Dies Domini – 11. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Das Evangelium dieses Sonntages beinhaltet einen der zentralen Kerngedanken unserer citypastoralen Arbeit, und eigentlich jeder seelsorglichen Arbeit, insbesondere der Sakramentenvorbereitung, ja eigentlich kirchlicher Arbeit überhaupt.
Unsere Textstelle lautet:
„Der Same sprosst und wächst, ohne, dass er es weiter wahrnimmt“ (Mk 4, 27)
Oft werden wir angesprochen, wer unsere Zielgruppe ist, für wen wir unsere Angebote machen, ob es Erfolgszahlen gibt und ob die Menge an „Werbematerialien“ wie Veranstaltungsflyer o.ä. verhältnismäßig ist. Die Antworten lauten immer gleich: für alle, es gibt nichts messbares und: Ja!
Ja, wir müssen viel aussäen und es wachsen lassen. Auch wenn einiges, so berichtet die Bibel an anderer Stelle, auch auf unfruchtbaren Boden fallen wird und verdorrt. Wir wissen aber nicht welcher Boden endgültig unfruchtbar ist oder auch uns nur so erscheinen mag. Auf manchen Boden fallen unsere verschiedenartigen Angebote vielleicht erst einmal ohne weiter aufzugehen, aber vielleicht bleibt der Kern eines Samenkornes lebendig, und erhält doch irgendwann die Möglichkeit zum Austrieb.
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Dies Domini – 10. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Vielstimmig ist das Geschwätz dieser Tage. Und diese Tage sind wie alle Tage, in denen Menschen den Planeten Erde bevölkern. Neu ist, dass die anthropogene Kakophonie, diese bisweilen hysterische Geräuschhaftigkeit aus vieler Menschen Mund und Hand, nicht mehr zu überhören ist. In Ermangelung redaktioneller Kompetenzen ist jedes Wort schnell gesagt bzw. getippt und abgeschickt. Wo man früher einen Brief verfasste, den man dann noch in einem Umschlag stecken und zum Briefkasten bringen musste, ermöglicht die Return-Taste eine scheinbare Unmittelbarkeit, die den Genuss des Nach- und Überdenkens, ja die Möglichkeit des Umdenkens nicht mehr kennt. Die vielfältigen reflektiven Möglichkeiten und die Chancen des Innehaltens der alten Zeiten scheinen verloren; dargebracht auf dem Altar der Meinungsfreiheit rauschen die Themen nur noch so durch die gläsernen Fasern – und wer nicht die eigene Meinung teilt, der wird verurteilt. Wo früher das Argument zählte, regiert heute die Lautstärke. Toleranz wird zwar in der Regel eingefordert, selten aber selbst geübt. Der Mensch von heute ist zwar des Lesens mächtig, aber will er auch verstehen? Ist er in der Lage den eigenen Standpunkt zu verlassen und die Sichtweise des Andersdenkenden einzunehmen, um sein Denken – selbst wenn er es nicht teilt – zu verstehen?
Selten wurden so viele Worte gewechselt wie heute. Im Rausch der Buchstaben aber ertrinkt die Kommunikation. Gerade die sozialen Medien offenbaren den Fortschritt der Evolution, der auch der Mensch sich nicht verschließen kann. Der homo sapiens sapiens erklimmt die nächste Stufe und wird zum homo hystericus. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls, wenn man die Kommentarspalten studiert. Da wird verurteilt und getrollt, mit kaputter Feststelltaste geschrien und gedroht, was das Zeug hält. In der Hysterie dieser Zeiten wird offenbar, dass die Befindlichkeit über den Verstand herrscht und was das eigene Befinden stört, wird niedergemacht. Wie gesäter Wind, der zur Sturmesernte wird, ist die Frucht der Hysterie der Shitstorm, der Schneisen in die Gesellschaft schlägt, polarisiert und die Welt in gute und böse Menschen teilt. Und böse, das sind grundsätzlich die anderen.
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Dies Domini – Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr B
Grauen Pfauen gleich spreizt der Mensch von heute gern die Federn. Unbeeindruckt vom Mangel eigener Originalität füllt er die Kommentarspalten und stolziert auf der Timeline umher. In seiner Eitelkeit erträgt der graue Pfau von heute es nicht, nicht das gesagt zu haben, was von allen anderen schon gesagt worden ist. Die Kommentarspalten der sogenannten sozialen Medien werden von diesem Unrat kommunikativer Absonderungen gefüllt, in denen man sich gegenseitig versichert, einen „klasse Kommentar“ geschrieben zu haben, oder einfach unbekannterweise Glückwünsche zu Geburtstagen jener postet, die man im Internet Freunde nennt, auch wenn man sie analog nicht kennt. Das Soziale an den neuen Medien besteht darin, dabei zu sein; und wer dabei ist, muss das zeigen. Zwischen mausgrau, aschgrau, silbergrau und pfauengrau findet sich immer noch ein aschfahles Plätzchen.
Das Leben des grauen Pfaus von heute folgt auch in Zeiten virtueller Realitäten den Gesetzen der Mechanik. Kein Thema kann so unbedeutend sein, dass der graue Pfau nicht begierig nach ihm picken würde. Er hat zu allem seinen Laut beizutragen, der sich krächzend der dürren Kehle entringt. Der graue Pfau ist ein mechanischer Sklave der eigenen Reflexe. Das Stolze seiner buntgefiederten Vorfahren ist ihm abhanden gekommen, dieser Mutation der Dichter und Denker. Wo man früher forschte, fordert er heute forsch Gehör. Wo man früher um Erkenntnis rang, ringt er heute um Anerkennung. Wo man früher Werte begründen musste, wird heute der Wert zu RBegründung selbst. Der graue Pfau hat keine Haltung mehr, sondern er bezieht Stellung. Im Stellungskampf der Gegenwart gibt es keine Meinungen mehr, die man begründen müsste. Vielmehr sucht sich jeder seinen Graben, in dem man dann mit anderen grauen Pfauen über die anderen grauen Pfaue in anderen Gräben schimpft.
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Dies Domini – Pfingsten, Lesejahr B
Die Sucht nach Relevanz treibt viele an den Rand der eigenen Originalität. Der Trend ersetzt die eigene Haltung. Der Shitstorm tritt an die Stelle der Argumentation. Wo früher Komödien und Tragödien, Dramen und Romane Geschichten erzählten und in ihrer Kunstfertigkeit die Leserin und den Hörer einbezogen, Jahrhunderte überbrückten und die alten Mythen gegenwärtig lebendig machten, da stellen heute Schauspieler die Gegenwart reißerisch dar. Was eben noch in den Nachrichten vermeldet wurde, kann man anschließend als Spielfilm sehen und dann gibt es den großen Tratsch der Talkshows, die zwar Unterhaltung, aber wenig Erkenntnis bieten. Viel Circenses, wenig panem. Emotion geht vor Information. Der Mensch lässt sich gerne verführen. Schließlich ist Denken anstrengend. Das Gehirn braucht einfach viel zu viel Energie. Wer etwas sein will, der erschafft sich einen Avatar, denn dem Original kann das Selbst nicht vertrauen. Und so verwechselt mancher im Rausch der lustvollen Empörung das medial vermittelte second life mit dem realen Leben, weil die Illusion des virtuellen Adventures von den Herausforderungen des wahren Lebens so schön ablenkt.
Wer in diesem Reigen narzisstischer Eitelkeiten nicht untergehen möchte, braucht bloß das Copy-Paste-Spiel beherrschen. Das Plagiat tritt an die Stelle des Originals. Man spielt nach, was gerade im Trend ist. Man kleidet sich wie diejenigen, die die Medien gerade eben zu Stars erklären. Und wer einen hippen Titel für Veranstaltungen sucht, der braucht bloß in den aktuellen Charts nach angesagten Musikstücken zu suchen, die irgendwie thematisch passen. Dann ist man nah dran am state of the art, dann trifft man den Puls der Zeit, dann muss doch auch der letzte merken, wie aktuell man ist.
Leider bleibt ein Plagiat ein Plagiat. Kopien sind einfach nicht originell. Pubertierende mögen das noch nicht wahrnehmen, wenn sie als Ministars durch die Welt stacksen und dabei hart an der Lächerlichkeit vorbeischrammend ein gefasstes Mitleid in der Erfahrung erregen, dass auch diese Phase vergehen und einen gereiften Menschen hervorbringen wird – ein echtes Original, dass sich in vielen schmerzhaften Niederlagen der schamhaften Selbsterkenntnis bewährt hat.
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Dies Domini – 7. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Wir befinden uns mitten im Monat Mai – und damit in der Primetime für Hochzeiten. Genau in diesem Moment stellt die Leseordnung uns die Lesung aus dem ersten Johannesbrief dessen Kernthema die Liebe ist, flankiert vom Evangelium nach Johannes, das von der Fürbitte Jesu für seine Jünger, die er so sehr liebt, handelt, vor.
Was können uns diese Texte also sagen? Brauchen wir sie um die Liebe zu „verstehen“? Erst einmal würden wir dies wahrscheinlich verneinen, da sicher die meisten – hoffentlich alle – von uns schon ihre eigenen Erfahrungen mit Liebe jeglicher Art, zu seinen Eltern, Kindern, Freunden und Partnern gemacht hat. Wir wissen, wie es sich anfühlt angenommen zu sein, mit allen Eigenarten, die jeder Mensch – Gott sei Dank – hat. Wir kennen das Gefühl zu lieben, bedingungslos Zuneigung zu schenken und dadurch selbst beschenkt zu werden.
Und dennoch geben die Texte unserem rein menschlichen Verständnis von Liebe eine weitere Dimension. Schon das Evangelium macht deutlich welches hohe Maß an Fürsorge Jesus für seine Jünger empfindet, denn er bietet für sie schon jetzt, während er noch unter ihnen weilt, für die Zeit, wenn er zum Vater gehen wird. Dass sie weiterhin bewahrt und behütet bleiben, dass Gott sie alle in seiner Hand hält und ihnen beisteht – auch wenn die Welt sie hasst.
„Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern, dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“ (Joh 17, 15)
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Dies Domini – 6. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Klebrig-süß oder leidenschaftlich, fromm-verspielter Kitsch oder loderndes Feuer – das Wort Liebe steht für vieles. Man kann sich hinter ihm verstecken und sich in ihre selbst übersteigen. Mit den Lippen bekannt ist sie noch lange nicht wirksam, wenn sie sich nicht in der Tat erweist. Auch die Liebe ist ein Tatwort. Wenn seine Süße nur auf der Zunge liegen bleibt und nicht durch des Lebens Probe geläutert wird, verklebt sie die Poren des Seins und verschleiert die Wahrnehmung. Des Lebens Wirklichkeit wird rosarot verklärt wo der Alltag nur grau ist. Wie Karies fressen sich diese fad-süßen Liebesbekundungen in die Seelen und hinterlassen auf Dauer nur eine löchrige Fäule des Selbstbetruges. Wahre Liebe hingegen kann die Leidenschaft nicht für sich behalten. Sie schafft Leiden; sie leidet mit. Sie ist nicht süß und niedlich. Wahre Liebe ist nicht fromm und selbstbezogen. Sie ist hart und wirklich:
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. (1 Korinther 13,7)
Wahre Liebe besteht aus Sehnsucht. Sie sehnt sich nach dem Gegenüber. Gerade deshalb sind Liebe und Leiden eng aufeinander bezogen. Die Liebe ist nie zufrieden. Ihr Ziel ist das Du, nicht das Ich. Gerade deshalb ist der Geschmack der Liebe nicht süß, sondern bitter. Solche Liebe ist selten ein Genuss, denn in der Liebe übersteigt sich das Ich und macht das Du zum Lebensinhalt. Leidet das Du, leidet auch das Ich.
Das alles hört sich aber doch wieder kitschig-romantisch an, wäre da nicht der Selbsterhaltungstrieb des Ich, der die schöne Du-Seeligkeit der Liebe stört. Ist die Emphase des Verliebtseins noch Grund genug, sich im Rausch der Endorphine selbst zu verlieren, so gewinnt früher oder später doch die Frage des eigenen Gewinns wieder die Oberhand. Ist es für die Verliebten noch eine Selbstverständlichkeit, alles für das geliebte Gegenüber zu geben, so erfahren Paare, die es geschafft haben, aus der Phase der Verliebtheit in die Wirklichkeit der Liebe zu gehen, dass eben diese Liebe vor allem Arbeit ist. Auf den Rausch des Verliebtseins, in dem man zu nahezu jedem Opfer bereit war, folgt oft das raue Erwachen, in dem sich die Nebel der Weichzeichnung lichten und sich der Partner, der gestern noch ein Engel war, als Mensch entpuppt.
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Dies Domini – 5. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Warum? – Das ist mehr Anklage als Frage, mehr Schrei als Erwartung einer Antwort. Es ist der Horror der Sinnlosigkeit, der dem Schrei vorausgeht. Wo ist der Sinn des Seins, wenn alles sinnlos erscheint?
Ein Schrei bedarf keiner Antwort. Er bedarf noch nicht einmal eines Adressaten. Der Schrei steht für sich. Er ist auszuhalten. Jede noch so gut gemeinte Antwort geht fehl, weil keine Frage gestellt wurde. Und Antworten auf ungestellte Fragen sind wie Walzermusik zur Trauer.
Der Verzweiflungsschrei des Warum ist in das Dunkel gerichtet. Ob da ein Gott ist oder nicht – die Antwort bleibt aus. Für die, die an keinen Gott glauben können, kommt in dem Schrei des Warum die Sinnlosigkeit des Seins auf den Punkt. Die, die an einen Gott glauben können, haben einen Adressaten für ihre Anklage: Gott ist schuld. Er möge sich erklären. Er möge dem Sinnlosen Sinn geben. Aber der so Angeklagte schweigt nur allzu oft. Stattdessen reden seine Boten von Solidarität und von der Hoffnung wider alle Hoffnung. Und sie können es gut begründen, denn es sind Worte der Schrift, die sie zitieren, und niemand außer ihnen selbst weiß, ob sie selbst angesichts des Leids der Welt glauben, was sie sagen. Vom Schweigen reden sie sonst so oft. Und dann, wenn die Worte fehlen müssten angesichts der abgrundtiefen Dunkelheit des sinnlosen Leids, da reden sie. Sie reden von der Auferstehung und der Liebe Gottes, in der alles Leid geborgen ist. Aber warum ändert sich dann nichts in dieser Welt? Wo ist das Zeichen, dass das alles wahr ist?
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Dies Domini – 4. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Starke Worte sind oft einsilbig in der deutschen Sprache. Herr, Gott, gut – Lust, Last, Leid – Kampf, Hass, Mut. Bereits wenige Buchstaben wecken den affektiven Impuls. Es sind Worte, die eine Haltung, Zustimmung oder Widerstand erfordern. Kurz und knapp lösen sie eine Kette von Assoziationen aus, eine innere Interaktion. Es sind Worte der Leidenschaft, die mit nur einem Vokal und ein paar Konsonanten fast archaisch daher kommen. Aber so unkomplex ihre Phonetik ist, so komplex ist doch ihre Wirkung. Ein Wort, ja eine Silbe genügt, um die Dinge zurecht zu rücken, die Sicht auf die Welt zu verändern und die Emotionen zu schüren. Lob, Huld, hold, schlecht, arg, krank – Welten und Stimmungen eröffnen sich mit der Macht eines einzigen kurzes Lautes.
„Macht“ ist auch so ein Wort, das der Sphäre der Einsilbigen angehört. Die Haltung zu diesem Wort ist ambivalent. Es wird allgemein als ungehörig empfunden, wenn jemand offen nach Macht strebt. Gleichwohl ist Macht notwendig, um Dinge in Bewegung zu setzen. Kaum einer brüstet sich damit, Macht zu haben. Im Gegenteil bescheiden sich selbst Entscheidungsträger in der Regel eine charakterliche Demut und weisen den Besitz von Macht von sich. So berichtet das Kölner Domradio über den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki:
„Mit Vokabeln wie ‚Beliebtheit‘ oder ‚Macht‘ habe er [der Kölner Erzbischof] so seine Schwierigkeiten. Natürlich habe er Entscheidungskompetenz und müsse die gerade auch in Kernbereichen geltend machen, räumte Woelki ein und verwies auf Gegenwind, den er bereits mit einigen Beschlüssen ausgelöst habe. Generell bekennt er sich aber zu einem ‚partizipativen Leitungsstil‘, um möglichst viele Leute mitzunehmen. ‚Ich habe bisher keine Entscheidung treffen müssen, die nicht von der Mehrheit der Beratungsgremien mitgetragen wurde.'“ (Quelle: domradio.de, 22.4.2015)
Die Bescheidenheit schmeichelt dem Publikum, das solche Äußerungen gerne hört. Und in der Tat: Entscheidungsträger, die sich in ihrer Macht selbst bescheiden, wissend, dass sie die Entscheidung doch treffen müssen, erweisen sich als weise. Was nützte ihre Macht, wenn sie die Herzen der Menschen nicht gewinnen. Der Mächtige, der sich an seiner Macht berauscht, wird zum Diktator, dessen Tyrannei auf Hass und Angst gründet. Seine Macht wird zum Fluch. Die Macht derer, die sie in aller Demut und Bescheidenheit ertragen, kann hingegen zum Segen werden, wenn man sie annimmt wie eine Leihgabe und nicht wie einen Besitz. Genau daran muss sich Pilatus erinnern lassen, der Jesus mit seiner Macht über dessen Leben und Tod einschüchtern will, dabei aber nur seine eigene Ängstlichkeit kaschieren möchte:
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Dies Domini – 3. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B
Nach der frohen Botschaft von Ostern beschäftigt sich auch das Evangelium dieses Sonntags und die Lesung aus der Apostelgeschichte noch intensiv mit dem vor- und nachösterlichen Geschehen. Die Apostelgeschichte blendet zunächst etwas zurück und führt das Versagen und Vergehen der Menschen, das zum Tod Jesu geführt hat, deutlich vor Augen:
„(…) den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt. (…) Den Urheber des Lebens habt ihr getötet.“ Apostelgeschichte 3,13-15
Es wird aber schon hier der versöhnende Blick nach vorne geworfen, der allerdings auch Handlungsanweisungen gibt:
„Nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Führer. (…) Also kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden.“ Apostelgeschichte 3,17-19
Deutlich erkennbar wird also, dass die Menschen trotz der Schuld, die sie auf sich geladen haben, nicht verzweifeln müssen, da Gott versöhnungsbereit ist und seine Hand immer wieder neu ausstreckt zu uns – den von ihm so unendlich geliebten Menschen.
Trotzdem gibt es eben, so stellen es die Schriftstellen vor Augen:
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Dies Domini – 2. Sonntag der Osterzeit/Weißer Sonntag, Lesejahr B
Atheisten und fromme Christen sind sich selten einig. Da verwundert es schon, dass ausgerechnet das Wunder sie zu Brüdern im Geiste ein, denn beide brauchen das Wunder: Diese, um einen greifbaren Beweis für das zu haben, was sie glauben, einen Beweis, der den Zweifel zum Schweigen bringt; jene, damit sie einen Beweis für ihre Zweifel haben, denn das Übernatürliche widerspricht doch offenkundig der Vernunft und den Naturgesetzen. Die Seelen beider ringen nach Bestätigung. Wie die Königskinder können sie aber nicht zueinander finden. Die Macht des Zweifels trennt sie, da die einen den Zweifel nicht ertragen können, während die anderen den Zweifel als Argument und nicht als Triebfeder der Erkenntnis benutzen. Ihr Bekenntnis lautet: Was angezweifelt werden kann, kann nicht wahr sein. Und so hallt die faustische Klage auch in der Gegenwart durch die Welt:
Was sucht ihr, mächtig und gelind,
Ihr Himmelstöne, mich am Staube?
Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind.
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube;
das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.
Zu jenen Sphären wag ich nicht zu streben,
woher die holde Nachricht tönt;
und doch, an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt,
ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben. (Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, VV. 762-770)
Anlass des faustische Seufzers ist der Klang einer Glocke, die in der Osternacht die Auferstehung Christi verkündet. Faust aber sitzt in seinem Studierzimmer und sucht nach der Wahrheit hinter den Dingen, nach meta-physischer Erkenntnis. Von ferne hört er dort den tröstlichen Ostergesang, der den Tod nicht verleugnet und gerade deshalb die Auferstehung verkündet.
Dass Tote wieder leben, ist in der Tat mit gesundem Menschenverstand wohl kaum zu begreifen. Das ist gegen die Natur. Tot ist tot! Daran gibt es doch keinen Zweifel.
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