Ein greiser Mann wartet. Worauf er gewartet hat, wird ihm erst klar, als das Erwartete eintritt. Die Christenheit feierte gestern das Fest „Darstellung des Herrn“, im Volksmund auch als „Maria Lichtmess“ bekannt. Das Lukasevangelium legt nach der Weihnachtserzählung viel Wert darauf, dass das Leben Jesu tief im Judentum verwurzelt ist. In Lukas 2,21 wird von seiner Beschneidung berichtet, woran sich die Erzählung des ersten Besuches des Säuglings Jesu im Tempel anschließt. Bemerkenswert ist, dass der Besuch anlässlich der vorgeschriebenen Reinigungsopfers geschieht, dem sich die Mutter eines Sohnes nach Levitikus 12,2-4 vierzig Tage nach dessen Geburt unterziehen musste. Interessant ist, dass die andere Vorschrift, nämlich die Auslösung des Erstgeborenen, die Pidjon HaBen, unerwähnt bleibt. Nach Exodus 13,2 ist alle Erstgeburt geheiligt und gehört Gott und muss ihm deshalb im Tempel übergeben werden. Dort wird der Erstgeborene üblicherweise nach Num 18,16 durch ein Geldopfer ausgelöst. Lukas berichtet nun von der vorgeschriebenen Reinigung der Maria und der Darstellung Jesu im Tempel, nicht aber von dessen Auslösung. Er bleibt damit erzählerisch im „Besitz“ Gottes.
Damit setzt sich fort, was Lukas schon von der Verkündigung an andeutet: Dieser Jesus ist anders. Das scheint auch der greise Simeon zu ahnen, der gewartet hat und nun eine Verheißung über den Neugeborenen spricht:
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Der alte weiße Mann ist am Boden. Ihm gegenüber sitzt ein Kind. Die Augen aufmerksam aufgeschlagen lauscht es dem, was der alte weiße Mann da mit freundlicher Geste erzählt. Fast könnte man die Stimmen hören – so lebendig sitzen die beiden da im Neandertalmuseum. Die mit Puppen dargestellte Szene könnte sich tatsächlich unweit des Museums vor Jahrtausenden an der Düssel zugetragen haben. So gab man Wissen an die nachwachsenden Generationen weiter – durch Erzählen. Irgendwann wird das Kind selbst eine alte weise Frau oder ein alter weiser Mann geworden sein, die Wissen und Lebenserfahrungen an die Jungen weitergeben. Lange bevor durch die Erfindung der Schrift Wissen und Lebenserfahrungen dauerhaft und unabhängig von denen, die Wissen und Erfahrungen tragen, fixiert und überliefert werden konnten, waren es Erzählungen, die den Bestand und Erhalt erworbenen Wissens gewährleisteten. Es kann daher nicht verwundern, dass es in allen menschlichen Kulturen vielfältige Formen des Erzählens gibt, die teilweise uraltes Wissen, Denken und Erkennen aufbewahren – Mythen, Geschichten, ja auch Gedichte und Lieder sind lebendige Behälter eines Menschheitswissens, das von Generationen zu Generationen weitergeben wird. Bei der Weitergabe des Wissens spielen dabei die Großeltern oft eine wichtige Rolle. Gerade in früheren Kulturen war die Elterngeneration oft mit der Sicherung der familiären Existenz beschäftigt. Jagd, Ackerbau, Sammeln – all das waren mühsame und zeitraubende Tätigkeiten. Die Alten blieben am Ort und mit ihnen die Kinder. Es sind oft die Großeltern gewesen, die ihren Enkeln vom Leben erzählten und sie so auf die kommende Zukunft vorbereiteten. Was glauben Sie denn?
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Dies Domino – 5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Die Texte dieses Sonntags geben uns – gelesen mit der Brille der Texte des Festes Darstellung des Herrn, das die Kirche am vergangenen Donnerstag gefeiert hat -, eine Handlungsanweisung für unseren Alltag als Christen, auch schon im Hinblick auf die bald wieder beginnende Fastenzeit.
Zunächst zu der Erzählung, wie Jesus den Vorschriften folgend von seinen Eltern am Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung in den Tempel gebracht wurde, um ihn Gott zu weihen. Zunächst begegnet Jesus im Tempel dem Greisen Simeon, der schon sehr alt war und als gerechter und frommer Mann nur noch auf die Erfüllung der Verheißung wartete, die ihm gegeben worden war, denn der Heilige Geist hatte ihm geoffenbart:
„er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.“ (Lk 2,25)
Vom Geist in den Tempel geführt, scheint er keine Sekunde zu zweifeln, dass das Kind, das von seinen Eltern in den Tempel getragen wurde, jenes ist, auf das er gewartet hat: der Messias. Und sofort beginnt er mit seinem Lobpreis, den die Kirche noch heute als festen Bestandteil der Komplet kennt:
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Mit dem Fest „Taufe des Herrn“ endet die Weihnachtszeit. Bis zur Liturgiereform währte diese Zeit 40 Tage bis zum 2. Februar, dem Fest „Darstellung des Herrn“ – im Volksmund auch „Mariä Lichtmess“ genannt. Jetzt bildet das Fest „Taufe des Herrn“ den Abschluss und führt eröffnet gleichzeitig den Jahreskreis, denn der kommende Sonntag wird der 2. Sonntag im Jahreskreis sein. Man könnte das Fest „Taufe des Herrn“ fast als „Schwellenfest“ bezeichnen. In diesem Fest sind Weihnachten und Alltagszeit eben scharft voneinander getrennt, sondern miteinander verbunden. Die Menschwerdung Gottes, diese Identifikation Gottes mit uns Menschen, ereignet sich eben, oder besser gerade im Alltag.
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Die Westdeutsche Zeitung Wuppertal veröffentlicht regelmäßig die Rubrik „Drei Fragen an“. In der Ausgabe vom 7. Januar 2011 beantwortete Pastoralreferent Dr. Werner Kleine drei Fragen des Redakteurs Florian Launus zum Ende der Weihnachtszeit. Wir dokumentieren hier den Beitrag in einer etwas ausführlicheren Fassung:
1. Herr Kleine, jetzt feiern wir den Dreikönigstag. Der richtige Zeitpunkt, um Weihnachten abzuhaken?
Dr. W. Kleine: Noch nicht ganz. Die Weihnachtszeit geht seit der Liturgiereform von 1970 in der katholischen Kirche bis zum Fest „Taufe des Herrn“, das am Sonntag nach dem Dreikönigstag gefeiert wird. Am Fest „Taufe des Herrn“ wird insbesondere das Evangelium von der Taufe Jesu verkündet, bei der Gott als „seinen geliebten Sohn“ offenbarte. Das Fest zeigt also noch eine deutlich weihnachtlichte Tendenz, insofern hier noch einmal die Menschwerdung Jesu als des Sohnes Gottes vor Augen geführt wird.
Mit dem Fest „Taufe des Herrn“ endet die Weihnachtszeit und es beginnt die sogenannte „Zeit im Jahreskreis“.
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