Dies Domini – 5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
David Cameron, der frühere britische Premierminister, hat dieser Tage die Brexitabstimmung als einen Fehler bezeichnet und die FAZ kommentierte dies zu Recht als eine Fehlentscheidung beruhend auf einer völligen Verkennung der Stimmung in der Bevölkerung. Unzweifelhaft haben eine Vielzahl von Faktoren diese unselige Entscheidung hervorgerufen, aber dieser eine Fehler dieses einen führenden Politikers hat eine entscheidende Rolle gespielt. Warum ist das so? Warum können Fehler – oder auch Geistesblitze – eines Einzelnen eine so große Rolle spielen, dass die Lebensumstände vieler Menschen davon berührt werden?
Wer sich einmal im Vergleich zwischen Christopher Clarks Buch über den Ausbruch des ersten Weltkrieges und der Biographie von Emil Ludwig über Kaiser Wilhelm II. mit der Frage der Verantwortung für diese Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts befasst, steht vor dem unfassbaren Rätsel, dass sicher viele strukturelle Bedingungen und historische Kontingenzen zusammentreffen mussten, dass aber auch eine ganz persönliche, familiäre Charakterprägung des deutschen Kaisers ihren Beitrag leistete, die man nicht hinwegdenken kann, ohne dass auch die Folge des Kriegsausbruchs entfiele. Natürlich ist man nicht Kaiser oder sonst von erheblicher Wichtigkeit, aber diese ungeheure Bedeutung des Einzelnen lässt uns auch ohnedies vor dem Geheimnis erschauern, da doch die Unwiederholbarkeit und Einzigartigkeit jedes Menschen ebenso beeindruckend wie furchterregend ist.
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