Dies Domini – Fest Verkündigung des Herrn, Lesejahr A
Im Matthäusevangelium des heutigen Sonntags begegnet uns das Evangelium von der Verklärung:
„Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus.“ (Mt 17,2f.)
Petrus erkennt sofort den Wert dieser Beglaubigung Jesu:
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Dies Domini – Sechster Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A
Es sind nur noch wenige Tage, dann wird Jesus Christus endgültig verschwinden – zumindest wenn man der Dramaturgie der Osterzeit folgt, die sich an den Evangelien orientiert. An Christi Himmelfahrt wird der vom Kreuzestod Auferstandene letzte Worte zu den Seinen sprechen und dann vor ihren Augen in den Himmel auffahren. Dann vollzieht sich, was sich in den Abschiedsreden des Johannesevangeliums schon andeutet. Im Evangelium vom sechsten Sonntag der Osterzeit im Lesejahr A wird Jesus wird Jesus mit Blick auf seinen Tod deutlich:
„Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr.“ (Joh 14,19a)
Für die Seinen aber hat für diese Zeit der Trennung eine tröstende Verheißung:
„Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.“ (Joh 14,18)
und:
„Ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.“ (Joh 14,19b)
So wird es geschehen an dem Tag, an dem die Jesu Auferstehung vom Kreuzestod offenbar wird. Mit dem Ostertag beginnt die letzte Phase des Lernens für die Jünger Jesu. Was sie im irdischen Leben Jesu, der als Mensch unter Menschen lebt, noch nicht zu erkennen vermögen, werden sie zunehmend verstehen. Solange sie die Erfahrung des Auferstandenen nicht haben, können sie nur aus ihrem gewöhnlichen Erfahrungsschatz des gesunden Menschenverstandes schöpfen. Und da heißt es: Mit dem Tod ist Schluss! Und: Gott ist im Himmel und nicht unter den Menschen! Deshalb haben sie sich nach Jesu Tod am Kreuz aus dem Staub gemacht. Ihre Erfahrung sagt ihnen, dass da nichts mehr zu holen ist – bis, ja bis am Ostermorgen alles anders war.
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Dies Domini – 11. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Durch Gewöhnung getrübt verliert die Erkenntnis an Elan. Der Fortschritt der Gedanken wird gehemmt, denn Fortschritt bedeutet Veränderung. Die Gewöhnung aber ist der Veränderung feind. Einmal an eine vermeintliche Erkenntnis gewöhnt, verstört jede Kritik die wohlige Gemütlichkeit. Deshalb wird das Gewöhnliche schnell zur Tradition erklärt, die es zu bewahren gälte. Erschreckt vor der Autorität der Tradition wird dabei freilich übersehen, dass Tradition selbst immer ein Übergang ist, ein Fortschreiten auf dem bisher beschrittenen Weg in der Treue zu den Vielen, die auf diesem Weg vorangeschritten sind und in der Verantwortung, dass auch kommende Generationen den Weg weitergehen werden. Den Heutigen obliegt es, den eigenen Teil des Weges zu gehen – eines Weges, den sie nicht begonnen haben und den sie nicht beenden werden. Den Staffelstab der Tradition haben sie übernommen, um ihn zu tragen und einst weiterzugeben. Tradition ist der Name eines Weges, eines fortschreitenden Prozesses der Erkenntnis. Tradition ist Erkenntnis. Deshalb verändert die Tradition, wird verändert und bleibt doch Tradition. So muss keine Generation von neuem anfangen, den Urgrund der Welt zu erkennen. Die Erkenntnisse und Forschungen heute bauen auf denen auf, die vergangene Entdecker und Forscherinnen gewonnen haben; und sie werden zur Basis für neue Erkenntnisse in der Zukunft werden. Das ist Tradition – kein Zustand, sondern ein Weg. Gewöhnung ist der Tradition deshalb per se fremd.
Vom Virus der Gewöhnung sind nicht selten auch der Glaube und seine Rede von Gott und Welt betroffen. Allzu schnell wird da Jesus zum Heiland und Erlöser der Welt, zum guten Mann aus Galiläa, der Kinder segnete, Kranke heilte und auch sonst für jeden nur ein gutes Wort hatte. Es müssen deshalb böse Menschen gewesen sein, die den lieben Jesus umgebracht haben. An solche einfachen Sichtweisen gewöhnt, neigen selbst Erwachsene dazu, alles und alle, die nicht sofort mit dem lieben Jesus übereinstimmen, zu verurteilen. Im besten Fall nimmt man die Apostaten noch ins Gebet. Auf jeden Fall aber kann man die, die dem lieben Jesus nicht huldigen, nicht verstehen. Selbst steht man natürlich auf der richtigen, auf der guten Seite, auf der Seite des lieben Jesus, des Heilands. In seiner Gottheit Glanz sonnt man sich und betet darum, dass diese Gnade noch wachsen möge, während man mit wohligem Schauer auf die herab schaut, die nicht in dieser Gemeinschaft leben. Tatsächlich könnte man sich in dieser Haltung auf die Worte des Paulus berufen, wie sie in der zweiten Lesung vom 11. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A verkündet werden:
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Dies Domini – 5. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C
Es ist Zeit. Mehr als der Raum beeinflusst die Zeit das Sein des Menschen. Er ist ihrem Lauf ausgeliefert. Im Laufe eines Tages vollzieht sich die Veränderung unmerklich. Über Wochen, Monate und Jahre hinweg ist die Veränderung aber nicht zu übersehen. Der Mensch ist ein zeitliches Wesen. Und seine Zeit ist begrenzt.
Gerade der Begrenzung wegen ist Zeit ein hohes Gut. Dabei kann man Zeit nicht besitzen. Sie ist nicht speicherbar. Man kann sie noch nicht einmal sparen. Die Zeit fließt, des Menschen Zeit verrinnt. Als Lebender allerdings hat er Zeit. Das Leben vollzieht sich in der Zeit. Tote haben keine Zeit mehr.
Das Leben und die Zeit sind also auf das Engste miteinander verbunden. Das Leben vollzieht sich in der Zeit. Es waren Naturläufe, die den Lauf der Zeit bestimmten. Sonnenunter- und -aufgang prägten das Geschehen des Tages. Der Mensch lebte im und mit dem Lauf der Jahreszeiten. Er lernte, die Lauf der Gestirne zu deuten für die Zeit der Aussaat und der Ernte. Frühere Generationen wussten noch um die Lebensqualität der Zeit. Zeit zu haben, Muße zu tun, ja Müßiggang zu treiben, galt als Ausweis des Reichtums. Reich war, wer Zeit hatte.
Heute hingegen gilt als clever, wer seine Zeit effizient nutzt. Zeitfenster werden im Minutentakt gefüllt. Ein Tag, der früher durch Sonnenunter- und -aufgang begrenzt war, ist nun in 86.400 Miniatureinheiten eingeteilt, deren Länge exakt dem 9.192.631.770-fachen der Periode einer Mikroschwingung entspricht, die mit einem bestimmten Übergang des Niveaus innerhalb eines Caesiumatoms in Resonanz ist. Und Max Planck geht noch weiter, wenn er die Planck-Zeit definiert, jenes kleinstmögliche Zeitintervall von 5,391×10-44 Sekunden, in denen die bekannten Gesetze der Physik gelten. Jenseits dieser Grenzen greifen sie nicht mehr. Der Zwischenraum zwischen diesen kleinsten Einheiten entzieht sich dem Zugriff, er ist unverfügbar wie die Ewigkeit.
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50 Tage liegen zwischen dem niederschmetternden Scheitern und dem Aufbruch. Der Aufbruch muss reifen. Wie ein Samenkorn in dunkler Erde, wie eine Frucht verborgen im Innern der Blüte muss der Aufbruch reifen. Wer vor der Zeit aufbricht, kann sich leicht verirren. 50 Tage warteten sie damals in Jerusalem hinter verschlossenen Türen, angstvoll trotz der Gewissheit, dass der Gekreuzigte wieder lebt. 50 Tage im Grau zwischen Tod und Leben. Und dann dieser Aufbruch.
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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zum Ratsvorsitzenden gewählt. Als römisch-katholischer Christ gratuliere ich zu dieser Wahl. Der neue Ratsvorsitzende betont, die Kirche solle nicht mit musealem Kult und abgehobenen Zukunftsträumen der gesellschaftlichen Wirklichkeit entfliehen und sich nicht ins Private zurückziehen.
Damit kann sich auch ein römischer-katholischer Christ identifizieren. Die Päpste von Johannes XXIII bis zu Franziskus haben immer wieder daran erinnert, dass die Kirche kein Museum und Christen keine Statuen seien.
Das sind Worte, die konfessionsübergreifend immer wieder gerne zitiert werden. Es sind gute und richtige Worte. Worte, die Geschwätz bleiben, wenn sie nicht zur Tat werden.
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Dies Domini – Zweiter Fastensonntag, Lesejahr A
In diesen Tagen bekommen viele Hauptamtliche, die im pastoralen Dienst stehen, Post von einer interdisziplinären Forschungsgruppe. Diese Forschungsgruppe führt eine unabhängige und anonyme Fragenbogenstudie mit dem Titel „Wie es mir als Seelsorger/in heute geht …“ durch. Der Fragebogen erhebt Angaben zur Spiritualität und Gesundheit, zur Zufriedenheit und zur privaten Lebenssituation, zum „Stress“ (die Anführungszeichen befinden sich – warum auch immer – tatsächlich auf der Frontseite des Fragebogens), zum Engagement im Dienst, zur Wertschätzung der eigenen Tätigkeit und vielem anderen mehr. Ziel ist laut Auskunft der Befrager „die Bereitstellung von aktuellem Grundlagenwissen zur Förderung (…) der Gesundheit und (…) Zufriedenheit im Dienst.“ Motivierend wird hinzugefügt:
Es geht um Sie und Ihr Wohlergehen! (aus den Hinweisen zum Ausfüllen des Fragebogens)
Das ist eine interessante Motivation für Seelsorgerinnen und Seelsorger. Nicht dass der Umgang mit eigenen Ressourcen gelernt werden muss. Nicht dass es notwendig wäre, die eigenen Grenzen und Möglichkeiten zu kennen. Nicht dass es für alle, die das Wort Gottes in Wort und Tat verkünden sollen, wichtig ist, dies in der Authentizität des eigenen Lebens zu bezeugen. Nicht dass es wünschenswert wäre, wenn das auch noch Spaß macht. Die Selbstfixierung, die hinter der motivierenden Ansage steht, findet sich allerdings schon seit vielen Jahren in den Äußerungen pastoraler Dienste, seien es geweihte oder ungeweihte, die eine zunehmende Meisterschaft der Abgrenzung entwickelt haben und Könner im Nein-Sagen geworden sind. Nein, es geht hier nicht um das Lob der Selbstausbeutung. Der Auftrag, den hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger haben, besteht allerdings nicht in der eigenen Seelenpflege, sondern in der Sorge um die Seelen anderer. Nicht das Ich sollte im Vordergrund stehen, sondern das Du.
Das ist tatsächlich angesichts der gegenwärtigen Umbruchsituationen von Bedeutung. Die Kirchengeschichte kennt viele solcher Umbruchsituationen. Bei näherem Hinsehen kann man sogar die Frage stellen, ob es überhaupt einmal eine ruhige Phase in der Kirchengeschichte gegeben hat. Das Axiom „ecclesia semper reformanda“ (die Kirche ist ständig zu erneuern) lässt demgegenüber eher darauf schließen, dass Veränderung und Umbruch geradezu Wesenseigenschaften der Kirche sind. Ihr Auftrag besteht in der ständigen innovativen Inkulturation der frohen Botschaft in die jeweiligen Zeiten und Kulturen hinein. Bleibt der Inhalt der ihre anvertrauten Botschaft auch gleich, die Form ist doch in ständigem Wandel. Es gilt daher nicht die Alternative Bewahrung oder Entwicklung, sondern das Ineinander von Bewahrung und Entwicklung. Tradition ist kein Zustand, sondern ein Prozess!
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In der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln zitierte der Chefredakteur vor einiger Zeit seinen Sohn, der gemeint hatte, die Situation der Kirche sei mit dem Ruf: „Merken die denn nicht, dass die Hütte brennt?“ zutreffend beschrieben. Manch einer aber lebt und schreibt so vor sich hin in unseren Diözesen, als stünde nicht das ganze Haus schon lichterloh in Flammen, sondern als seien es lediglich kleinere Rodungsfeuerchen, die zwar unsere volkskirchlichen Strukturen in Europa vernichten, aber doch nur, um auf deren Asche entweltlichte und damit seligmachende neue Gemeinden erstehen zu lassen, herrlicher, geistlicher und frömmer als je zu Menschengedenken.
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