Jedes Jahr am 6. Januar wird das Dreikö-nigsfest, das auch „Epiphanie“ (Erscheinung des Herrn) heißt, gefeiert. Mittlerweile ist es zur Tradition geworden, dass um diesem Tag herum Kinder als Könige verkleidet durch die Straßen ziehen, die Botschaft von der Geburt des Gottessohnes verkünden und Spenden für notleidende Kinder in anderen Teilen der Welt einsammeln. Außerdem bringen sie den Weihnachtssegen 20*C+M+B+10. CMB steht dabei für Christus Mansionem Benedicat (Christus segnet dieses Haus), der Stern für den Stern von Bethlehem, die drei Kreuze für Segen des dreifaltigen Gottes, der im aktuellen Jahr allen, die in dem Haus ein und ausgehen, Segen spendet.
Der Dreikönigsbrauch geht auf eine Erzählung des Matthäusevangeliums (2, 1-12) zurück. Danach besuchen drei Sterndeuter (das Matthäusevangelium spricht von „magoi“, also Magiern, näherhin persischen Priestern) aufgrund einer besonderen Himmelserscheinung das Kind in der Krippe. Eine moderne astrologische These vertritt die Ansicht, dass es sich bei dem Stern von Bethlehem wahrscheinlich um eine besondere Planetenkonstellation handelt. So standen im Jahr 7 vor unserer Zeitrechnung, dem eigentlichen Geburtsjahr Jesu Christi, die Planeten Jupiter und Saturn dreimal hintereinander im Sternbild Fische am damaligen Westhimmel sehr nahe zusammen (eine sog. Planetenkonjunktion). Jupiter wurde als Königsstern verstanden, während Saturn den Gott Israels (JHWH) symbolisierte. Die Botschaft des Himmels lautete damit: Im Westen ist dem Volk Israel ein mächtiger König/Gottessohn geboren.
Dass aus den drei Sterndeutern später Könige wurden, hängt mit den Geschenken zusammen, die sie nach Bethlehem bringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold steht den Königen zu, Weihrauch symbolisiert die Präsenz des Göttlichen, Myrrhe (eine Bitterwurzel) wurde als Totenbeigabe verwendet. Gold, Weihrauch und Myrrhe deuten damit auf die Besonderheit des neugeborenen Kindes hin: Der Sohn Gottes, ein König, der sein Leben hingeben wird. Diese Geschenke sind äußerst wertvoll, so dass man annahm, nur Könige könnten sie als Gaben mitbringen. Dies wurde durch Psalm 72, 10 untermauert. Dort heißt es:
„Die Könige von Tarschisch und von den Inseln brin-gen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.“
Schon früh sah man in den drei Weisen Repräsentanten der Völker. In ihrer Reise nach Bethlehem erfüllte sich die messiani-sche Verheißung der Völkerwallfahrt des Propheten Jesaja (Jesaja 60): Am Ende der Zeiten werden alle Völker nach Jerusalem kommen, um den einen Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs anzubeten.
Dr. Werner Kleine
Author: Dr. Werner Kleine
Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
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