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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Die drei Schriftlesungen zum heutigen Sonntag mögen auf den ersten Blick nicht allzu viel miteinander zu tun haben: Da ist der überschwängliche Prophet Jesaja, der den Zuhörerinnen und Zuhörern seine Freude über Größe und Schönheit der Heiligen Stadt entgegenwirft. Da ist der Apostel Paulus, der eine verkopfte Abhandlung über die Geistesgaben an seine Korinther Gemeinde schreibt. Und da ist Jesus, der in Kanaa bei seinem ersten öffentlichen Auftreten auf einer Hochzeitsfeier Wasser in Wein verwandelt.

Doch schaut man ein wenig hinter die Kulissen, kann man in den drei Perikopen für den heutigen Sonntag die Aufforderung, aktiv zu werden, erkennen, wenn auch aus jeweils unterschiedlichen Gründen. Wir lesen von dem Träumer Jesaja, dem Gelehrten Paulus und dem Macher Jesus. Und alle zielen auf eine Veränderung zum Besseren ab.

Der Jesaja des Kapitels 62, der am Ende des 6. Jahrhunderts wirkte, war ein Rückkehrer aus dem Babylonischen Exil oder ein Nachkomme in erster Generation. Und nachdem, was wir bei ihm im Allgemeinen lesen, war er enttäuscht von den Errungenschaften nach der Rückkehr aus dem Exil. Der Tempel war zwar wieder aufgebaut, doch für ihn war das nicht genug. Die Rückkehr der Israelitinnen und Israeliten aus dem Exil war für Jesaja mehr als nur eine Rückkehr zum Althergebrachten, vielmehr sollte Jerusalem eine Vorbildfunktion für die Völker übernehmen.

Um Zions willen werde ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis hervorbricht wie ein helles Licht seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine brennende Fackel. Dann sehen die Nationen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit. Jes 62,1f

Mögen diese Worte Jesajas aus den ersten beiden Versen der ersten Lesung wirklich wahr werden und von Jerusalem aus zu einem hellen Licht für alle werden. Die jüngsten Entwicklungen einer Waffenruhe im Heiligen Land zwischen Israel und der Hamas geben Anlass zur Hoffnung, dass dort das Licht der Gerechtigkeit heller erstrahlt als zuletzt. Und vielleicht nehmen sich die Könige unserer Zeit die Worte Jesajas zu Herzen und lassen das helle Licht Seiner Gerechtigkeit auch in ihren Ländern aufleuchten.

Paulus, der auf seiner Reise nach Rom einige Zeit in Korinth verbrachte und die dortige frühchristliche Gemeinde gründete, schreibt wahrscheinlich drei Jahre später seinen ersten Brief an die Gemeinde in Korinth. Augenscheinlich sah er sich zu diesem Brief veranlasst, da er durch Briefe oder Boten erfahren hat, dass es in der Korinther Gemeinde zu diversen Meinungsverschiedenheiten gekommen ist. In acht Versen erinnert er daran, dass die Vielfalt in der Gemeindearbeit durch das Wirken des Heiligen Geistes gottgegeben ist:

Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. 1 Kor 12,4f

Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will. 1 Kor 12,11

Anfang und Ende der Lesung legen einen Rahmen um die verschiedenen Gnadengaben, die es in der Gemeinde von Korinth gab. Bei allen erkennt Paulus eine göttliche Motivation und somit eine Rechtmäßigkeit für deren Existenz. Doch viel wichtiger als anzuerkennen, dass es nicht nur eine Vielfalt an Geistesgaben gibt und daraus folgend auch eine Vielfalt an Möglichkeiten, diese für die oder den Nächsten einzusetzen, ist nur noch die Einsicht, diese Geistesgaben auch zu nutzen und Taten folgen zu lassen.

Johannes, der etwas andere Evangelist, erzählt uns im Evangelium von der ersten, großen, öffentlichen Tat Jesu auf der Hochzeit in Kanaa.  Zentral an der Erzählung ist das Wundergeschehen. Doch Moment mal, die Wunderhandlung selbst wird mit keinem Wort erwähnt. Es wird das Problem geschildert, es wird die Lösung vorbereitet, et voilà:

Dieser [der für das Festmahl Verantwortliche] kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; Joh 2,9

Doch nicht nur das Wunder an sich bleibt im Verborgenen und lässt sich nur am Ergebnis sehen, auch Jesus handelt im Verborgenen. Zwar sind seine Mutter, er und die Jünger Gäste auf der Hochzeit, doch sind in der Erzählung außer den bereits Genannten nur die auf der Hochzeit anwesenden Diener Zeugen des Wundergeschehens. Die anderen Gäste, ja auch der in der Bibelstelle vorkommende Bräutigam und sein Organisator, bekommen nichts vom Wunder mit. Es ist keine große Schau, nur ein vermeintlich kleines Zeichen. Es ist nicht die einzige Stelle im neuen Testament, in der es um verborgene gute Taten geht. Auch der Evangelist Matthäus weist uns auf das Wesen guter Taten hin:

Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Mat 6,3f

Was also können wir aus den drei Texten mit in die kommende Woche nehmen?
Von Jesaja lernen wir, uns von aktuellen Problemen und Enttäuschungen nicht herunterziehen und zum Nichtstun verleiten zu lassen. Paulus lehrt uns, unsere eigenen Geistesgaben nutzend durch eine gute Tat die Zukunft zum Besseren zu wenden. Dann sind auch Wunder möglich, ob sie nun verborgen bleiben oder öffentlich sichtbar werden. In Anbetracht der aktuellen Zeit gibt es viele Gründe zu handeln und nicht abzuwarten: in Wuppertal, in Deutschland und in der Welt!

Es gibt viele Arten von guten Taten:  der oder dem Nächsten ein Lächeln zu schenken, die große politische Diskussion bei so vielen aktuellen Problemen konstruktiv führen, den Einsatz für ein besseres Miteinander in manchen Teilen der Gesellschaft, anderen in der Not die Hand auszustrecken.

Und diese Veränderung zum Besseren, die kann jede und jeder von uns anstoßen, wenn man es nur will. Darum: Handle, warte nicht ab!

Jan Wacker

Author: Jan Simon Wacker

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