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kath 2:30 Dies DominiDas Kreuz ist eine Last. Was nur soll man am 26. September 2021 wählen? Manch eine wird sich dieser Last schon per Briefwahl entledigt haben und manch einer wird das Kreuz nicht auf sich nehmen wollen, die Verantwortung der Wahl zu übernehmen. Dabei ist es in einer Demokratie, in der alle Macht vom Volk ausgeht, der souveräne Akt schlechthin, zu wählen. Sicher: In Deutschland gibt es in diesem Jahr gut 60 Millionen Wahlberechtigte. Was mag da eine Stimme schon zählen? Viel, wenn man genau hinschaut. Bei der Erststimme, mit der das direkte Mandat eines Wahlkreises vergeben wird, kann schon eine einzige Stimme den Ausschlag geben, denn diejenige Kandidatin bzw. der Kandidat mit den meisten stimmen gewinnt. Es zählt also wirklich jede Stimme. Mit der aber sollte man verantwortlich umgehen.


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kath 2:30 Dies DominiIm Wein liegt Wahrheit. In der Wurst auch. Wenn es um sie geht, geht es immer ums Ganze. Wer glaubt, im Besitz der Wahrheit zu sein, scheut den Zweifel; noch weniger verträgt er Kritik. Zweifellos kann für solche Menschen deshalb immer nur die eigene Meinung zählen, die ja – wer könnte daran zweifeln – mit der Wahrheit nachgerade identisch ist. Jeder, der die eigene Meinung anfragt, kann deshalb nur ein Lügner sein oder auch – da muss man schon ganz genau sein – eine Lügnerin! Was glauben Sie denn?

Tatsächlich ist die Wahrheit von flüchtigem Wesen. Man mag zwar glauben, sie erfasst zu haben; tatsächlich aber hat man bestenfalls einen kleinen Zipfel in der Hand. Das ist nicht schlimm – wenn nur dieser Anspruch auf Zweifellosigkeit nicht wäre. Dabei ist es der Zweifel, der immer wieder den Antrieb gibt, sich mit dem, was man verstanden hat, eben nicht zufrieden zu geben.


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kath 2:30 Dies DominiAm kommenden Dienstag ist in Wuppertal Hochfest. Die römisch-katholische Kirche begeht dann – am 10. August – das Fest des Heiligen Laurentius, jenes Diakons, der am selben Datum im Jahr 258 n.d.Z. in Rom unter Kaiser Valerian hingerichtet wurde. Diakone hatten damals eine besondere Aufgabe. Sie verwalteten als Kämmerer das Kirchenvermögen, das vor allem für soziale Zwecke verwendet wurde.

Freilich sah sich die Christenheit in der Mitte des dritten Jahrhunderts immer wieder Verfolgungen ausgesetzt. Christen galten im damaligen polytheistisch geprägten Umfeld als Atheisten. Einen unsichtbaren Gott zu verehren, den man nicht darstellen konnte – das muss vielen damaligen Zeitgenossen als völlig abwegig erschienen sein. Solche Gottlosen galten im harmlosen Fall als verrückt. Schlimmer war wohl, dass der auf die Götterverehrung aufbauende Staatkult, der seit Julius Cäsar auch die römischen Caesaren vergöttlichte, als subversiv und staatsgefährdend angesehen werden konnte. So schreibt Plinius der Jüngeren an Kaiser Trajan um die erste Jahrhundertewende:

„Einstweilen bin ich mit denen, die bei mir als Christen angezeigt wurden, folgendermaßen verfahren: ich habe sie gefragt, ob sie Christen seien. Die Geständigen habe ich unter Androhung der Todesstrafe ein zweites und drittes Mal gefragt. Die dabei blieben, ließ ich abführen. Denn ich war der Überzeugung, was auch immer es sei, was sie damit eingestanden, dass auf alle Fälle ihr Eigensinn und ihre unbeugsame Halsstarrigkeit bestraft werden müsse.“

Diese Halsstarrigkeit hat viele den Kopf gekostet. Die Unbeugsamkeit war gleichwohl legendär. Das 13. Kapitel der Offenbarung des Johannes, die in den Kontext jener Verfolgungen hineingeschrieben wurde, zeigt das: Wer der Kaiserstatue nicht opfern und so den Kaiser als Gott verehren wollte, setzt sein Leben aufs Spiel. Ist das nicht absurd?


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kath 2:30 Dies DominiSophrosyne – so bezeichneten die alten Griechen jene Tugend der Besonnenheit und inneren Gelassenheit, die sich in gesundem Gebrauch des Verstandes und Mäßigung der Begierden ausdrückt. Es scheint allerdings, als seien diese Tugenden aus der Mode gekommen. In Zeiten, wo das einfache Tragen einer Maske zum Schutz anderer manchen schon als massive Einschränkung der Grundrechte erscheint und – Corona hin, Delta her – das Bedürfnis, alles endlich einmal hinter sich zu lassen und mal so richtig Urlaub zu machen, als Ausdruck der Höchstform der Sinnfindung erscheint, steht wohl eher die Pflege eigener Befindlichkeiten im Vordergrund als der Verzicht zum Gelingen des großen Ganzen. Auch wenn schon viele geimpft sind, fordert die Delta-Variante doch ihren Tribut. Und doch erscheint es manchen als unzumutbare Belastung, wenn man aus einem ausländischen Risikogebiet einreist, speziellen Nachweis- und Quarantänepflichten unterliegt. Was glauben Sie denn?

In Zeiten, in denen Emotionen vor Informationen gehen und subjektive Befindlichkeiten objektiven Befunden vorgezogen werden, haben Besonnenheit und Gelassenheit, hat Sophrosyne keine Konjunktur. Konjunktur hingegen ist heutzutage das Maß aller Dinge. Es kann kein Zweifel bestehen, dass eine gesunde Wirtschaft die Basis für Freiheit und Wohlstand sind. Allerdings ist die Frage, ob die Konjunktur grenzenlos sein kann. Die Unwetter der letzten Tage, die Überschwemmungen und Flutwellen, der Stromausfall, die Evakuierung von Alten- und Pflegeheimen, weil die Wasserfluten sich ihren Weg suchten – all das zeigt dem Menschen ebenso die Grenzen auf wie die Hitzesommer der vergangenen Jahre. Der Klimawandel ist längst Realität. Seiner technisch Herr werden zu wollen, wie es manche fordern, wird sicher möglich sein – schafft aber neue Probleme. Jetzt schon stellt der aktuelle Wirtschaftsminister Peter Altmaier fest, dass der Stromverbrauch bis 2035 um mindestens 15% steigen wird. Wenn gleichzeitig der Ausstieg aus einer carbonorientierten und auf Verbrennung basierenden Energiegewinnung bewältigt werden soll, heißt das aber auch, dass Wälder für mehr Windkraftanlage oder – sofern diese im Meer stehen – für Stromtrassen gerodet oder Flächen für Solaranlagen benötigt werden. Jetzt schon verschlingt die Gewinnung von Materialien, die moderne Technik benötigt werden, wie seltene Erden, Lithium und andere Metalle enorme Ressourcen und führt andernorts zu Umweltschäden – die uns, weil fern der Heimat, nur nicht so in den eigenen Befindlichkeiten stören wie eine Windkraftanlage nah beim Haus. Verzicht ist keine Tugend des modernen Menschen. Verzicht aber wäre vonnöten, um die Zukunft lebbar zu halten.


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kath 2:30 Dies DominiDer Theologe kennt das – und die Theologin auch: Wenn die Herausforderungen des Lebens komplex werden, lautet die Frage entweder: Wie kann Gott das zulassen? – oder: Was würde Jesus dazu sagen? Sicher, beide Fragen zeugen eher von einer Haltung, die die Verantwortung für die unangenehmen Dinge gerne an den Allerhöchsten delegiert, dessen Existenz manch ein Fragesteller gleichzeitig aber ablehnt: Wenn es einen Gott gäbe, könne er doch so ein Ungemach unmöglich zulassen! Was glauben Sie denn?

Tatsächlich führt uns wohl auch die Corona-Pandemie vor diese Frage, wie Gott, so er denn ist, das überhaupt zulassen könne. Die Frage erscheint bei näherer Betrachtung einigermaßen naiv, fast kindlich. Das waren doch noch Zeiten, als die kleinen und großen Probleme von Eltern, Großeltern, Lehrerinnen und Erziehern gelöst wurden. Selbst im jugendlichen Alter, in dem man pubertätsstrotzend zu allem fähig, aber für nichts verantwortlich war, konnte man sich meist auf die helfenden Interventionen der Alten verlassen, die man ansonsten lieber außen vor ließ. Zu irgendetwas müssen diese Leute doch gut sein, wenn sie auch sonst nur stören … Man wäre dabei doch gerne selbst schon groß, ist aber dann doch mit den Herausforderungen des Lebens immer wieder überfordert. Man will leben und genießen, aber noch keine Verantwortung übernehmen. Der Preis dieser seligen Unmündigkeit ist freilich, dass man pünktlich zu Hause sein muss und immer wieder um Erlaubnis fragen muss – und das nervt! Aber Verantwortung? Ist auch anstrengend … Erwachsensein hingegen zeichnet sich gerade durch diese Verantwortung aus.


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kath 2:30 Dies DominiWenn Kühe nach einem langen Winter im Stall wieder auf die Weide dürfen, ist oft kein Halten mehr. Da ist ein Springen und Hüpfen, eine Rennen und Stoßen. Die Freude über die Freiheit, den Duft des Grases, das Leben an sich … all das kann man auch in diesen Tagen nach einem langen Lockdown erleben, als die Menschen wieder auf die gepflasterten Straßen und Plätze in die Außengastronomie stürmten. Ist das ein Jauchzen und eine Freude, die ausgezehrten Gestalten wieder an den jenen Tischen zu beobachten, die Leib und Seele allein im Stande sind zu nähren. Was ist da schon das Manna in der Wüste, was Wasser aus dem Felsen? Der Himmel auf Erden ist in der Außengastronomie! Was glauben Sie denn?

Wie so oft im Leben sieht man die, die im Licht stehen und die frühsommerliche Sonne genießen können. Die im Dunkeln aber sieht man nicht. Während sich die vielen Gerüchte um eine vermeintliche Coronadiktatur als offenkundig falsch erwiesen haben (wer hätte das gedacht?), gibt es allein in Wuppertal nach wie vor gut 50.000 Menschen, die als Regelleistungsberechtigte Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld beziehen. Jedem siebten Wuppertaler dürften damit die Mittel fehlen, die wiedergewonnenen Möglichkeiten zu genießen. Für sie ist es – Lockdown hin, Lockdown her – eine Normalität, zu der sie nicht zurückkehren brauchen, weil sie sie nie verlassen haben. Ist das normal in Wuppertal, der Stadt eines Friedrich Engels, Adolph Kolping und Johann Gregor Breuer?


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kath 2:30 Dies DominiDie Freiheit steht auf dem Prüfstand. Es sind nicht die pandemiebedingten Einschränkungen, die vorübergehend notwendig sind, um die Verbreitung eines für nicht wenige tödlichen Virus einzudämmen. Es ist die Freiheitsdefinition der einzelnen, die mitunter dazu angetan ist, eine Freiheit für sich zu reklamieren, die man anderen nicht gönnt. Wie anders ist es zu erklären, dass – wie die Westdeutsche Zeitung am vergangenen Dienstag berichtete – es zu Sitzstreiks in Arztpraxen kommt oder man eine Pflegebedürftigkeit naher Verwandter konstruiert, um in den Genuss eines schnelleren Impftermins zu kommen. Die Politik ist daran nicht ganz schuldlos, verheißt sie doch jetzt schon für Geimpfte einen guten Sommer mit der Möglichkeit in Urlaub zu fahren. Da ist es schon erstaunlich, dass das urlaubswillige Volk seine spontane Solidarität mit den zahlreichen pflegebedürftigen Mitmenschen entdeckt, die die Pflegekassen sicher erschrecken lässt: Wer soll die ganzen vulnerablen Gruppen nur schützen, wenn die, die jetzt vor lauter Sorge um eine vorzeitige Impfung betteln, in Urlaub fahren? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDas Paradies – eine Utopie, ein Nicht-Ort, ein sehnsuchtsvoll erstrebter Zustand der Nichtverantwortung. Menschen zu allen Zeiten träumen von diesem Urzustand vollkommenen Glücks. In der abendländischen Tradition ist sicher jenes orientalische Bild vom Garten Eden prägend geworden, in den der Mensch hineingeschaffen wird – und doch nicht glücklich sein kann. Ihm fehlt das Gegenüber. Einsamkeit ist nicht paradiesisch. Im Gegenteil: Ohne Begegnung erscheint selbst ein Paradies als Ort des Mangels. Wo soll er hingehen in einem Paradies im Lockdown? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiEs ist Schabbat, Samstag, der siebte Tag, Zwischenzeit. Die europäische Kultur hat es verlernt, am siebten Tag zu ruhen. Der Sonntag ist zum Wochenende geworden. Dabei ist er eigentlich der Wochenbeginn, der erste Tag, der Tag der Schöpfung, der Tag, an dem alles begann. Es war wohl Kaiser Konstantin, der den Tag der Sonne zum freien Tag erklärte. Schließlich wurde am ersten Tag der Woche nach christlicher Überlieferung die Auferstehung Jesu offenbar. Am Karfreitag sah alles noch anders aus. Der große Aufbruch, die Erneuerung, die Botschaft vom nahen Reich Gottes – all das schien gescheitert. Der Rabbi aus Nazareth endete am Kreuz – verflucht und gottverlassen. Kein Wunder, dass seine Leute das Weite suchten. Was glauben Sie denn?

Nach der Überlieferung stirbt er an einem Rüsttag, also dem Tag vor dem Schabbat – wohl in der neunten Stunde, also etwa um 15. Als sicher kann gelten, dass sein Tod im Umfeld des Pesachfestes eintritt. Es ist Frühjahr. Das Äquinoktium, die Tag- und Nachgleiche ist nicht fern. Die Sonne wird also etwa gegen 18 Uhr untergehen. Es wird der Beginn eines neuen Tages sein, heißt es doch in der ersten Schöpfungserzählen: „Es ward Abend, es ward Morgen, ein Tag“. Mit dem Sonnenuntergang also wird der Schabbat beginnen, der Tag der Ruhe.


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kath 2:30 Dies DominiNur ein Klick … alles ist nur ein Klick entfernt. Die nächste Schulstunde, die nächste Konferenz, das nächste Shoppingerlebnis, ja, sogar der Gottesdienst – alles ist nur einen Klick entfernt. Click and collect, click and meet, click and pray! Man kann wirklich froh sein, dass wir im digitalen Zeitalter leben. Manch ein Kirchenvertreter berichtet ja auch schon euphorisch von den hohen Klickzahlen. Man würde so viel mehr Leute erreichen, als sonst zu den Gottesdiensten kämen. Wenn das mal nicht täuscht, denn ein bloßer Klick sagt ja noch nichts darüber aus, wie nachhaltig der Klick gewirkt hat. Haben die Leute da wirklich die ganze Zeit den Gottesdienst mitverfolgt? Oder waren sie nach ein paar Sekunden schon wieder weg? Geklickt hat man schnell – und weitergeklickt oft noch schneller. Was glauben Sie denn?


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