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kath 2:30 Dies DominiDie Domini – Erster Adventssonntag, Lesejahr A

Die Schöpfung beginnt mit der Ordnung der Zeit. Abend und Morgen bilden den ersten Tag noch bevor die Räume der Welt entstehen (vgl. Genesis 1,2-5). Das Licht ist Tag und die Finsternis ist Nacht. Sonne, Mond und Sterne, ja Himmel und Erde – all das wird erst später erschaffen. Die Erschaffung der Zeit bildet das Fundament der Schöpfung. Die Zeit bringt die erste Ordnung in das Chaos und Tohuwabohu. Es ist der Geist Gottes, der die Ordnung hervorbringt. Die Zeit selbst ist das Werk des Geistes Gottes. Er wirkt in der Zeit. Er ist der Geist der Zeit. Sollte es möglich sein, dass die, die den Zeitgeist oft verfemen, da voreilig urteilen?Es ist wieder Advent – Ankunftszeit. Dabei ist der Advent eine Zwischenzeit. Es ist die Zeit vor dem Weihnachtsfest, dem Fest er ersten Ankunft Gottes in menschlicher Gestalt. Gleichzeitig belebt der Advent die Hoffnung auf die verheißene Wiederkunft Jesu Christi, seine zweite, neue Ankunft. Wann und wo sich diese Ankunft ereignet, ist weder berechenbar noch bekannt. Alle Versuche, den jüngsten Tag zu berechnen, sind nicht nur zu Recht gescheitert; sie übersehen auch das Wort Jesu selbst, das am Ende des Evangeliums vom 1. Advent im Lesejahr A steht:

„Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ (Matthäus 24,44)

Das Wort Jesu selbst ist offen. Er sagt nicht, dass sich seine Wiederkunft in Raum und Zeit selbst ereignet. Er sagt auch nicht, dass sie sich nicht in Raum und Zeit ereignet. Seine erste Ankunft jedenfalls vermählte Zeit und Ewigkeit, in dem der Ewige sich entäußerte und sich in seine Schöpfung selbst hineinbegab.


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kath 2:30 Dies DominiDass Bahnfahren eine wahrhaft religiöse Dimension hat, bleibt vielen auf den ersten Blick wohl verborgen. Sicher: das Stoßgebet, der Zug möge pünktlich ankommen und zwar sowohl am Abfahrts- wie am Zielbahnhof, ist vielen Reisenden vertraut – vor allem wenn man den Anschlusszug nicht verpassen möchte. Bahnfahrende können sich so das ganze Jahr über adventlicher Stimmung hingeben. Die verheißene Ankunft des ersehnten Zuges, die hin und wieder vorkommenden Verspätungen (da soll die Bahn angeblich besser sein, als ihr Ruf), das intensive Gemeinschaftserlebnis großer menschlicher Nähe auf engstem Raum – das alles ist von so adventlicher Prägung, dass der Bahnkunde an sich von tiefem adventlichen Wesen sein muss. Die Ankunft, so die deutsche Bedeutung des lateinischen Wortes „Adventus“, ist ersehnte Erfüllung einer Verheißung, die sich für Pendler sogar jeden Tag auf’s Neue einstellt. Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiSelten kommen sich die Traditionen der aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen und die römisch-katholische Kirche im Jahr so nah wie in diesen Tagen, wenn auf den Reformationstag am 31.10. das römisch-katholische Hochfest Allerheiligen folgt. Wenn die Abendsonne den Horizont küsst, findet der Wechsel der Feste, die in so besonderer Weise auch für die jeweiligen Identitäten der Konfessionen stehen, statt. Ist es wirklich Zufall, dass die immer noch getrennten Konfessionen hier auf natürliche Weise einander nahe kommen? Was glauben Sie denn?

Die Anfänge des Allerheiligenfestes reichen bis ins 4. Jahrhundert zurück, als man noch lange nicht von Konfessionen sprach. Man unterschied noch nicht zwischen orthodox oder römisch-katholisch. Auch die Reformation war noch Jahrhunderte entfernt. Die Kirche war im wahrsten Sinn „katholisch“. Das Wort geht auf das griechisch „katholon“ zurück, das soviel wie „universell“ oder „umfassend“ bedeutet. Die später entstehende Konfessionsbezeichnung „römisch-katholisch“ geht primär auf den römischen Ritus, der in der westlateinischen Kirche gefeiert wurde, zurück. Die umgangssprachlich verwendete Konfessionsbezeichnung „katholisch“ ist also streng genommen eine Verkürzung.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Die Kirche der Gegenwart gleicht einer Mangelwirtschaft. Glaubensmangel, Priestermangel, Gemeindemangel, Gläubigenmangel sind in aller Mund. Vor allem die Gläubigen – so scheint es in vielen Äußerungen derer, die in der Kirche Verantwortung zu tragen vorgeben – scheinen Mangelexistenzen zu sein. Das zweite Vatikanische Konzil erinnert die Bischöfe und die Pfarrer als deren Mitarbeiter im Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe „Christus Dominus“ daran, dass es ihr Auftrag und ihre Sorge ist,

„dass die Feier des eucharistischen Opfers Mitte und Höhepunkt des ganzen Lebens der christlichen Gemeinde ist. Ferner sollen sie darauf hinwirken, dass die Gläubigen durch den andächtigen und häufigen Empfang der Sakramente und durch die bewusste und tätige Teilnahme an der Liturgie mit geistlicher Speise genährt werden.“ (CD 30)

Stattdessen aber wird in Diskussionen angesichts sich abzeichnender geringer werdender Priesterzahlen die Gläubigen aufgefordert, sich übergemeindlich zu Eucharistiefeiern zu versammeln, wobei nicht selten die Bereitschaft, auch größere Entfernungen in Kauf zu nehmen, als Gradmesser eines lebendigen Glaubens herhalten muss. Da wird nicht danach gefragt, ob die Bewältigung größerer Entfernungen für ältere oder gehbehinderte Menschen überhaupt möglich ist. Es spielt auch keine Rolle, dass eine Gemeinde immer auch als Leib Christi ein lebendiger Organismus ist, den man nicht einfach mal so transplantieren kann, ohne dass es zu unerwünschten Begleiterscheinungen kommen kann. Stattdessen werden abstruse Ideen ins Spiel gebracht, man könne ja Busunternehmen beauftragen, die Menschen an zentralen Orten zum Gottesdienst zusammenzukarren. Ob so eine wirklich neue lebendige Gemeinde anstelle der real existierenden Gemeinden wachsen kann, wenn der Plan der Busshuttles jedes Beziehungsgeschehen bestimmt? Kann hier die Eucharistie wirklich noch „Mitte und Höhepunkt der christlichen Gemeinde“ sein, wenn die Gemeinde als solches offenkundig und bestenfalls nur noch als strukturelle Größe, aber nicht mehr als organisch gewachsener Leib Christi gedacht wird?


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kath 2:30 Dies DominiDer Anschlag auf die Synagoge und die Morde von Halle bestürzen mich nicht nur, sie machen mich zornig. Unverständlich ist mir, wie manche Politiker die Tat als „Alarmzeichen“ interpretieren. Morde und Anschläge sind keine Alarmzeichen mehr. Sie sind der Ernstfall. Die Alarmzeichen hingegen waren in den letzten Jahren längst vernehmbar – auch bei uns in Wuppertal. Ob es die in den letzten Jahren immer wieder stattfindenden Nazi-Aufmärsche in Elberfeld, Barmen oder Oberbarmen waren – der Hass, der sich dort immer wieder auch in unverhohlenem Antisemitismus äußerte und äußert, war und ist unübersehbar. Wieviele „Alarmzeichen“ braucht es noch nach den Morden der NSU, der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und jetzt den Taten von Halle? Sind das alles nicht längst schon Ernstfälle eines rechten Terrors? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies Domini„Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ – dieser Satz entlarvt mehr über die Absichten derer, die ihn sagen, als er Freiheit einfordert. Wer so redet, weiß, dass an die Grenzen des Sagbaren gekommen ist. Er baut einer Kritik vor, die er nicht hören möchte. Wahre Freiheit, alles sagen zu dürfen, wird gefordert; die damit verbundene freiheitliche Konsequenz, sich dann ebenfalls alles, gegebenenfalls auch Kritik, anhören zu müssen, soll geflissentlich gebannt werden. Wo kommt man schließlich hin, wenn die Grundrechte, die man sich nimmt, für alle gelten? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Ratlos und etwas resignativ, so würde ich den ersten Eindruck beschreiben, den diese Woche und die Lesungen des heutigen Sonntags bei mir hinterlassen haben. Was mag es bedeuten, wenn Leute scharenweise von der Linken ohne Umwege zur AfD wechseln und die SPD in Sachsen bei 8 % und die CDU in Brandenburg auf Platz drei mit 15 % landet? Oder der ehemalige Papst Benedikt in der Herder Korrespondenz etwas selbstmitleidig bemängelt, dass er und seine Ausführungen überhaupt kritisiert werden, noch dazu unzureichend wahrgenommen und er einen kritischen Aufsatz auch gleich noch mit „ungenügend“ benotet? Er bemängelt dabei vor allem das Fehlen des Wortes „Gott“, welches doch in seinem Aufsatz der Zentralpunkt sei. Die Frage, ob nur dann von Gott die Rede ist, wenn das Wort Gott verwendet wird, muss dabei aber doch erlaubt sein. Oder Bischof Wilmer aus Hildesheim, der von mangelhaften Duftwässern in der Kirche spricht, da die vom Menschen stammende Erbsünde eben immer ihren Gestank verbreite, ohne dass man am Ende seines Beitrags in eben dieser Zeitschrift wüsste, wie denn nun konkret an den Duft des Höchsten zu kommen sei.

In meiner früheren Heimatgemeinde gab es zur Einführung dreier neuer Seelsorger einen Gottesdienst, an dem bald mehr hauptamtliche Teilnehmer am Altar als in den Bänken mitfeierten, in dem auch Lied 392 ausgewählt wurde, das Gott besingt, der „alles so herrlich regieret“, was nun nicht jedermann einleuchten wird, wenn er allein an die Opfer des Gondelabsturzes denkt oder an das grausame Schicksal der Mutter, deren Kind unter dem Zug starb, vor das ein wohl psychisch Kranker sie und das Kind gestoßen hatte.


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kath 2:30 Dies DominiIn Wuppertal fallen Bäume. Es ist schon an der Berliner Straße geschehen und am Von-der-Heydt-Platz. Lebendiges und schattenspendendes Grün ist staubigem Grau und sandigem Ocker gewichen. Die Sonne brennt nun unerbittlich auf das Pflaster. Nun soll es auch die Platanen am Döppersberg treffen. Keine Frage – es gibt gute Gründe für die Säge. Die Pilzkrankheit „Massaria“ soll die Platanen am Döppersberg befallen haben – neben architektonischen und bautechnischen Gründen ein Grund mehr, das Grau und Ocker der Stadt um eine weitere Nuance anzureichern. Und natürlich haben die bautechnisch versierten Planer des Döppersberg hier sicher schon weitergedacht: Wo man den Asphalt vor allzu großer Auskühlung schützt und seine Erhitzung fördert, verdunsten Regentropen schließlich bevor sie den Boden erreichen. Das wiederum löst das Problem der nur einen Steinwurf entfernten Undichtigkeit des Daches der Bahnhofs-Mall. Was glauben Sie denn?

Bevor Verschwörungstheoretiker jetzt noch anfangen, an solche Zusammenhänge zu glauben, sei der Hinweis erlaubt, dass das alles natürlich Quatsch ist. Trotzdem zeigt die Reaktion vieler Wuppertalerinnen und Wuppertaler, dass ihnen die Bäume am Herzen liegen. Und das zu Recht! Die Atmosphäre am Von-der-Heydt-Platz etwa hat sich in jeder Hinsicht verändert. Davon ist nicht nur das Mikroklima betroffen; der Stadtplatz selbst hat auch ein wenig seine Seele verloren. Bäume sind halt stille Freunde, die eine Stadt in besonderer Weise lebenswert machen.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 21. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Der moderne Mensch des Westens lebt in eng getakteten Zeiten. Zwischen Vergangenheit und Zukunft liegt das schmale Zeitfenster der Gegenwart, das sich im Moment des Ergreifens schon verflüchtigt hat. Im Streben, auch die Zeit seiner Herrschaft zu unterwerfen, öffnen und schließen die heutigen Zeitgenossinnen und -genossen mit ihren Smartphones Zeitfenster, rahmen Berufliches und Privates in diese Lücken hinein, kommunizieren via WhatsApp in Gruppen zeitgleich mit Menschen, die sie nicht mehr sehen, planen mit Trello und Meistertask effizient ihre Aufgaben und organisieren den Rest digital mit Slack oder anderen elektronischen Helferleinen. Das Leben ist kurz, die Zeit ist knapp – und bevor sich das Zeitfenster für das familiäre Ponyreiten öffnet und pünktlich wieder schließt ist noch viel zu tun, zu telefonieren, zu planen, zu organisieren und, und, und … Die Zeitfenster sind halt eng – da muss man sich schon einmal am Riemen reißen!

Es ist schon erstaunlich, dass gegenwärtig immer wieder über die Sprache der Kirche gejammert wird. Angeblich müsse sie wieder eine neue Sprache finden, um die Menschen von heute zu erreichen. Bei näherer Betrachtung aber eröffnet sich eine interessante Erkenntnis. Nicht nur, dass alt hergebrachte theologische Begriffe wie „Sünde“, „Gnade“ oder „Erlösung“ gar nicht so verstaubt sind, wie sie scheinen; wer kennt nicht die Hoffnung, nach tatvollzogener Verkehrssünde einem Polizisten zu begegnen, der Gnade vor Recht ergehen lässt, so dass man erlöst und befreit davonfahren kann. Auch die Sprache der Bibel ist der gegenwärtigen Erfahrung oft näher, als es auf den ersten Blick erscheint. Gut: Die Bildwelten mögen sich verändert haben. Schafe und Hirten sieht man in den urbanen Kulturen der Gegenwart in der Tat eher selten – obschon auch das nicht unmöglich ist; Freizeitleiterinnen und -leiter, die auf die ihnen Anvertrauten aber Acht geben müssen wie ein guter Hirte auf seine Schafe wissen wiederum genau, wie es sich anfühlt, wenn ein Schützling verloren gegangen ist. Die technischen Möglichkeiten mögen sich über die Jahrhunderte entwickelt haben, die Mode ist immer wieder eine andere – der Mensch von heute aber teilt offenkundig in der Substanz die gleichen oder ähnliche Erfahrungen wie die Menschen vor 2.000 und mehr Jahren. Genau das ist ja der Grund, warum Mythen und Märchen zeitlos sind. Genau deshalb bleibt auch das Wort Gottes aktuell, das wie Mythen und Märchen menschliche Urerfahrungen transportiert.


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kath 2:30 Dies DominiDie Sonne brennt, es ist heiß, es ist Ferienzeit. Vor allem Eltern schulpflichtiger Kinder sind froh, wenn sie ihre Nachkommenschaft auf Ferienfahrten oder Stadtranderholungen in guten Händen wissen. Das alles würde nicht ohne die Hilfe vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer gehen, die nicht nur ihre eigene Freizeit investieren, sondern auch ein hohes Maß an Verantwortung übernehmen. Was glauben Sie denn?

Wer auch nur einmal für eine solche Freizeit verantwortlich war, weiß, dass es leichter ist, einen Sack Flöhe zu hüten, als eine zahlenmäßig überschaubare Gruppe lebensfroher Kinder, die zu allem fähig und doch für nichts verantwortlich sind. Das Zählen der lebhaften Meute wird zur allgegenwärtigen Gewohnheit. Wehe, ein Kind ginge verloren. Allein der Gedanke löst sicher auch bei Unbeteiligten wenigstens im Ansatz das Gefühl von Panik aus. Die Gruppe muss beisammen bleiben, während das verlorene gesucht werden muss. Wie groß wird die Freude sein, wenn Kevin oder Justus, Chantal oder Lisa wiedergefunden wird. Feststimmung!


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