomas unseres heutigen Evangeliums will sich nicht auf die windigen Erzählungen seiner Brüder verlassen:
„Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ (Joh 20,25)
Also: klare Evidenzen, sonst kein Glaube. Darf man so keck sein?
Der Herr meint offenbar, manchmal ja, denn er kommt erneut zu den Jüngern und sagt zu Thomas:
„Streck Deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck Deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ (Joh 20,27)
Sicher sollten wir den Herrn fürchten und ehren. Aber vielleicht müssen wir nicht immer gleich mit der Unterwerfung anfangen, sondern unserer Würde als freie Menschen auch Ausdruck verleihen. Die Liebe zwingt nicht, nur wer selber lebt, auf sich vertraut und sich seiner selbst bewusst ist und in Freiheit liebt, kann sich Gott wahrhaft anvertrauen. Dann können wir aufrecht und von Herzen sagen:
„Wir wollen jubeln und uns über ihn freuen.“ (Ps 118,24)
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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