Einen geliebten Menschen zu verlieren, bedeutet einen großen Bruch im Leben. Der Lebenslauf verschiebt sich. Nichts ist mehr, wie es war. Wo Glück war, ist Leere. Wo Hoffnung war, greift Sprachlosigkeit um sich. Die Trauer ergreift uns in unserer ganzen Existenz. Worte können das, was da geschieht, kaum zum Ausdruck bringen.
Wo die Worte versiegen, können Zeichen helfen, die Trauer zu bewältigen und der Hoffnung Ausdruck verleihen. Solche Zeichen spielen im Christentum eine wichtige Rolle, machen sie doch das eigentlich Unaussprechliche erfahrbar. Das gilt besonders für die Erfahrung des Todes. Kein Mensch kann dem Tod entrinnen. Doch für Christen ist der Tod keine Grenze, sondern ein Durchgang zu einem neuen Leben. Der Grund für dies Hoffnung liegt in der Auferstehung Jesu nach seinem Tod am Kreuz.
Diese Hoffnung wird im Christentum immer wieder zeichenhaft zum Ausdruck gebracht. Gerade der katholische Bestattungsritus greift das in seinem Aufbau und in vielen symbolischen Gesten auf: Schon zu Beginn wird der Tote bzw. der Sarg im Gedenken an die Taufe mit Weihwasser besprengt. Bereits in der Taufe wurde der Tod durch das Untertauchen unter Wasser und die Auferstehung durch das Herausheben aus dem Wasser vorweggenommen. Der Bestattungsritus, der jetzt beginnt, besteht in der Regel aus zwei Teilen. Der erste findet in der Trauerkapelle oder einer Kirche statt. Er besteht überwiegend aus Gebeten, Psalmen und Bibeltexten, in denen die Sterblichkeit des Menschen, aber auch die Hoffnung auf die Auferstehung thematisiert wird. Während dessen verweist die brennende (Oster-)Kerze auf das Licht des Auferstandenen, das über den Tod hinaus Lebenslicht bleibt. Der zweite Teil findet dann am Grab statt. Das Grab wird gesegnet. Abermals wird Weihwasser über den Sarg zum Zeichen des Getauftseins des Toten gesprengt. Über dem Sarg wird das Kreuz als Erinnerung an die aus Tod und Auferstehung Jesu Christi resultierenden Hoffnung aufgerichtet. Schließlich wird Erde auf den Sarg geworfen: Der hier ruhende Leib wird zwar wieder zu Erde werden; die Christen aber glauben, dass der eigentliche Mensch zu einem neuen Leben gelangt ist.
Über diese „offiziellen“ Riten hinaus kann es hilfreich sein, die eigene Trauer rituell zu gestalten. Wo es möglich ist, kann die Gelegenheit zu einer Totenwache genutzt werden. Diese kann zu Hause oder in der Trauerhalle stattfinden. Alle, die dem Toten nahestanden, können sich so von ihm verabschieden. Oft ist es auch möglich, dem Verstorbenen einen Abschiedsbrief mitzugeben, in dem man bisher Ungesagtes niederschreiben kann. Während der Trauerfeier kann eine Kerze auf dem Sarg stehen, die hinterher mit nach Hause genommen und im Gedenken an den Verstorbenen angezündet werden kann. Das Grab mit dem Namen des Verstorbenen zu versehen, der auf einem Grabstein oder einem Holzkreuz steht, holt den Toten aus der Anonymität. Der Name steht für die Person. Den Namen über den Tod hinaus zu erinnern, heißt, die Person, die diesen Namen trug, weiterhin zu ehren. Hin und wieder ist auf unseren Friedhöfen auch ein aus dem Judentum stammender Brauch zu entdecken, wenn mitgebrachte Steine auf das Grab oder den Grabstein gelegt werden. Mit dieser symbolischen Geste wird gezeigt, dass der Tote nicht vergessen wird.
Für Christen ist der Tod kein Abschied für immer. Er ist ein Übergang in ein neues Leben!
Dr. Werner Kleine
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
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