Dies Domini – 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Im Bewusstsein um die Erhabenheit seiner Würde neigt der Mensch dazu, sich die Welt schön zu denken. Ein Wesen wie er, begabt mit Verstand und Selbstbewusstsein, kann nur der Fixpunkt sein, den Archimedes suchte, um die Welt aus den Angeln zu heben. Wahrlich: Der Mensch macht sich die Welt nicht nur untertan. Er konstruiert sich seine eigenen Weltrealitäten. Er schafft sie immer wieder neu, um sie handhabbar und begreifbar zu machen. Der Mensch konstruiert sich seine Wirklichkeit selbst – und sei es um den Preis der Realitätsverweigerung.
Gerade der postmoderne Mensch der Gegenwart liebt sich selbst um dieser Selbstsuggestion absoluter Autonomie willen sehr. Sich narzisstisch im Glanz des eigenen Spiegelbildes sonnend konstatiert er, dass die Realität ihm zu gehorchen hat. Er ist die Macht, die gottgleich Wirklichkeiten schafft. Er verflucht, was sich ihm widersetzt. Wirklich hat gefälligst nur das zu sein, was er will. Dieser tolle Mensch ist nicht mehr ein Geschöpf, einer Welt ausgesetzt, deren Voraussetzungen ihm Leben ermöglichen, wenn er sich eben mit jenen Voraussetzungen auseinandersetzt. Nein, dem tollen Menschen von heute ist die Welt kein Gegenüber mehr, sondern bestenfalls Objekt, denn er schafft sich seine Welt selbst. Der tolle Mensch von heute ist ein Avatar, der die analoge Wirklichkeit der Welt nur dann braucht, wenn sie ihm in den Kram passt. Wenn sie hingegen zum Störfaktor seines Wünschens und Denkens wird, wird sie schlicht mit einem Bann belegt. Wo käme der tolle Mensch der Gegenwart denn hin, wenn er den Gesetzen der Wirklichkeit gehorchen müsste. Er ist es doch, der sagt, was geht und was nicht; er setzt doch die Maßstäbe, dessen größter er selbst ist, der Fixstern, die Sonne im Mittelpunkt des Egosmos. Wie groß muss er doch sein, weil die Welt um ihn kreist.
Als herausragender Vertreter des tollen Menschen der Gegenwart hat sich jüngst der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer erwiesen, der mit Blick auf die politischen Entscheidungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bezüglich der Bewältigung des Flüchtlingsstroms kategorisch feststellt:
0 Kommentare